Sternhagelverliebt
anderen Seite betrachten. Warum lehnen Sie den Gedanken an eine höhere Macht so ab?«
»Weil ich nicht daran glaube. Das habe ich noch nie getan.«
»Warum, meinen Sie, ist das so?«
Ich denke darüber nach. »Haben Sie das Buch
Eat, Pray, Love
gelesen?«
»Ich habe davon gehört.«
»Es geht um diese Frau, die sich entschließt, ein Jahr lang drei Aspekte des Lebens zu erforschen: Genuss beziehungsweise Vergnügen, Glaube und das Finden der Balance zwischen den beiden.«
»Ich sehe jetzt den Zusammenhang nicht.«
»Tja, ich mochte das Buch wirklich – vor allen Dingen die Passagen über das Essen und die Liebe. Das ist etwas, an das ich glauben kann. Doch im Mittelteil, als sie in diesem Ashram in Indien ist und ständig meditiert und dann diese … ich weiß nicht … außerkörperliche Erfahrung oder wie auch immer macht und glaubt, Gott zu
sehen,
da konnte ich beim Lesen nur noch
bla bla bla
denken.«
»Wieso?«
»Weil ich es nicht geglaubt habe. Ich konnte mich nur in die Geschichte einfühlen, wenn die Frau sich über ihre Erfahrung lustig gemacht hat.«
Saundra wirkt nachdenklich. »Also konnten Sie die Erfahrung mit Gott nur nachvollziehen, wenn sie ihre Unsicherheit ausgedrückt hat, ob sie Gott tatsächlich erlebt hat?«
»Bingo.«
»Tja, Katie. Ich habe das Buch zwar nicht gelesen, aber aus dem, was Sie mir erzählen, schließe ich, dass Sie vielleicht nicht verstanden haben, was sie sagen will.«
Ach was.
»Ja, vielleicht.«
Saundra und die unheimlichen, sich bewegenden Hunde betrachten mich. »Katie, wie ich vorhin schon sagte, muss es nicht Gott sein. Es muss nur etwas sein, das außerhalb von Ihnen ist. Eine Konstante, an der Sie festhalten können. Also, hier ist Ihre Hausaufgabe: Ich möchte, dass Sie in den nächsten Tagen ein wenig Zeit damit verbringen, etwas zu finden, das stärker ist als Sie. Meinen Sie, dass Sie das schaffen?«
Habe ich eine andere Wahl?
Höchstwahrscheinlich hast du deine Entscheidungsfreiheit abgetreten, als du Bobs Angebot angenommen hast.
»Ich kann es ja mal versuchen.«
Nach dem Abendessen folge ich den anderen, um wieder mal eine romantische Komödie zu schauen. Heute Abend läuft
Kate & Leopold.
Es geht um einen reichen Erfinder aus dem 19 . Jahrhundert, der einen Weg findet, um in das moderne New York und zu Meg Ryan zu reisen.
Amber setzt sich neben mich, nachdem drei Viertel des Filmes vorbei sind und Kate und Leopold gerade feststellen, dass ihre Beziehung vielleicht doch nicht funktionieren könnte, wenn man die ganze Sache mit dem Zeit-Raum-Kontinuum bedenkt. Im Schein des Fernsehers wirkt Ambers Gesicht aschfahl.
»Ich kann nicht fassen, was wir uns hier für einen Scheiß ansehen müssen«, sagt Amber ziemlich laut.
»Schh!«, zischt der eventuell schwule Regisseur hinter uns.
Ich werfe ihm einen ungläubigen Blick zu, obwohl er, wenn ich so darüber nachdenke, jeden Abend hier war (wie ich auch) und das Genre zu mögen scheint.
Wir sehen uns den Rest des Films an. Leopold kehrt in seine eigene Zeit zurück und ist traurig. Kate bleibt in ihrer Zeit und ist traurig. Dann wird Kate klar, dass es wichtiger ist, glücklich zu sein als eine erfolgreiche Karrierefrau im 20 . Jahrhundert, und dass ihr noch ungefähr 20 Minuten bleiben, um zur Brooklyn Bridge zu kommen, bevor das Loch im Zeit-Raum-Kontinuum sich für immer schließt. Sie eilt von der Party, die gegeben wird, um ihre Beförderung zu feiern und …
Ich schnaube verächtlich. »Oh. Mein. Gott. Sie wird nicht rennen, oder?«
»Sieht so aus«, entgegnet Amber.
»Ist dir schon mal aufgefallen, dass diese Filme immer damit enden, dass irgendjemand seiner wahren Liebe hinterherrennt, um zu sagen, was er wirklich fühlt?«
Sie kichert. »Wie in
Harry und Sally.
«
»Genau.«
»Vielleicht ist das nur in Filmen mit Meg Ryan so?«
»Nein, das ist auch in
Liebe braucht keine Ferien
so. Cameron Diaz rennt durch den Schnee, um zu Jude Law zu kommen.«
»Das kannst du ihr nicht verübeln.«
»Stimmt.«
Amber wirkt nachdenklich. »Vermutlich ist es keine wahre Liebe, wenn es einem nicht wert ist, dafür zu rennen.«
»Jedenfalls nicht in Filmen.«
»Schh!«
Meg/Kate springt von der Brücke in das Loch. Nachdem sie noch ein bisschen gerannt ist, findet sie Leopold und lässt ihr altes Leben voll einsamer Unabhängigkeit hinter sich. Vermutlich hat das Wahlrecht, das sie im 20 . Jahrhundert hatte, nicht gereicht, um sie zu halten.
Der Abspann läuft, und jemand macht
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