Sternschnupperkurs
Rolle geworfen und gerufen: »Ich kann so nicht weitermachen, ich muss aufhören zu trinken, es zerstört mein L-l-leben.« Die Tränen waren mühelos geflossen. Sie hatte eine phantastische Vorstellung abgeliefert.
Hinterher, nachdem das Treffen zu Ende war, war sie wie ein Teenager nach einer Doppelstunde Mathe aus dem Raum geschossen.
Als Jaz wenige Minuten später zu seinem Wagen zurückkehrte, hatte er sie schluchzend auf dem Bürgersteig vorgefunden, als ob ihr das Herz brechen würde.
»Ich schaffe es nicht«, jammerte Celeste und vergrub das Gesicht in den Händen. »Ich kann nicht, ich k-kann nicht!«
»Doch, du kannst.« Er hatte sie auf die Beine gezogen und in ihr bleiches, tränenüberströmtes Gesicht geblickt. »Ich lade dich auf einen Kaffee ein. Du kannst mir alles über dich erzählen.«
»Das willst du gar nicht hören«, murmelte Celeste. »Ich bin ein hoffnungsloser Fall.« Ihr Kinn zitterte, sie schaute ängstlich zu ihm auf. »Ich gieße Wodka in meine Cornflakes.«
»Falsch«, sagte Jaz. »Du hast Wodka in deine Cornflakes geschüttet. Jetzt tust du es nicht mehr.«
Sie schüttelte den Kopf. »Warum sollte dir etwas daran liegen?«
»Weil wir das alle gemeinsam durchstehen.« Mit einem Finger wischte er ihr vorsichtig die Tränen aus dem Gesicht. »Und wenn ich mit dem Trinken aufhören kann, dann kannst du das auch. Komm, Süße, steig in den Wagen.«
Und das war es dann. Nachdem er sein Leben lang unverantwortlich gehandelt und nur auf sich selbst Rücksicht genommen hatte, konnte sich Jaz endlich um jemand anderen kümmern. Es freute ihn unendlich, dass er nun in der Lage war, einem anderen Menschen zu helfen, und er widmete sich mit aller Kraft der Aufgabe, Celeste beizustehen.
In ihrer Badewanne lächelte Celeste in sich hinein und seifte sich gemächlich die Arme ein. Sie hörte, wie unten die Haustür zugeschlagen wurde. O ja, sie hatte ihre Chance beim Schopf ergriffen und es nie auch nur für eine Sekunde bereut. Hin und wieder sehnte sie sich nach einen netten Glas Rotwein, aber keines trinken zu können, war ein kleiner Preis, wenn sie dafür mit Jaz leben konnte.
Die Badezimmertür öffnete sich, und sie lächelte Jaz an. »Du bist wieder da. Wie ist es gelaufen?«
Er setzte sich auf den Wannenrand. »Jeffs Frau ist schwanger. Sie sind total hingerissen.« Er hielt inne. »Dave glaubt, dass seine Freundin ihn verlassen wird.«
»Der arme, alte Dave.« Er hat es nicht anders verdient, so langweilig wie er ist, dachte Celeste insgeheim. Ihr Blick fuhr über den Körper von Jaz, der in dem schwarzen Sweatshirt und den hellen Jeans so durchtrainiert und muskulös und umwerfend aussah. Er war alles, was sie sich jemals ersehnt hatte. Ihr Traum war wahr geworden.
»Und Jeff meinte, es sei an der Zeit, dass ich wieder Musik mache«, fuhr Jaz mit ruhiger Stimme fort.
Celeste sah ihn an. Dieses Thema war schon früher hochgekommen. Für Jaz waren Alkohol und das Musikgeschäft eng miteinander verbunden. Das eine gab es nicht ohne das andere. Seit er nicht mehr trank, hatte er die Arbeit völlig aufgegeben, weigerte sich, ein Album aufzunehmen oder auf Tour zu gehen oder auch nur einen Song zu schreiben. Sie wusste, dass er befürchtete, wenn er in sein altes Leben zurückkehrte, würde er der Versuchung nicht widerstehen können, wieder zu trinken.
»Du musst nicht wieder arbeiten. Nicht, wenn du nicht willst.« Sanft drückte Celeste seinen Arm. Sie wollte sowieso nicht, dass er sich wieder seiner Karriere zuwandte. Sie waren glücklich miteinander und hatten genug Geld. Der Gedanke, dass Jaz wieder ein wildes Rock-’n’-Roll-Leben führen könnte, machte sie nervös. Nicht nur wegen des Alkohols, viel mehr wegen der Groupies …
»Keine Sorge, ich lasse mich nicht dazu drängen.«
Jaz lächelte ansatzweise. Dreieinhalb Jahre waren in jeder Hinsicht eine lange Pause. Er war hin und her gerissen, weil er wirklich gern wieder arbeiten wollte. Es war egal, dass die Tantiemenschecks immer noch eifrig ins Haus flatterten – er konnte nicht den Rest seines Lebens damit verbringen, absolut gar nichts zu tun.
»Du bist gesund, nur darauf kommt es an«, sagte Celeste. »Jeff dreht einfach gern am Rad. Er ist neidisch, weil du mehr hast, als er je haben wird.«
Sie brauchten einen Urlaub, fand Celeste. Zwei Wochen in weiter Ferne, an einem Privatstrand auf den Seychellen, das würde alles wieder ins Lot bringen.
»Vergiss Jeff.« Jaz wechselte das Thema. »Was hast du heute
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