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Sternschnupperkurs

Sternschnupperkurs

Titel: Sternschnupperkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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Lucille grinste ihn an.
    Er mochte es, wie sie ihn neckte. Genau wie Suzy.
    »Das ist doch verrückt.« Jaz sah auf seine Uhr. »Bis wir nach Hause kommen, ist es neun. Und gleich morgen früh müssen wir wieder hier sein. Warum nehmen wir uns nicht einfach ein Hotelzimmer?«
    »Äh …«
    »Du wirst heute Abend keinen Cheeseburger mit Fritten essen, nicht heute Abend.« Jaz schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, aber das kann ich nicht zulassen. Wir werden im Savoy übernachten, ein
anständiges
Abendessen zu uns nehmen und uns ausschlafen … Morgen laufen wir dann zu allem bereit um zehn im Studio ein.«
    »Äh …«
    »Das ist doch viel vernünftiger. Ich muss heute nicht mehr nach Bristol zurück«, fuhr Jaz fort. »Du etwa?«
    »Nein.« Lucille fand endlich ihre Sprache wieder. Sie hatte das Gefühl, dass ihr eine Frage gestellt worden war, die sehr viel komplizierter war, als sie klang. Aber das war dumm.
Sie
war dumm. In London zu bleiben war nichts weiter als ein praktischer Vorschlag. Jaz hatte recht, es war viel vernünftiger.
    »Also? Was sagst du dazu?«
    »Ist gut«, meinte Lucille und fügte noch hinzu. »Aber nicht im Savoy.«
    »O Gott, hasst du es dort so sehr?« Jaz nahm sie natürlich auf den Arm.
    »Das ist es nicht.«
    »Mach dir keine Gedanken um die Kosten. Du bist mein Gast.«
    »Das ist es auch nicht.« Lucille zupfte an dem ausgefransten Saum ihres uralten, grauen Sweatshirts. »Ich bin nur nicht sicher, ob die mich so reinlassen.«
    Irgendwo in der Ferne schlug eine Uhr Mitternacht. Auf der Damentoilette des Savoy Grill starrte Lucille ihr Spiegelbild an.
    Ihr Haar war zu einem Knoten hochgesteckt. Das kupferfarbene Kleid schimmerte wie eine sonnenbeschienene Wasseroberfläche, als sie sich nach vorn beugte, um ihren Lippenstift zu erneuern. Sie blinzelte und prüfte, ob der Lidschatten auch nicht verschmiert war.
    War er nicht. Hurra.
    Andererseits war das der mit Abstand teuerste Lidschatten, den sie jemals gekauft hatte. Für 25  Pfund 50 sollte er auch tunlichst nicht verschmieren.
    Was das Kleid betraf … nun, das war allein die Schuld von Jaz. Er war derjenige, der sie in der Brompton Road aus dem Taxi gezogen und sie durch die Tür der exklusiven, kleinen Boutique geschoben hatte, in der man die alarmierende Angewohnheit pflegte, keine Preisschilder an die Kleider zu heften.
    »Ehrlich, Top Shop reicht mir völlig.« Ihre Proteste hatten die Verkäuferin sichtlich erschauern lassen. Nur gut, dass Jaz bei ihr war, ansonsten wäre sie an die frische Luft und auf ihren designerlosen Hintern gesetzt worden.
    Andererseits, wenn Jaz nicht bei ihr gewesen wäre, dann hätte sie die Boutique überhaupt gar nicht erst betreten. Sie wäre gleich zu Top Shop gegangen.
    »Hör auf zu nölen«, hatte Jaz zu ihr gesagt, als sie versuchte, ihn davon abzuhalten, ihr Schuhe zu kaufen. »Du kannst zu einem solchen Kleid keine Turnschuhe tragen.«
    Was geschieht mit mir?, dachte Lucille jetzt und betrachtete ihr Spiegelbild. Warum habe ich das Gefühl, als sei ich eine Fallschirmspringerin, die mit Augenbinde aus einem Flugzeug springen soll?
    Anders ausgedrückt, es ist Mitternacht, wir haben unser Abendessen beendet und wir gehen jetzt gleich auf unsere Zimmer, um uns für den wichtigen Tag morgen auszuschlafen. Warum stehe ich also auf der Damentoilette und lege noch mehr Lippenstift auf?
    Und noch mehr Parfüm?
    O Gott. Lucille schüttelte über ihr schamloses Spiegelbild den Kopf.
    Als ob sie es nicht ganz genau wüsste.
     
    Jaz wartete vor dem Aufzug auf sie. Bei Harvey Nichols hatte er zuvor – in nur fünf Minuten – einen schwarzen Versace-Anzug, ein orangefarbenes Hemd und eine lila Krawatte gekauft. Irgendwie passte das alles zusammen. Jaz konnte so was durchziehen, einfach deshalb, weil er Jaz war. Hauptsächlich, weil es ihm vollkommen egal war, ob etwas passte oder nicht.
    Die letzten zweieinhalb Wochen waren für Lucille eine unglaubliche Erfahrung gewesen. Eingeschlossen im Studio, die enge Zusammenarbeit mit Jaz – die Intensität ihrer Arbeit –, all das war ein Schnellkurs in Sachen Wie-lerne-ich-Jaz-kennen. Musik war seine Leidenschaft und seine Begeisterung war bezaubernd. Jetzt, da er wusste, dass er auch ohne die Hilfe seiner Co-Autoren – Mr. Bushmills Single Malt und Mr. Johnny Walker Black – schreiben konnte, war er nicht mehr zu bremsen. Er war wie ein Sechsjähriger, der herausgefunden hat, dass er sein Fahrrad auch ohne Stützräder fahren kann. Ihn in

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