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Sternhagelgluecklich

Sternhagelgluecklich

Titel: Sternhagelgluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Koch
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einer Weile fällt mein Blick jedoch auf ein Projekt, das mir mit Abstand am besten gefällt.
    Jeff Waldman, ein etwa dreißigjähriger Künstler aus San Francisco, hat vor etwa einem Jahr seine Liebe für Schaukeln entdeckt. Gemeinsam mit einigen Freunden begann er – zuerst in seiner Heimatstadt –, Schaukeln an öffentlichen Plätzen aufzuhängen. Später tat er das Gleiche in Los Angeles und sogar in Panama. »Die Reaktion sowohl von Kindern als auch von Erwachsenen war jedes Mal überwältigend«, erzählt Jeff in seinem Projektvideo. »Die Leute konnten es gar nicht erwarten, bis wir unsere Schaukeln aufgehängt hatten. Später erzählten sie uns, wie ein paar Minuten auf der Schaukel ihren Tag verändert und wie sie mit ihrer guten Laune noch Stunden später Menschen angesteckt hatten.«
    In dem kurzen Film sieht man, wie Jeff und seine Freunde die selbst gebauten Schaukeln an langen Seilen von Ästen, Brücken oder Werbetafeln hängen, wie Kinder und Erwachsene sie benutzen und sich darüber freuen. »Wir wollen zeigen, dass jeder Mensch Freude und Glück durch ganz einfache Mittel erzeugen und verbreiten kann«, so Jeff weiter. »Der Spaß am Schaukeln ist ansteckend, ebenso wie die Freude, die das Aufhängen macht. Durch den einfachen Akt, ein Seil über einen Ast zu werfen, entstehen neue Verbindungen und eine simple Botschaft: Wir wollen die Menschen ermutigen, sich an die Freuden ihrer Kindheit zu erinnern und ihrem Spieltrieb nachzugeben. Aber vor allem wollen wir zeigen, welchen Unterschied ein Lächeln machen kann – und wie ansteckend es auf die Menschen wirkt, die man im Lauf seines Tages trifft.«
    Jeffs großes Ziel – für das er nun auch Geld über Kickstarter sammelt – ist, vier Wochen lang durch Bolivien zu reisen und dort so viele Schaukeln wie möglich aufzuhängen. Warum ausgerechnet Bolivien? Unter anderem, so Jeff Waldman, weil Bolivien das zweitärmste Land Südamerikas sei. Gleichzeitig habe es eine extrem junge Bevölkerung. »Neunundvierzig Prozent der Einwohner sind unter zwanzig«, sagt er. »Im Grunde ist Bolivien ein Land voller Kinder, die ihre Kindheit aber nie genießen konnten, weil sie oft schon im Alter von zwölf Jahren arbeiten mussten.«
    Viertausendachthundert Dollar wollen sie zusammenbekommen, um nach Bolivien zu reisen, dort Hunderte von Schaukeln aufzuhängen und das Ganze auf Fotos und Videofilm festzuhalten. »Die Dokumentation und mediale Verbreitung ist wichtig, denn wir wollen so viele Menschen wie möglich ermutigen, selbst Schaukeln aufzuhängen.«
    Der Gedanke gefällt mir. Ich unterstütze das Projekt mit einem Beitrag, der mich finanziell nicht ruiniert, es aber trotzdem ein Stück näher an die Marke von viertausendachthundert Dollar bringt.
    Bereits einen Tag später erhalte ich ein Update per Mail: »Heilige Sch…! Wow! Ihr seid sensationell!« Jeff und seine Freunde haben binnen zweiundsechzig Stunden den gewünschten Betrag zusammenbekommen und sind außer sich vor Freude. 43
    Mindestens ebenso sehr wie über die finanzielle Unterstützung freuen sie sich über Menschen, die sich mit Reisetipps, Kontakten in Bolivien, Vielfliegermeilen oder dem Angebot gemeldet haben, ihnen für die Reise professionelles Kamera-Equipment zu leihen. Nicht nur für die Organisatoren, auch für einen simplen Unterstützer wie mich ist es ein erhebendes Gefühl zu sehen, wie das Internet – das so oft für Unpersönlichkeit, Vereinsamung und Oberflächlichkeit verantwortlich gemacht wird – dabei hilft, eine gute Idee zu realisieren und die »echte Welt« ein bisschen besser zu machen.
    Ich maile in der Folge ein wenig mit Jeff hin und her und habe den Eindruck, dass er es ernst meint. Natürlich freut er sich auch, auf diese Weise mit zwei Freunden Bolivien bereisen zu können, aber das stört mich keine Sekunde. Abgesehen davon habe ich den Eindruck, dass sie ihr Reisebudget ohnehin relativ knapp kalkuliert haben und an der einen oder anderen Stelle sicherlich genügend aus eigener Tasche werden bezahlen müssen.
    Das Team bricht schließlich nach Bolivien auf, und Jeffs Freundin Molly übernimmt die regelmäßigen Updates für die rund zweihundertfünfzig Unterstützer. Sie ist in San Francisco geblieben und hat dort einen besseren Internetzugang als die Reisegruppe, die zwar mit einem iPhone loszieht, das aber nur selten Empfang hat – und nach einigen Tagen gestohlen wird.
    Trotzdem erreicht die Schaukelfreunde in aller Welt bald eine erste Erfolgsmeldung

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