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Sternstunde der Liebe (German Edition)

Sternstunde der Liebe (German Edition)

Titel: Sternstunde der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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kurvenreichen Straße folgten, die einen Hügel hinauf führte, an einem Friedhof vorbei, der sich zwischen Bäumen verbarg. »Hier bleiben wir?«, vergewisserte er sich nochmals, als er die Größe der Cottages bemerkte: winzig. Es schien Leute zu geben, die sie schmuck fanden, mit ihren bunten Anstrichen, den kleinen Fensterläden an den kleinen Fenstern, Kinderspielzeug für den Strand, das sich vor den mit Fliegengittern geschützten Veranden türmte, und Schildern über dem Vordereingang, auf denen Namen wie »Teacher’s Pet«, »Highover« oder »Glenwood« zu lesen waren.
    »Hier bleiben wir.«
    »Müssen wir?«
    »Ja.«
    »Ich habe keinen blassen Schimmer, was wir hier überhaupt wollen. Ich kenne diese Leute nicht einmal, die heiraten.«
    »Dana Underhill und Sam Trevor.«
    »Wer auch immer«, murmelte Michael. Er sah sich um – kleine Fords und Toyotas in allen Höfen. Das war also das berühmte Hubbard’s Point, wo seine Eltern aufgewachsen waren? Er war früher schon einmal hier gewesen, als er klein war: Er erinnerte sich verschwommen an Krebsfang, Angeln und Reiten, Kartenspielen mit seiner Tante, und wie er unter Wasser von einem Goldmakrelenschwarm gestreift worden war – seltsam unbeschwerte Kindheitserlebnisse, an die man nicht mehr viele Gedanken verschwendete, wenn die Jahre ins Land gingen, weil man sie als peinlich empfand.
    Während sie in ihrem Range Rover die schmale Straße entlangfuhren, warfen ihnen die Leute neugierige Blicke zu. Einige standen draußen, wuschen ihre Autos oder bewässerten ihre Gärten. Andere saßen im Schaukelstuhl auf der Veranda, sahen von ihrer Zeitung hoch. Als sie an einem Sackgassenschild vorüberkamen, fuhren sie einen schmalen Weg hinunter, das Meer zu ihrer Linken, ein Riff zu ihrer Rechten. Ein Junge schlenderte die Straße entlang, hielt grinsend einen kleinen Fisch hoch, als warte er auf Applaus.
    »Man merkt, dass wir nicht mehr in L. A. sind«, sagte Michael.
    »Schlaues Kerlchen.« Sein Vater parkte vor einem einstöckigen grauen Cottage, das direkt am Wasser erbaut war. Opernklänge erfüllten die Luft – trillernd, hoch, dramatisch. Michael zuckte zusammen. Er wandte sich seinem Vater zu, wollte ihn gerade danach fragen, als er seine Miene bemerkte. Sein Vater, der das Lenkrad noch in den Händen hielt, sah … glücklich aus.
    Das war das einzige Wort, das Michael einfiel. Die Anspannung war aus seinem gebräunten Gesicht gewichen, der Zorn aus seinen Augen verschwunden und ein Lächeln umspielte seinen Mund. Eine Sekunde lang drehte Michael das Rad der Zeit zurück, sah wieder den Vater vor sich, den er als Kind gekannt und von dem er vergessen hatte, dass es ihn gab. Das Merkwürdigste war, dass er sich selbst wie verwandelt fühlte. »Dad?«
    »Das ist Winnie.« Doch sobald die Worte ausgesprochen waren, war der Bann gebrochen und das Gesicht seines Vater nahm wieder seinen gewohnten Ausdruck an. Er deutete auf das kleine graue Cottage und das noch kleinere gleich daneben. »Sie lebt da, und wir wohnen«, er deutete nach rechts, »dort drüben.«
    Michael riss die Augen auf. Er konnte es nicht fassen. Es erschien ihm völlig ausgeschlossen, dass zwei ausgewachsene Männer in dieses – dieses Puppenhaus hineinpassen sollten. Es war kaum größer als der Geräteschuppen des Gärtners, den sie zu Hause hatten, der Anstrich nur nicht so tadellos in Schuss. Die verwitterten Dachschindeln waren von der salzhaltigen Meeresbrise silbrig gebleicht – konnte Winnie sich die Renovierung nicht leisten?
    Als sein Vater ausstieg, um das Gepäck aus dem Wagen zu holen, endete der Gesang abrupt. Eine Fliegengittertür wurde zugeknallt, und bevor Michael sich umdrehen konnte, hatte er sich bereits ein Bild von der Frau gemacht, die er zu sehen erwartete: breit und beleibt, wie es seiner Vorstellung von einer Opernsängerin entsprach, in einem verschossenen Hauskleid, wie alle schrulligen Neuengländerinnen, die solche alten Häuser besaßen.
    Die Frau war hochgewachsen, genauso groß wie er und sein Vater. Sie hatte schneeweißes Haar, das aufgesteckt war, und trug ein langes smaragdgrünes Seidengewand, dessen lockerer Schnitt ihren kraftvollen Körper umschmeichelte. Ihre Augen waren wie für einen Auftritt geschminkt: dunkler Lidstrich, grüner Lidschatten. Von ihrem Hals baumelte ein großer goldener Anhänger in Katzenform – der Michael bekannt vorkam. Die Frau erinnerte ihn an seine Mutter in einer Bühnenfassung von Antonius und Kleopatra

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