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Sternhagelgluecklich

Sternhagelgluecklich

Titel: Sternhagelgluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Koch
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Städten wohnt? Wenn die Terminkalender immer voller werden, das Leben des Freundes durch Beruf, Partnerschaft oder Kinder einen anderen Rhythmus bekommt als das eigene?
    Ich glaube tatsächlich, Regelmäßigkeit ist eine der wichtigsten Zutaten für eine gute Freundschaft, auch wenn das langweilig und spießig klingen mag. Wie viele Freundschaften sind schon in der Wüste zwischen »Ich muss mich mal wieder melden«, »Wird mal wieder Zeit, dass wir uns treffen« und »Alles Gute zum Geburtstag, Leider nur per SMS , aber melde mich bald. LG !« verdorrt?
    Ich tendiere dazu, mich viel zu selten bei Freunden zu melden, denn mir ist ja »nichts Nennenswertes passiert«. Dabei geht es in einer guten Freundschaft nicht darum, nur die Siege zu feiern oder die Niederlagen zu verdauen. Es geht auch darum, die Belanglosigkeiten des Alltags zu teilen. Darum, nah an den Kleinigkeiten dranzubleiben, die das Leben des anderen eben auch ausmachen. Denn nur so entsteht die Vertrautheit, die man braucht, um über die großen Dinge des Lebens zu sprechen.
    Den Alltag zu teilen, funktioniert zum Beispiel über regelmäßige Telefonate. Je regelmäßiger und je ritualisierter, umso besser. Denn die Zeit ist natürlich immer zu knapp – und auf morgen verschieben kann man alles, monatelang. Wenn man es aber schafft, einen festen Termin zu finden (sei es jeden Sonntag nach dem Tatort – oder ein gemeinsames Mittagessen jeden Dienstag, falls man doch in derselben Stadt wohnt), ist schon ein großer Schritt gegen das Versanden der Freundschaft unternommen.
    Für die Gespräche über die großen Themen braucht man dann vor allem Zeit. Die hat man zum Beispiel im Urlaub, und deshalb ist die jährliche gemeinsame Reise mit Dirk ein Ritual, das mir ebenso wichtig geworden ist und von dem ich glaube, dass es meinem Glück ebenso zuträglich ist wie das wöchentliche Telefonat.
    Auch an der spanischen Atlantikküste sprechen wir über unsere Pläne für die Zukunft, über unsere gegenwärtigen und vergangenen Beziehungen, über das Altern unserer Eltern und das Heranwachsen unserer Patenkinder. Es sind Gespräche, in denen es nicht darum geht, gut dazustehen oder sich in einer bestimmten Form zu präsentieren. Es sind Gespräche, in denen man weiß, dass man wirklich alles auspacken kann, alles fragen darf – und die trotzdem nie unangenehm gefühlsduselig oder therapeutisch anstrengend werden. Es sind Gespräche, die bei einer Zigarre auf dem Hotelbalkon mit Blick auf die Meeresbucht entstehen, aber auch während einer Autofahrt oder beim mittäglichen Pommes-Essen an der Strandbude. Es sind Gespräche, in denen mal der eine ganz viel redet und der andere fast gar nichts sagt. Gespräche, in denen in der einen Minute über todernste Dinge gesprochen wird, ein paar Minuten später aber auch wieder aus vollem Herzen gelacht werden darf.
    Als wir nach vier Tagen wieder zurück nach Deutschland fliegen, Schrammen vom Surfen an den Knien, Sand in den Schuhen und leicht verkatert, habe ich das Gefühl, das Glücksbarometer steht fast auf Anschlag. Und das liegt ganz bestimmt nicht an den Medikamenten.
    36 Vom englischen »Selective Serotonin-Noradrenalin Re-Uptake Inhibito«. SSRI steht für »Selective Serotonin Re-Uptake Inhibitor«; hier wird also nur in den Serotonin-, nicht in den Noradrenalin-Haushalt eingegriffen.
    37 Zeit für einen kurzen Warnhinweis: Psychopharmaka wie das im Text beschriebene Venlafaxin sind verschreibungspflichtige Medikamente, die in ihrer Wirkung nicht zu unterschätzen sind. Sie sollten nicht zum Spaß und bei gegebener Indikation nur in Absprache mit einem kompetenten Arzt eingenommen werden. Ich befand mich während meines Medikamenten-Selbstversuchs in kompetenten Händen – diese Hände baten jedoch um Anonymität. Gleichzeitig soll dieser Erfahrungsbericht an keiner Stelle als Werbung für irgendein Medikament verstanden werden. Mit anderen Worten: Bitte nicht einfach so zu Hause nachmachen!
    38 Dass solche Medikamente dann stets als »Dauerlösung« bis ans Lebensende genommen werden müssen, kann zwar in manchen Fällen ratsam sein, ist aber nicht zwangsläufig so. Oft, so ein von mir befragter Psychotherapeut, reicht es auch, eine Krisensituation durch Psychopharmaka zu überwinden, sodass anschließend wieder auf das Medikament verzichtet werden kann.
    39 Dass diese Technik (»Verdrängen durch Daddeln«) nicht bei jedem funktoniert, bewies ein ebenfalls an Liebeskummer leidender Freund aus jener Zeit,

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