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Sternstunde der Liebe (German Edition)

Sternstunde der Liebe (German Edition)

Titel: Sternstunde der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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der Straße bis zum Waldrand reichten. Libellen schwebten über dem hohen Gras, bewegten schwirrend die Flügel. Die Balken der zusammengefallenen Scheune standen im Schatten; ein rotschwänziger Falke hockte auf einer abschüssigen Querstrebe.
    Rumer stand vor dem Untersuchungstisch aus Edelstahl, die Ärmel hochgekrempelt, und redete beschwichtigend auf eine alte Katze ein.
    Sie hatte sich in den letzten Tagen in Arbeit gestürzt, um ihr Seelenheil wiederzufinden; durch Zebs Rückkehr zum Kap und das, was zwischen Edward und ihr geschehen war, hatte sie das Gefühl, unter Hochspannung zu stehen, als würden aus allen Richtungen Blitze einschlagen. Während sie nun eine alte grau-weiße Katze mit laufender Nase untersuchte, richtete sie ihre Aufmerksamkeit gleichwohl auf ihre Patientin und zwang sich zur Konzentration.
    »Sie ist eine von den Roten«, sagte Margaret Potter, die Katzenhalterin. »Fünf wildlebende Junge, unter unserer Garage geboren, als der Hurrikan Gloria tobte …«
    »Wow, wann war denn das?«, fragte Mathilda.
    »Vor siebzehn Jahren«, klärte Rumer sie auf, während sie die Winkel der scharfsichtigen gelben Katzenaugen säuberte. »Ich war damals gerade in Alberta; ich sah die Nachrichten im Fernsehen.«
    »Tapfere alte Katze«, meinte Mathilda mit ehrfürchtiger Scheu.
    »Sie hat ihr ganzes Leben in Freiheit verbracht.« Margaret hielt die Katze, die ihre Kinder auf den Namen Grey Kitten getauft hatten, auf dem Untersuchungstisch fest. »Sie und eine andere sind als Einzige von dem Wurf übrig geblieben … ihre Brüder und Schwestern waren alle grell orange – deshalb nannten wir sie ›die Roten‹. Sie ließen sich auf der Veranda füttern, wir stellten Unterteller mit Sahne nach draußen, damit sie nicht ganz vom Fleisch fielen. Wir versuchten, sie ins Haus zu bekommen, nur zum Überwintern, aber das klappte nicht – sie entwischten uns jedes Mal.«
    Rumer tätschelte die Katze behutsam; sie wusste, dass wildlebende Tiere bisweilen jede menschliche Berührung hassten, aber Grey Kitten begann zu schnurren und stieß mit dem Kopf gegen ihre Handfläche, verlangte mehr Nachdrücklichkeit.
    »Sie ist eine richtige Schmusekatze«, sagte Margaret. »Sie wird immer zutraulicher. Das fing kurz nach dem Tod ihrer zweitältesten Schwester an …«
    »Wenn eine Katze Geschwister aus dem gleichen Wurf verliert, schätzt sie die Menschen umso mehr, betrachtet sie als ihre Familie – als Teil ihrer Sippe«, sagte Rumer leise. Sie räusperte sich, dachte an ihre eigene Kindheit, wie sie Zeb in ihre Sippe aufgenommen und wie verloren sie sich gefühlt hatte, als er fortging. Während sie Grey Kitten abtastete, spürte sie die Knochen und Sehnen unter ihren Händen, als wäre dem Tier weitgehend das Fell ausgegangen und die Haut kaum noch dazu angetan, den Körper zusammenzuhalten.»Sie hat einen fürchterlichen Schnupfen, der nicht vergehen will …«, sagte Rumer.
    »Er ist von Mal zu Mal schlimmer geworden – trotz der Antibiotika, die du verschrieben hast.«
    »Frisst sie?«
    »Ja, wenn auch nicht so viel wie sonst.«
    Rumer ging zum Arzneimittelschrank und holte Tabletten und eine Salbe heraus. Margaret hielt Grey Kitten fest, streichelte und beruhigte sie. Rumer griff nach dem schwarzen Füllfederhalter – ein Geschenk von Edward zu ihrem letzten Geburtstag –, um die Anweisungen für die weitere Behandlung aufzuschreiben. Allein die Berührung vermittelte ihr das Gefühl, aus dem Gleichgewicht zu geraten.
    Sie hatte Edward seit Danas Hochzeit und deren Nachwirkungen nicht mehr gesehen. Blue hatte sie einmal bei Tagesanbruch und einmal am späten Abend besucht, wenn sie wusste, dass Edward im Grange war. Sie hatte sich weisgemacht, dass sie vollauf beschäftigt sei und diese Zeiten sich am besten mit ihrem Terminkalender vereinbaren ließen.
    Zwischen ihnen schien sich alles verändert zu haben; sie fragte sich, warum sie jemals die Grenze überschritten und versucht hatte, eine Liebe zu erzwingen, die nicht vorhanden war.
    Mathilda gab die Arzneimittel in eine Tüte und begleitete Margaret hinaus. Es klingelte am anderen Ende des Ganges, und gleich darauf kehrte Mathilda zurück und strahlte über das ganze Gesicht.
    »Überraschung!«
    Zeb ist da, war Rumers erster Gedanke. Er hatte ja gesagt, dass er mit ihr reden wollte, und hatte wahrscheinlich keine Lust mehr gehabt, darauf zu warten, dass sie zu ihm kam. Na gut, es würde ihm vermutlich nicht gefallen, was sie ihm zu sagen

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