Sternstunde der Liebe (German Edition)
sein«, sagte er. »Ich habe nur meinen eigenen Baum gefällt, und schon spielt sie verrückt. Dabei sollte sie mir eigentlich dankbar sein – ich rode schließlich diesen Dschungel. Die Immobilienpreise in der Gegend werden einen steilen Anstieg zu verzeichnen haben.«
»Immobilienpreise?«
»Sicher. Ist Ihnen überhaupt klar, was für einen Ausblick wir aus unseren Fenstern haben, wenn die Bäume gefällt würden? Wir könnten auf der einen Seite Block Island und auf der anderen Firefly Beach sehen.«
»Das können Sie auch so«, entgegnete Zeb ruhig. »Durch die Bäume.«
»Ich ziehe aber eine freie Sicht vor. Die Immobilienpreise werden in die Höhe schießen – ich lasse das ganze gewöhnliche Zeug wie Eichen und Fichten abholzen und Lebensbäume anpflanzen. Ich habe bereits einen Landschaftsarchitekten mit der Gestaltung beauftragt, keine x-beliebige Gartenbaumannschaft. Ein Studierter, der das Grundstück in ein Vorzeigeobjekt verwandeln wird. Warten Sie’s ab, Sie werden schon sehen –«
Zeb nickte. Er machte Anstalten, den Hügel hinaufzusteigen, zu Rumers Hintertür. In seinem Redefluss unterbrochen, verstummte der Nachbar mitten im Satz. »Und Sie sind …?« Er neigte den Kopf zur Seite, schien zu überlegen, ob er Zeb schon einmal begegnet war, woher er ihn kannte.
»Ein Freund Ihrer Nachbarin.«
»Sie kommen mir bekannt vor. Sind Astronaut, oder? Ich habe Sie letzten Monat im Fernsehen gesehen; in dieser Sendung über berühmte Persönlichkeiten, die aus Connecticut stammen –«
»Entschuldigen Sie mich, aber ich muss mich um meine Freundin kümmern«, sagte Zeb und wollte weitergehen.
Der Mann sah ihn aufgebracht an. »Ich hoffe, es gelingt Ihnen, sie zur Räson zu bringen. Sie ist ja völlig außer sich. Sollte sie noch einmal versuchen, mir Steine in den Weg zu legen, kann ich unangenehm werden – das ist schließlich mein Garten … und mit dem kann ich tun und lassen, was ich will. Ich hoffe in ihrem eigenen Interesse, dass sie mir keinen Ärger mehr macht. Ich lege großen Wert auf gute Nachbarschaft.«
»Darf ich Ihnen einen Vorschlag machen?« Der Mann sah ihn beunruhigt an. »Seien Sie vorsichtig mit den Tieren, die hier leben. Die Leute in Ihrer Nachbarschaft hängen sehr an ihnen. Früher wurde Ihr Garten ›das Sanktuarium‹ genannt. Eines Tages werden Sie begreifen, warum …«
»Das sind doch bloß Nager. Eichhörnchen, Kaninchen – die reinste Landplage. Außer vielleicht für eine Tierärztin …«
Zeb machte sich nicht die Mühe zu antworten. Er ging zu Rumers Tür, klopfte an und trat ein. Sie kniete auf dem Fußboden des Windfangs neben den alten Kaninchen-Verschlägen und entfernte die welken Eichenblätter, eins nach dem anderen, vom Nest. Die Eichhörnchenmutter war am Haus hochklettert; sie klammerte sich mit allen vieren an das Fliegengitter in einem der geöffneten Küchenfenster, versuchte, zu ihren Jungen zu gelangen.
»Sind sie tot?« Zeb kauerte sich neben sie.
»Ja.« Rumers Stimme war hart, ihre Wangen nass. Sie bewegte sich so langsam, als schmerze sie jeder Knochen im Leib. »Aber die Mutter wäre auch so nicht zu ihnen zurückgekehrt, sobald sie meinen Geruch wahrgenommen hätte. Das ist die wichtigste Verhaltensmaßregel in der Ausbildung einer Veterinärmedizinerin, aber deine Mutter war die Erste, die sie mir beigebracht hat.«
»Ich erinnere mich.« Er konnte beinahe die Stimme seiner Mutter hören, die sie ermahnte, vorsichtig zu sein, wenn sie durch das Gebüsch streiften oder auf Bäume kletterten – als Kinder waren sie neugierig auf alles gewesen, was die Natur betraf, und seine Mutter hatte befürchtet, dass sie versehentlich Tiere aus ihrem Nest vertreiben könnten.
»Sind sie da drinnen?«
Rumer nickte.
»Lass mal sehen.« Zeb zog die Blätter zurück.
Es waren vier winzige Eichhörnchen, bereits völlig entwickelt, von der Größe einer Feldmaus. Das silberne Fell glänzte im Schein der Küchenlampe, der Schwanz begann gerade erst, buschig zu werden. Rumer hielt sie in ihren Händen, weinend. Nach ein paar Minuten nahm Zeb sie ihr ab. Er trug die Eichhörnchen und die Blätter des Nestes nach draußen und legte sie auf die Felsbank, damit die Mutter sie sehen konnte. Sie geriet außer Rand und Band und sprang vom Fenster hinab. Jämmerliche Schreie ausstoßend, lief sie unablässig zwischen ihren toten Jungen umher, von einem zum anderen, wieder und wieder. Zeb überließ sie ihrem Kummer und kehrte ins Haus
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