Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternstunde der Liebe (German Edition)

Sternstunde der Liebe (German Edition)

Titel: Sternstunde der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
Vom Netzwerk:
Händen in der Erde zu arbeiten hatte ihr stets ein Gefühl der Sicherheit und inneren Ausgewogenheit verliehen. Jetzt zitterten ihre Hände, und sie bemühte sich, sie ruhig im Schoß zu halten. Was würde sonst noch alles auf sie einstürmen?
    »Warst du schon mit Michael dort?«, fragte er.
    »Nein. Ich habe mich gefragt, ob er sich überhaupt erinnert. Wenn nicht, würde mich das tief treffen.«
    »Es gibt einen sicheren Weg, es herauszufinden.«
    »Ich wünschte, die beiden wären nie zurückgekommen.«
    »Sag das nicht«, sagte ihr Vater warnend, erschrocken über ihre Bitterkeit.
    »Ich habe lange gebraucht, um darüber hinwegzukommen. Und jetzt sind sie hier und du verlässt mich …« Tränen traten in ihre Augen. »Tut mir Leid, Dad.« Sie wischte sie rasch weg. »Ich schwelge nur in Selbstmitleid.«
    »Das braucht jeder hin und wieder. Aber ich verspreche dir, Rumer, alles wird gut.«
    Und dann war es an der Zeit aufzubrechen, weil die Sprechstunde am Nachmittag begann. Sie küsste ihren Vater auf die Wange, und gemeinsam fuhren sie durch die Stadt. Der Boden von Black Hall fühlte sich fest und unverrückbar unter den Rädern an, und Rumer versuchte, nicht an die riesigen Wellen, die stürmischen Winde und das vergleichsweise kleine Boot in der unendlichen Weite des Ozeans zu denken. Sie kamen an den weißen Kirchen und grünen Marschen vorüber und an dem Fischgeschäft mit seiner fantasievollen Wetterfahne in Form eines Kabeljaus.
    Rumers Hände zitterten noch immer; ihr Herz schlug unregelmäßig. Zebs Ankunft hatte alles verändert. Die Atmosphäre schien elektrisch aufgeladen zu sein seit der ersten Begegnung mit ihm, die sie wie ein Blitz getroffen hatte; das gleiche Gefühl hatte sie jetzt, trotz des heißen, sonnigen Tages. Sie dachte an die Worte ihres Vaters, an den Blick in die Vergangenheit, um sich ein Bild von der Zukunft zu machen, und drehte den Zeiger der Uhr zurück.
    Michael war damals zwei Jahre alt gewesen.
    Elizabeth hatte Rumer mitten in der Nacht angerufen – es war drei Uhr in Connecticut, Mitternacht in Los Angeles. Elizabeth hatte genuschelt, geweint, hatte getrunken.
    »Michael will nicht einschlafen«, schluchzte sie. »Er weint und weint.«
    »Ist er krank?«, fragte Rumer bestürzt. »Hat er Fieber?«
    »Nein, das nicht … er hat sich aufgeregt. Er regt sich ständig auf!«
    »Warum denn, Elizabeth?«
    »Wegen der Streitereien.«
    Rumer umklammerte das Telefon; einerseits verlangte es sie danach, alles über den Zwist zwischen Elizabeth und Zeb zu erfahren, andererseits hätte sie am liebsten aufgelegt, bevor ihre Schwester ein weiteres Wort darüber verlieren konnte.
    »Das freut dich bestimmt«, sagte Elizabeth und schniefte. »Es muss doch eine Genugtuung sein zu erfahren, dass Zeb und ich nicht miteinander auskommen.«
    »Ist es nicht, Zee.« Aber Rumers Herz hämmerte, wie immer, wenn sie sich selbst etwas vorzumachen versuchte. Auch wenn ihr Verstand etwas zu akzeptieren versuchte, was sie unannehmbar fand, kannte ihr Herz die Wahrheit.
    »Ist es doch. Du wünschst dir insgeheim, dass wir uns hassen, oder? Dass unsere Ehe in die Brüche geht, damit du mir unter die Nase reiben kannst: ›Das hätte ich dir gleich sagen können‹, und er wieder zu dir zurückgekrochen kommt!«
    »Elizabeth, hör auf. Du täuschst dich. Aber vergiss das Ganze – was ist mit Michael? Wo ist er?«
    »Sag was du willst. Aber mir machst du nichts vor, ich kenne dich und deine Gefühle. Ich kann sie an deinen Augen ablesen, wenn wir uns treffen – die Beziehung zwischen uns ist nicht mehr die gleiche. Du bist gegen mich. Sogar jetzt klingt deine Stimme eiskalt! Du glaubst, ich hätte ihn dir ausgespannt, obwohl ihr beide nie mehr wart als Freunde.«
    »Es ist drei Uhr morgens und –«
    »Dass ich dich mitten in der Nacht anrufe, hat dir früher nichts ausgemacht!«
    »Hör zu! Du sagtest, dass Michael weint. Vergiss, was zwischen uns ist«, sagte sie, erleichtert, das Thema wechseln zu können. »Ich möchte wissen, was mit Michael ist.«
    »Jetzt wirfst du mir gleich auch noch vor, ich sei eine Rabenmutter.«
    »Zee, bitte! Ich möchte nur wissen –«
    »Er sitzt in seinem Bettchen und klammert sich an das dämliche Plüschpferd, das du ihm geschenkt hast.«
    »Wirklich?« Rumer hatte sich an die unbändige Freude in Michaels Augen erinnert, als sie ihm das Spielzeug in die Arme gedrückt hatte.
    »Was auch immer. Er hält es ständig im Arm, wiegt sich hin und her, sagt buh,

Weitere Kostenlose Bücher