Sternschnupperkurs
trocken, »die du dir während unserer Ehe den Buckel krumm gearbeitet hast.«
»Das war etwas anderes«, schoss Suzy zurück. »Du warst ständig betrunken! Du hast jemand
gebraucht
, der sich um dich kümmert.«
»Und du warst Florence Nightingale?« Celeste wandte sich triumphierend an sie. »Ich habe gehört, dass du nichts anderes getan hast, als Schokolade zu essen und shoppen zu gehen. Offen gesagt, erstaunt es mich, dass du Klamotten in deiner Größe gefunden hast.«
Harry hustete laut und sah allmählich panisch aus.
»Keine Sorge«, versicherte ihm Jaz. »So gehen die beiden immer miteinander um. Und? Wo seid ihr heute Abend gewesen?«
Harry war eindeutig erleichtert, endlich eine vernünftige Stimme zu hören. »In der Pineapple Bar.«
»Um Lucille zu sehen«, warf Suzy ein. »Sie arbeitet dort.«
»Ach ja? Als was?«
»Als Barkeeperin«, rief Harry rasch.
»Vermutlich trinkt sie auch.« Celeste klang mitleidig. »Ich wünschte, die Leute würden endlich erkennen, dass das Leben mehr zu bieten hat.«
»Beispielsweise sich Bänder um den Kopf zu schlingen und zu versuchen, wie eine Pralinenpackung auszusehen?«, stichelte Suzy. »Lucille führt auch Hunde spazieren. Wer weiß, wenn ich sie ganz lieb darum bitte, geht sie vielleicht auch einmal mit dir Gassi.«
»Sie tut mir einfach nur leid.« Celeste klimperte ihre Wimpern mitfühlend in Richtung Harry, dann zuckte sie mit den Schultern und nippte an ihrem lauwarmen Kaffee. »Man stelle sich die Enttäuschung vor, wenn man endlich zum ersten Mal die verschollene Schwester trifft und dann feststellt, dass
du
es bist.«
7. Kapitel
»Mir war nicht klar, dass ihr beide euch so sehr hasst«, sagte Harry, als sich die Haustür hinter ihnen schloss.
»Ach, wir
hassen
uns doch nicht.« Suzy winkte abwehrend mit der Hand ab. Sie und Celeste liebten es einfach, einander aufzustacheln, und das Schöne war, dass keine von ihnen dadurch zur beleidigten Leberwurst wurde. »Ich wünschte nur, Jaz hätte sich eine Freundin gesucht, die … besser ist.«
Harry schaute zweifelnd. »Liebst du ihn noch?«
»Nein!«
»Ganz sicher nicht?«
Also ehrlich, dachte Suzy, warum waren die Menschen so? Warum dachten alle immer dasselbe?
»Natürlich bin ich sicher«, erklärte sie geduldig. »Und bevor du die nächste Frage stellst: nein, ich bin nicht eifersüchtig auf Celeste.«
Harry dachte ein paar Sekunden lang darüber nach. »Okay, vielleicht nicht. Aber ist Celeste womöglich auf dich eifersüchtig?«
Sie kamen zu seinem Wagen. Suzy drehte sich zu ihm, und ihr Mund hob sich – ganz von allein! – ihm entgegen.
»Du klingst wie Inspektor Barnaby«, murmelte sie. »Und dabei wurde gar niemand ermordet.«
»Hm.« Harry strich ihr eine dunkelblonde Locke aus dem Gesicht. »Noch nicht.«
Jaz kannte sie einfach zu gut. Er hatte nicht abgeschlossen.
»Und«, fragte Suzy, als sie erneut ins Wohnzimmer gestürmt kam. »Was denkt ihr?«
»Es sollte nicht darauf ankommen, was wir denken«, erklärte ihr Jaz. »Nur das, was du denkst, zählt.«
»Aber man kann sich nicht immer darauf verlassen, dass ich es auch gut hinbekomme«, sagte Suzy. »Weil ich doch so einen dämlichen Männergeschmack habe. Ich meine, seht euch nur an, wen ich mal geheiratet habe.«
Jaz lachte. Celeste kratzte müßig am silbernen Lack ihrer Zehennägel und meinte: »Ich fand ihn ganz in Ordnung. Niedlich.«
»Niedlich?«
Suzy starrte sie entgeistert an. »Das kann man von einem Welpen sagen. Aber es ist schrecklich, wenn man das von einem erwachsenen Mann sagt.«
Celeste zuckte mit den Schultern und versuchte es erneut. »Also schön, er sieht auf nette Weise gut aus. Wie der Typ in dem Film, den wir neulich im Fernsehen gesehen haben.« Sie stieß Jaz mit dem Ellbogen an. »Dieser echt alte Film … ach, wie hieß er gleich wieder? Er spielte einen Arbeiter auf einer Kirmes, und du hast mir erzählt, dass sein Freund im Film mal in einer Band gespielt hat.«
»
That’ll Be the Day
. David Essex«, sagte Jaz, der es nicht wagte, Suzy in die Augen zu schauen.
Unschuldig fragte Suzy: »Dann wäre der Freund, der mal in einer Band spielte … Ringo Starr?«
»Genau der!« Celeste nickte glücklich.
»Und die Band, für die er spielte, waren das zufällig … die Beatles?«
»Wieder richtig! Ehrlich, du bist ein nie versiegender Quell an Informationen, was alte Musik betrifft.« Celeste klang bewundernd. »Es ist fast so, als wärst du 46 und nicht 26 .«
»Ich bin 24 «,
Weitere Kostenlose Bücher