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Sternschnupperkurs

Sternschnupperkurs

Titel: Sternschnupperkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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hatte sich offenbar nicht nach oben gewagt, um sich zu verabschieden.
    Aber als Suzy in die Küche kam, sah sie ihn. Er saß mit ausgestreckten Beinen an dem Eichenholztisch, trank Kaffee und studierte die Pläne, die der Landschaftsgärtner zurückgelassen hatte.
    »Oh.« Sie zögerte auf der Türschwelle. »Ich wusste nicht, dass du noch da bist.«
    »Warum? Wolltest du dich da oben so lange verstecken, bis ich weg bin?«
    »Nein.«
    Leo klopfte gegen seine Tasse. »Kaffee?«
    »Nein.« Suzy schüttelte den Kopf. Sie wollte jetzt nur noch nach Hause. Sie wünschte sich ein langes Bad und ein großes Glas Wein. Und sie wollte sich in Ruhe ausweinen.
    »Das Wasser ist eben erst zum Kochen gekommen«, sagte Leo. Mit einem angedeuteten Lächeln fügte er hinzu: »Ich würde zu gern meine Milch mit dir teilen.«
    Etwas in Suzy rastete aus. »Würdest du bitte aufhören, mir komisch zu kommen!«, bellte sie. »Ich war den ganzen Tag eine schlecht gelaunte Zicke. Ich weiß das und du weißt das, und darum geht mir dieses ganze Kaffeeanbieten auf die Nerven. Was soll das sein? Der Seid-nett-zu-Suzy-Tag? Und keiner hat daran gedacht, mich darüber zu informieren?«
    Na also, wenn das keine Reaktion zeitigte, dann wäre alles vergebens. Sie spürte, wie sich in ihr Druck wie im Dampfkochtopf aufbaute. Sie stützte die Hände auf die Hüften, ihre Finger bohrten sich in die Jeans. Jeder Muskel in ihrem Körper fühlte sich wie eine Sprungfeder an. Suzy wurde klar, dass sie sekündlich in die Luft gehen konnte, wie Tigger.
    »Ist ja gut«, sagte Leo. »Wenn du es so ausdrücken möchtest. Heute ist Seid-nett-zu-Suzy-Tag.«
    »Ha!
Unnatürlich
nett.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Der Job stinkt.«
    »Aber jemand muss ihn ja machen, und du hast den Kürzeren gezogen? Was für ein Pech!«, höhnte Suzy.
    »Ich spreche eigentlich davon, dass du das Haus ausräumen musstest. Die Sachen deiner Mutter entsorgen.« Leo blieb ruhig. »Das ist eine emotionale Erfahrung. Natürlich bist du durcheinander.«
    Suzy öffnete den Mund und wollte protestieren, aber dann schloss sie ihn abrupt wieder.
    Lag es daran? Konnte es wirklich sein, dass sie aus diesem Grund den ganzen Tag über so mies drauf gewesen war?
    O nein, sicher nicht. Das konnte unmöglich der Grund sein.
    »Ich bin nicht durcheinander. Es geht mir gut«, erklärte Suzy frostig. »Warum sollte es eine emotionale Erfahrung sein, die Sachen meiner Mutter zu entsorgen? Meine Güte, so nahe standen wir uns nicht.«
    Ihre Stimme klang hoch und fremd. Wie peinlich. Suzy war sehr an einem schnellen Abgang gelegen. Mit den Augen suchte sie die Küche nach ihren Autoschlüsseln ab.
    »Ich bin heute Nachmittag nur geblieben, weil Roger beim Überprüfen der Bodenbeschaffenheit etwas im Garten gefunden hat«, erklärte Leo. »Es war da drüben vergraben.« Er zeigte durch das Küchenfenster. »Unter den Pfingstrosen.«
    Suzy wusste plötzlich, was Roger gefunden hatte. Vorhin hatte sie sich nicht erinnern können, warum es ihr so vertraut war, ihn dort mit dem Spaten graben zu sehen. Doch nun kehrten die Erinnerungen mit Macht zurück.
    »Was hat er ausgegraben?« Hinter ihrer gespielten Unbekümmertheit schlug Suzys Herz wie eine gigantische Rumbakugel. »Einen abgetrennten Arm? Einen verborgenen Schatz? Eine blau-goldene Keksdose mit dem Bild eines Pfaus auf dem Deckel?«
    Leo drehte sich auf dem Küchenstuhl und langte nach der blau-goldenen Dose. »Ich wusste nicht, was drin war, darum habe ich kurz nachgesehen.«
    Er hielt ihr die Dose hin. Suzy nahm sie in die Hand und stellte sie vorsichtig auf dem Küchentisch ab. Ein Großteil der Erde war abgewischt worden. Das Blau und das Gold war verblasst und etwas angerostet, aber immer noch sofort erkennbar.
    Suzy wusste genau, was sie darin finden würde. Ein schmales Hundehalsband und eine Leine. Eine Haarlocke von sich. Fotos aus Zeitschriften von ihren Lieblingspopsängern. Fotos von sich, im Alter von zehn und elf Jahren – mit brutal kurzen Haaren und tränenreichem Gesichtsausdruck. Mehrere zerbrochene Plastikschmuckstücke. Und, nicht zu vergessen, ein Tagebuch mit Take That auf dem Umschlag.
    »Ich kann nicht fassen, dass er das gefunden hat.« Suzy sank mit einem verunglückten Lächeln und einem Kloß im Hals auf einen der Küchenstühle. »Das ist ja nun wirklich kein kleiner Garten. Warum um alles in der Welt hat er ausgerechnet an dieser Stelle gegraben?« Sie versuchte sich an einer Prise Humor.
    Verständlicherweise

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