Sternstunde der Liebe (German Edition)
Ehefrau und Mutter zu zerteilen: Wie Abigail Crowe hätte sie dann vielleicht drei Oskars statt einer lumpigen Nominierung vorzuweisen. Dennoch stachelten Marnies Worte die alte, unheilvolle Eifersucht auf ihre Schwester, die sie tief in ihrem Innern empfand, wieder an.
»Ihr beide, Rumer und du, steht euch immer noch sehr nahe, oder?«
»Je mehr Zeit vergeht, desto weniger haben wir gemein«, sagte Elizabeth. »Sie trauert der typischen Vorstadt-Fantasie nach, die an ihr vorübergegangen ist – Ehebett und Überlebenstraining à la Pathfinder.«
»Oh, so sehe ich das nicht. Ich finde, deine Schwester ist der glücklichste Mensch, den ich kenne.«
»Eine Frau, die mit Katzen und Hunden spricht, muss ziemlich einsam sein.«
»Ach, Elizabeth.« Marnie lachte. »Sie ist die beste Tierärztin an der Küste. Ist das nicht wunderbar, wie ihr beide eure Träume verwirklicht habt? Ihr seid beide ungemein erfolgreich in eurem Metier … und alle wussten von Anfang an, dass du eines Tages berühmt sein würdest und Rumer mit Tieren arbeiten würde. Les Dames de la Roche sind sehr stolz auf euch zwei.«
»Die sind ein bisschen hinter dem Mond«, sagte Elizabeth. Dann bemerkte sie Marnies Miene. »Anwesende natürlich ausgenommen …«
»Egal.« Marnie blickte sich ein letztes Mal prüfend um, dann verstaute sie den Mietvertrag in ihrer Handtasche. »Ich denke, das wär’s. Solltest du noch etwas brauchen, ruf mich einfach an. Und ansonsten sehen wir uns sicher auf dem Kap.«
»Sicher«, sagte Elizabeth und blickte über das stille Wasser zum anderen Ufer des Sunds hinüber.
Während sich Quinn und Michael auf die Abschlussprüfungen vorbereiteten und Rumer die Reitställe auf der Suche nach einer neuen Unterkunft für Blue abklapperte, pflanzte Zeb Lilien an der Grenze zwischen Rumers Garten und dem Grundstück der Franklins. Er dachte an die Fragen, die Rumer und er sich gegenseitig im Bett gestellt hatten, und dachte darüber nach, ob sie nächsten Sommer noch hier sein würde, um sie blühen zu sehen. Wenn es nach ihm ginge, würde sie mit ihm nach Kalifornien kommen. Sie konnten sich in den Sommermonaten immer Zeit nehmen, um auf das Kap zurückzukehren.
Gestern Abend war er mit Gedanken an die Westküste zu Bett gegangen: an Rumer, die mit ihrer Praxis und ihrem Pferd nach Kalifornien umzog, an den beruflichen Neubeginn im eigenen Forschungslabor, an Michael beim Wellenreiten in Dana Point. Doch heute Morgen, beim Aufwachen, hatte er die salzige Luft des Atlantik gerochen – völlig anders als die Luft des Pazifik –, den Seemöwen gelauscht, deren Schreie sich von denen ihrer Artgenossen in Dana Point unterschieden, und das Gefühl gehabt, niemals fortgehen oder Rumer von hier wegbringen zu können.
Zeb war mit dem Gefühl aufgewacht, genau an dem Platz zu sein, an den er gehörte: zu Hause, an Rumers Seite, in Hubbard’s Point. Er war Teil der Landschaft, wie die Felsen, die Bäume und die Lilien.
Die Flagge des Staates Connecticut hing an Winnies Fahnenmast; strahlend blau, trug sie ein weißes Wappen, auf dem drei Weinstöcke und der lateinische Sinnspruch zu sehen waren: Qui transtulit sustinet: »Derjenige, welcher uns verpflanzte, sorgt für unser Wohl.« Obwohl sich die Worte auf die ersten Siedler aus Massachusetts bezogen, die in den Jahren um 1630 hier ansässig wurden, betrachtete Zeb sein eigenes Leben als eine fortwährende Abfolge von Entwurzelungen und Umsiedlungen. Zuerst nach New York, anschließend nach Los Angeles, dann nach Houston, später in den Weltraum und zum Schluss nach Dana Point.
Es war ein gutes Gefühl, wieder zu Hause zu sein.
Die Erde roch hier wunderbar; sie fühlte sich warm und steinig an, als er weitere Löcher grub, um die Lilien einzupflanzen. Er erinnerte sich, wie seine Mutter auf dem Boden gekauert hatte, nur wenige Schritte von der Stelle entfernt, an der er sich befand, und Unkraut rund um die hohen, anmutigen Stängel zupfte, als wollte sie jede Handbreit Erde kennen lernen, so gut es ging. Elizabeth hatte sich nie für solche Dinge interessiert; in der Zeit, als das Haus Zeb und ihr gehörte, hatte er sie nicht ein einziges Mal bei der Gartenarbeit gesehen.
Zeb hatte nicht viel Erfahrung mit Gartenarbeit, aber er stellte fest, dass er sich daran gewöhnen könnte. Es gefiel ihm, der Erde nahe zu sein, verwurzelt in der heimischen Scholle. Es war ein Kontrast zu seinem bisherigen Leben, und wenn er jetzt zum Himmel emporsah, konnte er kaum glauben,
Weitere Kostenlose Bücher