Sternhagelverliebt
jedes Mal, wenn ich ihnen erklären wollte, dass sie alles falsch verstanden hätten, kam kein Laut über meine Lippen. Ich wachte ein paarmal auf, aber ich konnte dem Traum nicht entkommen. Sobald ich wieder einschlief, warteten die Bilder schon auf mich. »Ach, da bist du ja, Katie, wir haben dich schon vermisst. Glaube nicht, dass du so einfach davonkommst.«
Ich wische mir den Schlaf aus den Augen und binde meine Haare mit einem Gummi zusammen. Noch immer in meinem Pyjama setze ich mich an meinen Rechner. Das Licht fällt durch das schmutzige Fenster auf meinen Schreibtisch und wärmt meine Tastatur. Alles ist bereit – ich kann loslegen.
Ich muss nur einen Anfang finden.
Ich wünschte, ich hätte eine höhere Macht, zu der ich beten könnte. Ich wünschte, ich hätte etwas, das größer ist als ich und an das ich glaube. Zum Beispiel an den Baum vor dem Fenster oder an das Rasenstück zwischen dem Bürgersteig und der Straße. Oder an das kleine viereckige Stückchen Himmel, das über den Häusern zu sehen ist. Oder an mich.
Ich wünschte, diese Entscheidung würde sich nicht so bedeutend anfühlen, wie an einem Abgrund zu stehen. Schreib die Geschichte. Oder schreib die Geschichte nicht. Bekomm all das, was du immer wolltest, doch verliere alles, was du schon hast. Verliere alles, was du immer wolltest, und bleib zurück mit … nichts, es kommt mir immer noch vor wie nichts.
Ich bin nichts. Ich bin nichts. Ich. Bin. Nichts.
Wenn ich es nur oft genug sage, geht es in Erfüllung.
Dann tu es.
Tu was?
Schreib. Egal, was. Alles. Versuch es einfach. Wie Rory schon sagte: Du hast nichts zu verlieren.
Ich habe nichts zu verlieren.
Jetzt kapierst du es allmählich.
Aber was ist mit …
Vergiss es. Tabula rasa.
Noch mal von vorn beginnen?
Nein … beginne mit dem Anfang.
Das kann ich.
Wenn die Stars traurig sind
von Kate Sandford
Als ich Amber Sheppard zum ersten Mal persönlich begegne, spielt sie einen Frosch.
Zu dem Zeitpunkt ist sie seit sechs Tagen in der Entzugseinrichtung, wo sie wegen ihrer Sucht nach Kokain, Alkohol und Nikotin behandelt wird – eine gefährliche Mischung, die in den vergangenen Monaten ihr Antriebsmittel war. Sie ist sehr dünn und trägt einen grünen Trainingsanzug. Ihr schwarzes Haar ist zu einem strengen Knoten hochgesteckt. Sie hockt auf ihrem Stuhl im Kreis der Mitpatienten.
Sie quakt. Und genießt unsere ungeteilte Aufmerksamkeit.
Ich verbringe den ganzen Tag damit, alles niederzuschreiben. Es strömt aus mir heraus, Tag für Tag, Gedanke um Gedanke, Unterhaltung um Unterhaltung. Die kleinen vertraulichen Bemerkungen. Das seltsame Verhalten. Connor. Alles, was ich weiß, und einiges, das ich vermute. Eine kleine Erzählung der Tage ihres Lebens, die ich mit ihr geteilt habe.
Ich weiß nicht, ob es das ist, was Bob sich erhofft. Ich weiß nicht, was es über Amber aussagt oder über mich (obwohl ich versuche, meine Person rauszuhalten). Ich weiß nur, dass ich mich erleichtert fühle, als ich die Erinnerungen zu Papier bringe. Die letzten sechs Tage, in denen ich mich mit der Frage gequält habe, wie ich den Artikel schreibe und ob ich ihn überhaupt schreibe. Das alles ist jetzt vergangen. Ich habe ihn geschrieben. Vielleicht werde ich ihn einreichen. Vielleicht lasse ich es aber auch. Doch es ist jetzt eine Entscheidung weniger zu treffen, und das fühlt sich gut an.
Als die Sonne hinter der Skyline der Stadt verschwindet, lasse ich die Rechtschreibung prüfen, gehe auf
Drucken
und lausche dem Geräusch meines Druckers, der die Worte aufs Papier bringt. Morgen werde ich alles noch einmal lesen, um den Text zu überarbeiten, aber ich will auf jeden Fall einen ersten Ausdruck, falls mein uralter Computer den Geist aufgeben sollte.
Mir bleiben noch zwei Tage, um an der Geschichte zu feilen, und am Tag darauf, dem Tag der Abgabe, werde ich entscheiden, ob ich abgebe oder nicht.
Klingt nach einem Plan.
Ich stapele die Seiten ordentlich auf meinem Schreibtisch und lege einen alten Stein aus dem Garten meiner Eltern darauf. Ein letztes Mal sichere ich das Dokument und fahre den Rechner danach herunter. Schließlich atme ich einmal tief ein und aus.
Dann gehe ich aus und betrinke mich.
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22. Kapitel
The Boys Are Back in Town
E s fängt alles damit an, dass ich zusage, mich mit Amber und ein paar ihrer Freundinnen zum Dinner zu treffen.
Warum, ja, warum nur mache ich so etwas, wenn man bedenkt, womit ich meinen Tag zugebracht habe?
Bin ich
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