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Sternstunde der Liebe (German Edition)

Sternstunde der Liebe (German Edition)

Titel: Sternstunde der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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beugte, sein gebräunter Körper langgliedrig und stark, um nach der orange-weißen Styroporboje zu greifen. Salzwasser glitzerte auf seiner Haut, und Quinn stellte fest, dass sie ihren Blick nicht von seinen Schultern lösen konnte.
    Er holte die Leine ein, hielt aber inne, als er das glitschige, mit Seetang bedeckte Stück direkt über dem Hummerkorb selbst erreichte.
    »Na klasse«, sagte er und ließ den Korb fallen.
    Quinn kletterte um das Steuerpult herum und fluchte, als sie die Boje wieder einhängte. Michael stand wie angenagelt da und sah zu, wie sie die Leine Hand über Hand einholte, ungeachtet des Schlicks. »Kein Grund zur Panik«, sagte sie. »Das sind bloß Seetang und Algen. Sie wachsen an der Leine, am Schiffsrumpf …«
    »Tut mir Leid.« Michael sah gebannt zu, wie Quinn die Tür des Korbes aufklappte und mit bloßen Händen in die Falle hineinlangte, um die sich windenden, mit ihren Scheren schnappenden Hummer zu ergreifen.
    »Schon gut. Du solltest erst sehen, was im August los ist, wenn es hier überall Feuerquallen gibt. Dann sind die Leinen mit Tentakeln bedeckt – ich muss Handschuhe anziehen, um nicht mit den giftigen Nesselkapseln in Berührung zu kommen, die brennen teuflisch.«
    »Macht dir der Hummerfang Spaß?«
    »Damit kann man seinen Lebensunterhalt verdienen.« Sie zuckte die Achseln und band die Hummerscheren zusammen.
    Er lachte, als sie das Boot an der Felsenküste entlangsteuerte. »Als ob du dir Gedanken um deinen Lebensunterhalt machen müsstest. Du wohnst doch bei deiner Tante.«
    »Schon, aber ich habe nicht vor, ihr ewig auf der Tasche zu liegen.«
    »Auf der Tasche liegen – wie alt bist du? Sechzehn?«
    »Siebzehn. Und du?«, fragte Quinn.
    »Fast achtzehn.«
    »Arbeitest du nicht?«
    Michael zögerte, als hätte er das Gefühl, dass er die Frage eigentlich bejahen müsste, aber aufrichtig wie er war, schüttelte er den Kopf. Nachdem Quinn drei weitere Körbe eingeholt hatte, versuchte Michael sein Glück bei dem nächsten. Er bemühte sich, beim Anblick des Seetangs mit keiner Wimper zu zucken, und als er in die Falle hineingriff, gelang es ihm, die Hummer an der Schale zu packen, ohne gezwickt zu werden.
    »Wie lange machst du das schon?«, erkundigte er sich.
    »Seit drei Jahren. Ich habe mein erstes eigenes Geld verdient, als ich zwölf war, mit einem Hotdog-Stand. Danach habe ich Zeitungen ausgetragen – viele Jugendliche in Hubbard’s Point fangen so an. Dann habe ich auf dem Parkplatz gearbeitet, Gebühren kassiert. Und später hat mir Sam dieses Boot besorgt, und seitdem bin ich Hummerfängerin.«
    »Cool.«
    Quinn gab Gas, nur um seine langen Haare im Wind wehen zu sehen. Da sie mit dem Einholen der Körbe fertig war, hatte sie Zeit darüber nachzudenken, dass er vom Ufer zu ihrem Boot hinausgeschwommen war. Warum hatte er das getan? Jungen wie er machten sich nichts aus Mädchen wie sie. Er sah gut aus mit seinen markanten Gesichtszügen, die wie gemeißelt wirkten – sie konnte sich problemlos vorstellen, dass er das Zeug zum Schauspieler hatte, wie seine Mutter. Und er hatte eine lässige Art, wie sie allen Menschen mit Geld eigen war … Das ging freilich über Quinns Vorstellungsvermögen hinaus.
    »Das war’s für heute«, sagte sie und kehrte zu der kleinen schmalen Bucht und dem Bootshafen zurück.
    »Könntest du mir nicht ein bisschen von der Gegend zeigen?«
    »Du meinst, eine Bootsfahrt machen?«
    Er nickte. Quinn hatte Schmetterlinge im Bauch. Wollte er sie auf den Arm nehmen? Normalerweise nahmen Jungen schon in den ersten zehn Minuten Reißaus vor ihr. Aber Michael hatte ihre Gesellschaft nicht nur gesucht, sondern zeigte auch keine Eile, an Land zurückzukehren.
    »Okay«, sagte sie. »Wohin?«
    Er lachte, streckte sich auf dem Sitz aus, die Rippen seines Brustkorbs zeichnete sich unter der gebräunten Haut ab. »Du bist hier die Einheimische. Ich überlasse dir die Entscheidung.«
    »Einheimische! Klingt wie ›Hinterwäldlerin‹.«
    »Das hast du gesagt.«
    Sie nickte, verblüfft über die Situation. Ungefähr hundert schlagfertige Antworten gingen ihr durch den Sinn, aber sie brachte keine einzige über die Lippen. Wortlos lenkte sie ihr Boot in Richtung Westen und gab Gas. Sie fuhren mit Getöse am Tomahawk Point vorbei, dem Naturschutzgebiet, und an mehreren Strandsiedlungen, in denen überwiegend Familien wohnten. Dann kam Old Bluff in Sicht, das Amüsierviertel der Stadt, mit Strandbars, Minigolf, einem Karussell und

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