Sternhagelverliebt
nichts mit dir zu tun, Katie. Sie ist es nicht anders gewohnt. Es ist diese ganze Scheißwelt, in die du nicht eintauchen willst. Vertrau mir. Ich weiß es.«
Ich fange Amys besorgten Blick auf und kann nicht verhindern, über die emotionalen und körperlichen Narben nachzudenken, die sie mit sich herumträgt. Vielleicht hat sie recht. Das einzige Problem ist, dass es mein Job ist, in die Scheißwelt von DM V N einzutauchen.
»Also gut, ich habe verstanden.«
Ich setze mich vorsichtig aufs Bett und nehme meinen
Hamlet
zur Hand, während Amy ihr Duschzeug zusammensucht.
»Hey, Katie?«, sagt sie an der Tür.
»Ja?«
»Noch immer Freunde?«
Ich blicke in ihr unsicheres Gesicht und treffe eine Entscheidung.
»Ich bin nicht nach draußen gegangen, um meinem Ex-Freund nicht in die Arme zu laufen«, sage ich.
»Dein Ex-Freund ist Patient hier?«
Ich seufze. »Nein, er ist einer der Gärtner. Ich habe ihn gestern zufällig getroffen und ich habe Angst, dass ich noch jemandem begegnen könnte, den ich kenne, und dass derjenige meinen Eltern sagen könnte, dass er mich hier gesehen hat.«
Sie zieht die Augenbrauen hoch. »Deine Eltern wissen nicht, dass du hier bist? Du hältst dich wirklich bedeckt, stimmt’s?«
»Ich hab’s
dir
gesagt.«
»Also, warum hast du dich ausgerechnet für diese Einrichtung entschieden? Du hättest doch auch irgendwo anders einchecken können.«
Irgendwo anders, wo es einen Prominenten gibt, der eine Bruchlandung hinter sich hat.
»Tja, offensichtlich habe ich nicht genug darüber nachgedacht. Zu meiner Verteidigung muss ich allerdings sagen, dass ich überhaupt nicht mehr klar denken konnte.«
Sie lächelt. »Dein Geheimnis ist bei mir sicher, Katie.«
Das will ich hoffen.
»Schritt 2 : Wir kamen zu dem Glauben, dass eine Macht, größer als wir selbst, uns unsere geistige Gesundheit wiedergeben kann«, sagt Saundra während unserer Einzelsitzung an Tag 7 :
Anerkennen unserer höheren Macht.
Sie trägt einen weißen Pullover, über den unterschiedlichste Hunde tollen. Bei jedem ihrer Atemzüge bewegen sie sich, und das macht mich irgendwie wahnsinnig. »Sind Sie bereit dazu?«
»Nein, ich glaube nicht.«
»Warum nicht?«
Ich zögere. Ich habe das Gefühl, dass Saundra nicht gefallen wird, was ich zu sagen habe.
»Weil ich nicht an Gott glaube.«
Gelassen sieht sie mich an. »Sie müssen nicht an Gott glauben, um diesen Schritt zu machen, Katie. Ihre höhere Macht muss keinen religiösen Beiklang haben.«
Was für ein Haufen Mist.
»Kann ich diesen Schritt nicht einfach überspringen, wenn ich die anderen brav befolge?«
»Nein, so funktioniert das nicht.«
»Dann nehme ich an, dass die Anonymen Alkoholiker nicht das Richtige für mich sind.«
Sie wirkt besorgt. »Es muss Ihnen gelingen, dass es für Sie funktioniert, wenn Sie aufhören wollen zu trinken.«
Dann ist es ja gut, dass ich im Grunde genommen nicht aufhören muss zu trinken.
»Wollen Sie damit sagen, dass das Programm der Anonymen Alkoholiker der einzige Weg ist, um nüchtern zu bleiben?«
»Es ist zumindest der einzige Weg, den ich kenne, der dauerhaften Erfolg bringt.«
»Aber ich dachte, es klappt nur bei ungefähr zwölf Prozent der Patienten.«
Sie wählt ihre Worte mit Bedacht. »Ja, das stimmt. Die meisten Behandlungsmethoden haben nur eine Erfolgsquote von zehn bis zwanzig Prozent.«
Ich frage mich, wie die Erfolgsquote bei Undercover-Entziehungskuren aussieht. Doch wahrscheinlich taucht so etwas in keiner Statistik auf.
»Inklusive dieser Methode?«
»Ja.«
»Wieso haben Sie mir das nie gesagt?«
»Glauben Sie, dass es hilfreich ist, zu wissen, dass man wahrscheinlich eher scheitert als erfolgreich ist?«
»Vielleicht nicht, aber ich bin mir auch nicht sicher, ob unrealistische Erwartungen funktionieren.«
»Ist es unrealistisch, anzunehmen, dass Sie die Macht haben, Ihre Abhängigkeit zu überwinden?«
»Ich dachte, ich wäre macht
los.
«
Sie schüttelt den Kopf. Die Hunde bewegen sich. Ich werde heute Nacht auf jeden Fall Hunde-Alpträume haben.
»Nein, Katie. Sie sind nur machtlos, die Dinge zu ändern, die Sie nicht ändern können. Sie sind eine Alkoholikerin. Das wird sich niemals ändern. Sie haben jedoch die Möglichkeit, darüber zu entscheiden, was das für Sie bedeutet.«
»Aber was hat das mit Gott zu tun?«
»Ihre höhere Macht gibt Ihnen die Kraft, die richtigen Entscheidungen zu treffen.« Sie wirft mir ein geduldiges Lächeln zu. »Lassen Sie es uns von einer
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