Sternhagelgluecklich
strömten ganz in Weiß gekleidet über die Straße und brachten den Verkehr zum Erliegen. Neugierig stieg die Regisseurin aus und folgte dem Menschenstrom. Was sie schließlich fand, war Madan Katarias erster Lachclub, der inzwischen auf rund zweitausend Mitglieder angewachsen war – und das Thema für Mira Nairs nächsten Dokumentarfilm, »The Laughing Club of India«.
Die Geschichte ist ein schönes Beispiel dafür, dass es sich oft lohnt, sich auf etwas einzulassen und seiner Neugierde nachzugehen, statt genervt in den Verkehrsstaus des Lebens sitzen zu bleiben.
Mir jedoch bleibt ein Menschenstrom, der mich zum Ziel lotst, heute leider verwehrt. Der Park erweist sich als riesig und die Beschreibung »in der Mitte bei dem großen Gebäude« als wenig hilfreich. Es gibt mehrere Gebäude, alle sind groß, und um alle ist noch genug Park drum herum, um sie als »in der Mitte« bezeichnen zu können.
Der Ein-Mann-Lachclub
Nachdem ich eine Weile ratlos herumgelaufen bin, beschließe ich, das zu tun, was viele Inder hier auch tun: Ich setze mich auf eine Steinbank unter einen Baum und meditiere. Ich schließe meine Augen und versuche, mich ausschließlich auf die Geräusche in meiner Umgebung zu konzentrieren. Der Trick bei dieser Art von Meditation, die wir auch in den Morgensitzungen des Lachyogaseminars geübt haben, ist nicht, zwischen schönen und störenden Geräuschen zu unterscheiden. Der singende Vogel ist nicht gut und das Flugzeug nicht böse. Beides sind Geräusche, die einfach da sind. Man nimmt sie wahr, hört weiter, sucht sich schließlich eines der vielen Geräusche aus und versucht, es durch das Gewirr der Klänge zu verfolgen. Wenn man ein neues Geräusch wahrnimmt, konzentriert man sich darauf, bis wieder ein anderes zu einem vordringt.
Im Gegensatz zu manchen anderen Meditationstechniken hat diese bei mir immer relativ gut funktioniert, und auch diesmal versinke ich in der Welt der Geräusche. Vielleicht bin ich doch nicht so unbegabt, wenn es um Meditation geht, denke ich mir. Doch dann merke ich, dass schon allein der Gedanke daran, wie gut meine Meditation funktioniert, eigentlich beweist, dass sie nicht funktioniert. Ich muss meinen Fokus wieder auf die Geräusche legen, auf den Moment – nicht auf Grübeleien.
Weit in der Ferne höre ich eine vielbefahrene Straße, in regelmäßigen Abständen pocht ein Ball gegen einen hölzernen Cricketschläger. Und plötzlich höre ich das, wonach ich die ganze Zeit so krampfhaft gesucht habe: ein lautes, herzhaftes Lachen! Es reißt mich aus meiner meditativen Ruhe. Sofort bin ich hellwach: Wo kam es her? Ist der Lachyogaclub also doch in der Nähe? Oder hat nur ein Cricketspieler einem anderen einen Witz erzählt? Nein, da ist es wieder!
Ich springe von der Bank und gehe in die Richtung, aus der es gekommen war.
Ich springe über eine kleine Hecke, schlängle mich durch eine Gymnastikgruppe leicht übergewichtiger Herren mit eindrucksvollen Bartbinden und folge einem Weg, der mich schließlich um eine Ecke führt. Doch statt einer Gruppe, die gemeinsam lacht, »Hoho! Hahaha!« ruft und »Veeerygood, veeerygood, yay!«, finde ich nur einen älteren Mann mit wirrem Haar und entrücktem Blick, der eine schlabberige Anzughose trägt. In der einen Hand hält er eine Plastiktüte, in der anderen eine Schnapsflasche. Er brabbelt vor sich hin, zeigt auf irgendetwas Unsichtbares neben sich, kommt kurz ins Straucheln, fängt sich dann aber wieder. Dann bricht er in das schallende Gelächter aus, das ich aus der Ferne gehört habe. Kein Lachclub, sondern ein fröhlicher Verrückter. Oder ein betrunkener Ein-Mann-Lachclub mit ausgefallenen Kleidungsvorschriften?
Vielleicht ist es die Wehmut an meinem letzten Tag in Indien, vielleicht bin ich das viele Lachen inzwischen auch einfach überdrüssig – aber mir ist nicht danach herauszufinden, was genau der lachende Alte treibt. Lieber erkunde ich noch ein wenig die Stadt – der Tag ist schließlich noch jung.
25 Es ist einer der zentralen Sätze, die wir als angehende Lachyogatrainer sogar auswendig lernen müssen, ebenso wie die vier anderen »Prinzipien des Lachyoga«, die drei »Gründe für Lachyoga« und die vier »Säulen des Lachyoga«.
26 Während das »echte« Lachen, nach einem französischen Anatomen auch Duchenne-Lachen genannt, seinen Ursprung im limbischen System hat, entspringt das absichtliche, künstliche Lachen unter anderem dem sogenannten Motorkortex.
27 »Laugh for No Reason« ist
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