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Sternhagelgluecklich

Sternhagelgluecklich

Titel: Sternhagelgluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Koch
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irgendwann Kinder zu haben. Nur wenige von uns sind dagegen immun. Ich selbst habe einen neunundzwanzigjährigen Sohn und bin überzeugt, dass er die größte Quelle des Glücks in meinem Leben ist und war – abgesehen vielleicht von meiner zweijährigen Enkelin. Die ist ebenso wundervoll, hat aber bisher nicht von mir verlangt, dass ich in der Öffentlichkeit Abstand von ihr halte und so tue, als würden wir uns nicht kennen.«
    Wissenschaftliche Erkenntnisse ändern aber nichts daran, dass Eltern von ihrem Glück überzeugt sind: »Warte nur mal ab, bis du selbst Kinder hast«, sagen Eltern mit einem Lächeln. »Dann wirst du es merken.« Dem kann man natürlich nur schwerlich etwas entgegensetzen. Denn natürlich kann man als Kinderloser nicht behaupten, man wüsste, ob und wie glücklich Kinder machten. Aber genau deswegen wurden Tausende Male Menschen befragt, die aus Erfahrung sprachen – mit den oben angeführten Ergebnissen. Doch (und damit sind wir beim vierten Grund für die Hartnäckigkeit des »Kinder machen glücklich«-Mythos) die Menschen, die ein glückliches Leben ohne Kinder führen, haben ein ganz einfaches biologisches Problem: Sie sterben aus. Ganz automatisch. Während Eltern ihre Werte (und darunter eben auch die Ansicht: »Kinder sind das Beste, was einem im Leben passieren kann«) an ihre Kinder weitergeben, versenden sich die Werte von Kinderlosen in der Regel spätestens mit ihrem Tod.
    Oft wird angeführt, dass genau dieses Weitergeben der eigenen Werte, das Hinterlassen von Spuren, das Zeugen einer Person, die einen selbst überdauert, Beweis dafür wäre, dass Kinderkriegen sich doch lohne. Das sei auch gar nicht bestritten. Es geht an dieser Stelle nicht darum, zur Kinderlosigkeit aufzufordern – sondern lediglich zu erklären, woher der Mythos kommt, dass Kinder glücklich machten. Unsere Gesellschaft kann nur überleben, weil wir an diesen Mythos glauben. Die Anhänger des Gurus Sri Chinmoy beispielsweise, denen es (wie dem Rekordjäger Ashrita Furman) untersagt ist, Kinder zu zeugen, werden auf Dauer kaum überleben. Ihr Aussterben – durch Konvertiten, die Kinder in die Gemeinschaft mitbringen dürfen, nur ein wenig hinausgezögert – ist in ihrer Überzeugung bereits angelegt.
    Hopserlauf zum Supermarkt
    Mal weg von der Theorie: Ich finde Kinder super. Ich freue mich über jedes neue Kind in unserem Bekanntenkreis und habe zwei Patenkinder, die mir große Freude bereiten. Auch in dem Berliner Bezirk, in dem ich wohne – Prenzlauer Berg –, gibt es momentan jede Menge Kinder und die dazugehörenden Kinderwagen. Viel ist schon über diese Kinderwagen und die Mütter, die sie schieben, geschrieben worden. Fast immer wird sich darüber aufgeregt, zumindest darüber gelästert. Die Kinderwagen seien überteuert, und die Mütter würden die ganze Zeit nur Latte Macchiato trinken und im Weg rumstehen.
    Ich für meinen Teil bin sehr glücklich, in einem Land leben zu dürfen, in dem jeder so viel für einen Kinderwagen ausgeben darf, wie er meint, entbehren zu können. Und in dem jede Mutter über ihre Kaffeevorliebe selbst entscheiden kann. Und wenn die Leute ehrlich sind, werden sie zugeben, dass die Kleiderständer der Klamottenläden und die Tische der Straßencafés mindestens genauso oft im Weg herumstehen wie der zum Feindbild erkorene Kinderwagen.
    Egal ob Cafétisch, Kinderwagen oder schlendernder Tourist – mir sind sie heute alle im Weg. Doch ich versuche, mich nicht darüber zu ärgern. Denn heute folgt der zweite Teil meines Hopserlauf-Experiments, das ich in Heidelberg begonnen habe. Dort fiel es mir schon schwer genug, beim Joggen am Neckar in Gehopse überzuwechseln – aber es war ja in der Fremde, niemand kannte mich. Daheim, vor meiner eigenen Haustür, ist das Ganze ungleich schwerer. Doch heute schlägt die Stunde der Wahrheit.
    Ich schnappe mir den Einkaufsbeutel mit einigen leeren Plastikflaschen darin und trete auf die Straße. Die Herbstsonne scheint, ich nehme meinen Mut zusammen – überrascht, wie viel davon für so etwas Albernes nötig ist – und trete meinen Hopserlauf in Richtung Supermarkt an. Als wäre mein Anblick nicht schon bizarr genug, machen meine Schuhe beim Hopsen auf dem alten Pflaster auch noch einen Höllenlärm.
    Nach wenigen Metern hat sich auch der letzte Kopf in der gesamten Straße nach mir umgedreht. Eine mutmaßlich italienische Familie, die in einem Café sitzt, ruft mir nach. Ich verstehe leider nicht, was. Aber es klingt, als

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