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Sternstunde der Liebe (German Edition)

Sternstunde der Liebe (German Edition)

Titel: Sternstunde der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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nicht mehr zu Gesicht bekommen.
    Während sie im Auto wartete, schloss sie ihre Augen. Gestern Nacht hatte sie von ihm geträumt. Sie hatten gemeinsam auf dem Dach gesessen und den Himmel betrachtet, der von einem tiefen, strahlenden Blau gewesen war, wie sie es nie zuvor gesehen hatte. Sonnenlicht flutete herab, überzog die Wipfel der Bäume mit Gold. Ein unsägliches Glücksgefühl durchströmte sie, und sie hielt Zebs Hand. Doch als sie sich ihm zuwandte, um ihn zu küssen, war er verschwunden; das einzige Geräusch war Elizabeths Gelächter, das durch die Bäume schallte.
    Quinn und Michael stiegen in den Truck, und mit einem letzten Blick auf den Fischadler fuhr Rumer los.
    »Wie war’s in der Schule?«
    »Gut«, erwiderte Quinn, während Michael gleichzeitig »Okay« sagte.
    »Das ist eine echt halbleere Antwort«, Quinn lachte.
    »Was soll denn das sein?«
    »Du kennst doch die alte Frage … ist ein Glas halb leer oder halb voll, wenn du es anschaust?«
    »Besteht da ein Unterschied?«, wollte Michael wissen.
    »Ein Riesenunterschied. Er sagt etwas über deine Weltsicht aus. Bist du ein positiver oder ein negativer Mensch?«
    Rumers Herz hämmerte. Die Frage hätte sich auch auf sie beziehen können – sie hatte sich die ganze Woche bemüht, Zeb aus dem Weg zu gehen, und darüber nachgedacht, was zwischen ihnen nicht stimmte, hatte die Sehnsucht zu ignorieren versucht, die sie tief in ihrem Innern verspürte.
    »Ich gehöre zu den ›halbvollen Menschen‹«, erklärte Quinn. »Früher war das anders. Als meine Eltern ertranken, war ich halb leer. Alles nervte. Wenn die Sonne schien, war es mir zu heiß, wenn es schneite zu kalt, wenn ich Eis aß, war es die falsche Sorte, und wenn wir ins Kino gingen, gab es dort nie den Film, den ich sehen wollte …«
    Während sie Quinn zuhörte, dachte Rumer über sich selbst nach. Ihr Vater hatte oft gesagt, dass die Schüler den Lehrern mehr beibrachten als umgekehrt, und auch in diesem Punkt hatte er Recht gehabt. Zeb war hier, sie träumte jede Nacht von ihm, der Sommer verging wie im Flug – aber sie richtete ihren Blick immer wieder auf die Vergangenheit, sah den alten Schmerz und den Verrat, schenkte dem magischen goldenen Faden keine Beachtung. Schenkte seinem durch und durch realen Kuss, seinen durch und durch realen Worten keine Beachtung.
    Sie fuhr mit den beiden zum Paradise Ice Cream, da sie keine Eile hatte, und spendierte ihnen einen Eisbecher, bevor sie den längeren Weg zur Farm einschlug. Im Radio spielte ihre Lieblingsmusik, und Quinn sang mit. Michael nahm die Klimaanlage und das Sonnendach in Augenschein. Sie unterhielten sich über den Unterricht und die Hausaufgaben.
    Als Rumer mit ihren beiden Begleitern in die Farm einbog, erschrak sie: Edward saß mit einer Frau auf der Veranda.
    Sie hatte wellige blonde Haare und trug ein Kleid, das so blau war wie das Gehäuse einer Kreiselschnecke; Rumer kannte sie vom Sehen, aus dem Art Museum in Black Hall. Annie Benz, Kuratorin der Amerikanischen Impressionisten – stark, gewieft, adrett. Perfekt für Edward, dachte Rumer mit einem befremdlichen Anflug von Erleichterung, in den sich ein leises Bedauern mischte. Edward hatte vermutlich die Nase voll von der Art, wie sie mit ihm umgesprungen war, und Rumer schämte sich.
    »Wer ist denn das?«, fragte Michael.
    »Eine Freundin von Edward«, sagte Rumer.
    »Er ist doch dein Freund«, sagte Quinn und drückte scherzhaft Rumers Hand. »Bist du nicht eifersüchtig?«
    »Nein«, antwortete Rumer leise. »Ich finde das völlig in Ordnung.«
    »Das kann ich dir nicht verdenken«, meinte Quinn nachdenklich. Rumer konnte beinahe sehen, wie ihr der Kopf rauchte; sie brachte in alles, was sie tat, Feuer und Energie ein. »Edward ist weder halb voll noch halb leer. Er ist einfach nur ›halb‹.«
    Michael lachte und warf ihr einen verstohlenen Blick zu. »Wie kann ein Mensch nur ›halb‹ sein, Quinn? Schau dir seine Farm an – sie ist riesig. Er hat Pferde, Kühe, Stallungen, ein großes Haus, Leute, die für ihn arbeiten …«
    »Solche Dinge und Geld zählen nicht, wenn man die Bedeutung eines Menschen misst. Stimmt’s, Rumer?«
    »Ich kann nichts Nachteiliges über Edward sagen«, erwiderte Rumer. Sie hatten den Lattenzaun erreicht, und Blue trabte vom anderen Ende der Weide herbei, um sie zu begrüßen. Hitze stieg aus dem hohen Gras auf, Libellen summten um seine Knie. »Mir gegenüber hat er sich immer vorbildlich verhalten.«
    »Wie kommt es,

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