Sternstunde der Liebe (German Edition)
vernachlässigt fühltest …«
»Niemand kann einen anderen dazu bringen, zu trinken.« Ihre Lippen waren zusammengepresst, sie fuhr schneller. »Warum hast du mich hierher gebracht?«
»Ich wollte, dass du es weißt, Zee.« Sixtus sah seine älteste Tochter wieder vor sich, wie sie zu Hause auf der felsigen Landzunge stand und die Arme ausstreckte, als wollte sie ihren Vater davon abhalten, auf das Meer hinauszusegeln. »Es gibt Risse in unserer Familie, die wir kitten müssen. Der Sommer ist dafür die richtige Zeit.«
»Was gibt es da zu kitten?«
»Die Risse zwischen dir und mir und zwischen Rumer und dir. Ich werde langsam alt, Elizabeth. Ich möchte noch erleben, dass meine Töchter sich versöhnen. Und ich möchte wissen, dass du und ich vergeben und vergessen können.«
»Da ist nichts zu vergeben«, sagte Elizabeth gefährlich leise. »Obwohl ich nicht sicher bin, ob Rumer mir zustimmen würde. Sie gibt mir die Schuld an allem, was geschehen ist.«
»Sie kämpft noch mit sich. Geht es nicht genau darum im Leben? Frieden mit der Vergangenheit zu schließen und ein harmonisches Miteinander in der Gegenwart zu erreichen?«
»Deine Reise … ist das der eigentliche Grund? Frieden mit der Vergangenheit zu schließen?«
»Teilweise.« Sixtus beugte die Hände. »Der andere Teil ist nichts weiter als Abenteuerlust. Ich wollte schon immer in meine heimischen Gefilde segeln – nach Kanada.«
»Und was ist mit Irland?«
Sixtus lachte. »Sobald ich dort ankomme, werde ich mich vielleicht den Irish Brothers oder irgendeinem anderen christlichen Orden auf Gedeih und Verderb ausliefern. Sollen die mich auf meine alten Tage pflegen, und nicht deine Schwester. Ich wäre nur eine Last für sie.«
»Mit Sicherheit würde sie das nicht so sehen«, erwiderte Elizabeth ruhig.
»Sie vielleicht nicht. Aber ich.«
»Was meintest du vorhin, als du sagtest, Rumer ›kämpft‹ noch mit sich?«
»Nun, es geht um Zeb und Michael.« Sixtus lächelte. Doch als er den Blick seiner ältesten Tochter bemerkte, sah er, dass er in eine Falle getappt war – möglicherweise in die eigene.
»Und um was genau?«
Sixtus holte Luft. »Sie hat eine enge Beziehung zu den beiden. Genauso langjährig und dauerhaft wie deine eigene.«
»Die beiden sind nicht ihre Familie.«
»Wie kannst du das sagen? Michael ist ihr Neffe. Und Zeb ihr Freund, seit Ewigkeiten.«
»Die beiden sind meine Familie, Dad.«
Sixtus rieb sich müde die Augen. »Wie kommst du auf die Idee, es sei nicht genug Liebe für alle da? Die beiden mögen deine Familie sein, aber auch ihre. Dass du Michael in den letzten Jahren von ihr fern gehalten hast, hat sie verletzt. Sie empfindet viel für ihn, Elizabeth. Ob es dir passt oder nicht.«
»Natürlich. Ich füge anderen Schmerz zu und trinke, um zu vergessen; Rumer ist die Heilige, ohne Fehl und Tadel.«
»Niemand ist vollkommen, Zee.«
»Erzähl mir doch nichts! Sie ist so vollkommen, dass du mit deinem Segelboot das Weite suchst, um in diesem beschissenen Irland zu leben, damit sie sich nicht verpflichtet fühlt, dich zu pflegen.«
»Das ist nicht der springende Punkt …«
»Dann ist es ja gut, Dad.«
Elizabeths Mund war ein schmaler Strich. Sixtus sah, dass sie ihn am liebsten so schnell wie möglich losgeworden wäre. Er dachte an seine beiden Töchter, die eine mit der unerschöpflichen Fähigkeit, zu geben und zu heilen, und die andere, die sich schon vor langer Zeit verschlossen und abgeschottet hatte.
»Ich muss zum Set zurück«, sagte sie.
»Elizabeth …«
»Wie lange bleibst du noch?«
»Nur ein paar Tage. Der Sommer vergeht wie im Fluge; ich muss bald los, wenn ich Irland noch vor Beginn der Herbststürme erreichen will.« Doch während er sprach, spürte er die stechenden Schmerzen in seinen Knöcheln, als würde ihm die kalte Luft des Nordmeers bereits durch Mark und Bein gehen.
»Hmmm.«
»Und du? Wie lange drehst du noch hier?«
»Nicht lange. Noch einen Tag, höchstens zwei. Wir packen bereits unsere Siebensachen, und danach nehme ich mir erst einmal ein paar Wochen frei. Es wäre schön, wenn wir uns noch einmal sehen, aber ich weiß nicht, ob es klappt. Ich bin meistens ziemlich eingespannt, Dad – Zeb kann es dir bestätigen. Und während der Dreharbeiten scheint jeder etwas von mir zu wollen. Dieser freie Tag war wirklich eine Ausnahme.«
»Ich wollte dich nicht aufregen«, sagte Sixtus, als er den Ausdruck in ihren Augen sah.
»Es ist nicht deine Schuld. Ich stehe
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