Sternstunde der Liebe (German Edition)
unter Druck. Diese Produktion ist für mich eine echte Herausforderung, und ich hasse den verdammten Regisseur. Und wenn ich an die heilige Rumer denke, die wieder einmal um die Gunst meines Mannes und meines Sohnes buhlt, meinen Platz einnimmt …«
»Sie buhlt um niemanden.«
»Wie du meinst.«
»Ich liebe dich, Zee.«
»Ich dich auch, Dad.«
»Kannst du später noch einmal zurückkommen? Oder vielleicht morgen?«
»Mal sehen, wenn es geht.«
Aber irgendwie wusste er, dass er sie auf dieser Reise nicht wiedersehen würde. Oh, Beziehungen zwischen Eltern und Kind waren für ihn ein Buch mit sieben Siegeln. Sixtus hatte erst jetzt, in seinem siebten Lebensjahrzehnt, das Gefühl, dem Geheimnis langsam auf die Spur zu kommen.
Als sie ihn am Kai absetzte, humpelte er langsam zum Boot zurück. Er dachte daran, wie es war, auf dem Meer zu kreuzen, um wie viel reibungsloser eine solche Reise vonstatten ging. Sein Herz war schwer, seine Kehle wie zugeschnürt. Als er sich umdrehte, um seiner ältesten Tochter nachzuwinken, brauste ihr Wagen bereits davon. Er hob die Hand, kniff die Augen in der grellen Sonne zusammen. Auch wenn sie ihn vermutlich nicht sah, er stand da, so oder so.
23
D ie Sommertage waren lang. Das Sonnenlicht wurde von den letzten hohen Wolken reflektiert und verweilte am Himmel, verfing sich im Geäst der Bäume und den verwitterten Dachschindeln, bis der Abendstern im Westen aufging und von den Zweigen herabzuhängen schien.
Als sie nach dem Abendessen im Lobsterville den Heimweg antraten, waren alle satt und zufrieden. Unter dem Eisenbahnviadukt hindurch auf das Kap zu fahren gab Rumer das Gefühl, wie in einem Kokon zu leben: das ultimative Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit.
Die vertrauten alten Bäume wölbten sich der kurvenreichen Straße entgegen und bildeten ein überhängendes Dach. Zeb setzte die beiden jungen Leute vor Quinns Haustür ab – nach der Feier ihrer ausgezeichneten Zwischenzeugnisse galt es weiterzubüffeln. Rumer sagte gute Nacht, bis morgen, und winkte ihnen nach.
»Da gehen die künftigen College-Studenten«, sagte sie, als sie mit Zeb allein im Wagen saß. Ihre Blicke trafen sich und ihr Herz schlug schneller.
»Ist das zu fassen?«, fragte Zeb, ohne den Blick von den beiden abzuwenden. »Von Schulaussteigern zu Musterschülern, die ein klares Ziel vor Augen haben, und das in einem einzigen Sommer.«
»Man sollte meinen Neffen – oder Quinn – nicht unterschätzen.« Rumer versuchte, eine Unterhaltung in Gang zu bringen, während sie fieberhaft überlegte, wie es nun weitergehen sollte. Zebs Hand glitt über den Sitz, nahm ihre.
Er fuhr bis zur Steinmauer am Fuß des Hügels, dann hielt er an. Rumer wandte sich ihm zu, noch unschlüssig, sich für den wunderbaren Abend zu bedanken oder ihn noch kurz ins Haus zu bitten, als sie seinen Blick bemerkte: Er starrte an ihr vorbei, über ihre Schulter, den Mund erschrocken aufgerissen.
»Rumer …«
»Was ist?« Sie drehte sich um.
»Die Bäume.«
»Oh Zeb«, flüsterte Rumer, fasste sich ans Herz.
Gemeinsam stiegen sie aus seinem Wagen. Der Geruch nach Kiefernharz und frisch geschlagenem Holz erfüllte die Luft. Nicht das, was sie vor sich sahen, sondern vielmehr das, was fehlte, hatte ihre Aufmerksamkeit geweckt: eine riesige Lücke. Nach Süden, in Richtung Kap, war viel zu viel Himmel zu sehen. Obwohl es dunkelte, war Rumers Garten viel zu hell. Zuerst dachte sie, es sei nur ein einziger Baum – ein mächtiger und hoher.
»Ich kann es nicht glauben«, flüsterte sie, als ihr allmählich bewusst wurde, was geschehen war.
»Er hat den ganzen Garten abgeholzt«, sagte Zeb, und mit einem Mal war ihr alles klar.
»Sie sind weg«, keuchte sie. »Sie sind alle weg.«
Sie lief Zeb voraus, in seinen früheren Garten. Während ihrer Abwesenheit hatte jemand sämtliche Bäume gefällt. Die Stämme – sechs Fuß lang und noch nicht gespalten – glichen den kläglichen Überresten auf einem Holzplatz, warteten auf die Säge. Der Himmel klaffte über ihnen auseinander, eine Lücke, die sich mit Sternen füllte. Rumer lief von einer Stelle zur anderen, überall dorthin, wo Bäume gestanden hatten: die große Zeder, eine Mastbaumkiefer, die riesigen Eichen, der Sassafrasbaum, der Trompetenbaum, die Eichen- und Kiefernschösslinge. Weiße Scheiben waren auf der Erde stehen geblieben – markierten die Stellen, wo die Bäume gefällt worden waren –, Saft tropfte heraus.
»Wie konnten sie nur!«,
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