Sternstunde der Liebe (German Edition)
einen Moment lang, dass die Worte wirklich ernst gemeint waren. »Bitte nicht. Lass uns nicht über Zeb reden …«
Er war an der Caltech und wertete Satellitendaten aus; tags darauf würde er nach Houston aufbrechen. Rumer hatte beschlossen, Elizabeth und Michael jetzt, während ihres Winterurlaubs zu besuchen, wo sie sicher sein konnte, dass Zeb nicht zu Hause sein würde. Sie wollte nicht hören, was Elizabeth über ihn zu sagen hatte, vor allem nicht vor Michael. Und sie hatte absolut keine Lust, die Vergangenheit wieder aufzuwärmen …
»Rumer, du bist meine Schwester. Ich habe außer dir niemanden, mit dem ich reden könnte … Ich bin so unglücklich …« Sie hatte einen weiteren großen Schluck Wodka-Tonic getrunken.
»Wie kann das sein? Du hast doch alles, was man sich nur wünschen kann«, sagte Rumer, die Lippen an Michaels Schläfen. »Du hast ihn.«
»Buuuuu«, sagte Michael und ließ das Pferd hüpfen.
»Buuuuu kann ich nur sagen, was deinen Vater angeht.« Elizabeth leerte das Glas in einem Zug und ging zur Anrichte, um sich noch einen weiteren Drink zu genehmigen. Der Raum war weitläufig und luftig, ging auf den Pacific Coast Highway und die Santa Ana Mountains hinaus. Das gedämpfte Geräusch des Verkehrs auf der Schnellstraße und das laute Klirren der Eiswürfel, die Elizabeth in ein Glas warf, hallten in Rumers Ohren nach. Sie spürte förmlich, wie Elizabeth langsam in Wut geriet, und die Energie, die sie dabei entwickelte, machte ihr Angst.
»Warum bist du überhaupt gekommen, wenn du nichts davon hören willst?«
»Um Michael und dich zu sehen.«
»Wirklich? Wohl eher, um Michael zu sehen, wie mir scheint.«
»Er ist mein Neffe.« Rumer saß reglos da, hatte Michael und das Plüschpferd auf ihrem Schoß. Ihr Herz verkrampfte sich; sie wollte das alles nicht hören – und es Michael ebenfalls ersparen.
»Ich habe eine großartige Rolle in einem großartigen Film angeboten bekommen.« Elizabeth begann zu weinen. »Und es interessiert keinen Menschen … es geht mir nicht gut, Rue.«
»Aber warum denn?«
»Die Ehe läuft nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Vor allem für Zeb. Er ist immer schlecht gelaunt. Ich kann ihm nichts recht machen – er interessiert sich nur für seine Arbeit und für Michael, fährt mit ihm in seinem Auto herum. Die beiden unternehmen lange Spritztouren, und ich hocke hier ständig alleine herum.«
»Du arbeitest doch auch dauernd, Elizabeth. Es kommt mir so vor, als würdest du eine Rolle nach der anderen annehmen.«
»Ja, aber überwiegend in Filmen, die hier in Kalifornien gedreht werden, so dass ich nicht weit von zu Hause entfernt war. Aber ich schwöre dir, Rue – nächstes Jahr werde ich auch nach Istanbul, Kenia, Bangkok fliegen – so weit weg wie möglich.« Sie nahm abermals einen kräftigen Schluck und begann wieder zu weinen, so dass sie beinahe an ihrem Drink erstickte.
»Trink das nicht«, sagte Rumer und versuchte, ihr das Glas wegzunehmen.
Elizabeth entriss es ihr und verschüttete Wodka über sie beide. »Das verstehst du nicht …«
Doch dann stellte sie das Glas weg und ging zu Michael. Sie nahm ihn auf den Arm, drückte ihn an sich. Obwohl er sich wehrte und zu seinem Pferd zurückwollte, hielt sie ihn fest. Sie trug ihn durch den Raum, stolperte über einen Stapel Bauklötze.
»Vorsicht!«, rief Rumer, aber es war bereits zu spät.
Mutter und Kind fielen zu Boden. Rumer hörte den dumpfen Aufprall, als Michael mit dem Kopf aufschlug, seine gellenden Schreie und sein Weinen: Erschrocken lief sie zu den beiden, vergewisserte sich, dass alles in Ordnung war – kein Blut, keine Platzwunden. Zum Glück war der Sturz glimpflich verlaufen, gebremst von einem Lehnsessel.
Rumer nahm Michael auf den Arm, nahm seinen Kopf genau in Augenschein. Er hatte sich nicht einmal eine Beule geholt. Sie küsste ihn, drückte ihm sein Plüschpferd in die Hand, wiegte ihn in den Armen, als er weinte.
»Gib ihn mir.« Elizabeth streckte die Hände aus. Aber Michael presste seinen Mund gegen Rumers Hals und schluchzte.
»Lass ihn mir«, flüsterte Rumer. »Nur noch eine Minute.«
»Wie kannst du es wagen?«, zischte Elizabeth. »Wie kommst du dazu, den Moralapostel zu spielen? Es kommt vor, dass Leute stolpern und hinfallen. Willst du mir Schuldgefühle einimpfen und mir damit sagen, dass ich meinem Kind keine gute Mutter bin?«
»Nein, Elizabeth.« Rumer wusste, dass ihre Worte nicht das Geringste fruchten würden, aber sie
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