Sternschnupperkurs
Wände ihres Schlafzimmers geschmückt. Während ihre Schulfreundinnen für Ronan Keating und Westlife schwärmten, war Celeste Jaz treu geblieben. Sie liebte seine Musik, seine Wildheit und seine umwerfenden braunen Augen. Außerdem wohnte er in Bristol, ebenso wie sie, und das erhöhte die Wahrscheinlichkeit, dass sie einander eines Tages begegneten, woraufhin Jaz sich sofort in sie verlieben würde.
Zu Celestes großer Enttäuschung schien dieser Fall aber nie einzutreten. Bei jeder Gelegenheit hatte sie sich aufgebrezelt, war in den Bus quer durch die Stadt nach Clifton gestiegen und hatte sich dort auf den Straßen und in den Pubs herumgetrieben, um zufällig einmal auf Jaz zu stoßen. Aber das passierte nie. Und plötzlich, ehe sich Celeste versah, war Jaz völlig von der Bildfläche verschwunden. Als er einige Monate später wieder auftauchte, verkündete er, dass er einen Entzug hinter sich hatte und hoffentlich nie wieder trinken würde.
Celeste freute sich für Jaz, aber für sie war das keine gute Nachricht. Wenn er dem Alkohol abgeschworen hatte, dann hatte es keinen Sinn mehr, in den vielen Pubs und Bars von Clifton herumzuhängen.
Es war das Ende ihres wunderbaren Traums. Sie fuhr nicht länger nach Clifton und traf sich stattdessen mit einem Metzgerlehrling namens Alan aus Brislington.
Und dann, zwei Monate später, geschah es plötzlich.
Wie üblich trug Celeste ihre furchtbaren Büroklamotten und kein Make-up. Aber Alan war es nicht wert, dass man sich für ihn schminkte, und es war ihr egal, wie sie in seinem Beisein aussah. Die Romantik war zu diesem Zeitpunkt schon längst passé.
Celeste hatte bei Anbruch der Dunkelheit am Bordstein gewartet, die Hände tief in den Manteltaschen vergraben. Im Stillen hatte sie Alan verflucht, weil er sich verspätete. Um 18 Uhr sollte er sie vor dem Büro aufsammeln, aber weit und breit war nichts von ihm zu sehen. Und dann parkte auch noch irgendein Idiot sein protziges Auto genau da, wo er nicht parken sollte, weil sie dann die herankommenden Autos nicht mehr sehen konnte …
Ihr Herz setzte mehrere Schläge aus, als ihr klar wurde, wer in dem Wagen saß. Sie hielt den Atem an. Celeste sah zu, wie Jaz Dreyfuss ausstieg, den Wagen abschloss und mit gesenktem Kopf rasch über die Straße lief.
Ohne nachzudenken folgte sie ihm. Als er den Gehweg auf der anderen Straßenseite erreichte, kam Alans weißer Lieferwagen angefahren. Celeste tauchte hinter einer Reihe geparkter Autos ab, damit Alan sie nicht sehen konnte, und hastete geduckt – wie Lara Croft – über den Gehweg Jaz hinterher.
Als er die Stufen eines gesichtslosen grauen Gebäudes hochstieg, zögerte Celeste keine Sekunde. Jaz war nicht mehr zu sehen, aber sie hörte seine Schritte im Flur zu ihrer Linken widerhallen. Sie folgte dem Geräusch und bog um die Ecke und blieb abrupt stehen. Da war Jaz. Er wartete vor einer Art Saal … und er schien auf
sie
zu warten …
Schwindelig vor Erregung und Beklommenheit starrte Celeste ihn in betäubter Stille an. Würde Jaz wütend sein, weil sie ihm gefolgt war? Würde er sie anbrüllen, sie wegjagen? Und was machte er hier überhaupt? Durch das Glas in der Tür konnte sie eine kunterbunte Ansammlung von Menschen sehen, die Stühle in einem Kreis aufstellten … O nein, Jaz hatte sich doch wohl nicht irgendeiner religiösen Gruppe angeschlossen?
Aber er schien nicht wütend. Er lächelte sie sogar an. Fast ermutigend, wie Celeste fand.
»Das erste Mal?« Als er sprach, klang seine Stimme sanft.
»J-ja.«
»Kommst du?«
Nütze den Augenblick. Wenn du eine Gelegenheit entdeckst, ergreife sie. Sonst wirst du dir den Rest deines Lebens in den Hintern treten.
»Ja.« Sie fing an zu zittern. Bitte lass es keine dieser merkwürdigen Sekten sein, wo man mit Dutzenden hässlicher Männer Sex haben muss. Es gibt in diesem Gebäude nur einen Mann, mit dem ich Sex haben will …
»Du zitterst ja«, sagte Jaz. Seine warme Hand schloss sich um ihre kalte. »Ist schon gut. Keine Angst. Alles wird gut.«
Natürlich behielt er recht. Und zu Celestes großer Erleichterung handelte es sich nicht um eine verrückte religiöse Sekte. Kaum war die erste Frau aufgestanden, um zu verkünden, dass sie Glenda hieß und Alkoholikerin war, hatte Celeste gewusst, was sie zu tun hatte.
»Ich heiße Celeste und ich bin Alkoholikerin.« Vor einer Gruppe Fremder zu stehen, war nervenaufreibend gewesen, aber das hatte ihr zum Vorteil gereicht. Sie hatte sich voll in die
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