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Sternstunde der Liebe (German Edition)

Sternstunde der Liebe (German Edition)

Titel: Sternstunde der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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hat Sixtus vorhin gesagt?« Sie sammelte ihre Ausrüstung ein. »Du musst in den Sommerkurs?«
    »Ich befinde mich im Augenblick in einer Übergangsphase.«
    Quinn lachte. »Du meinst wohl, du bist auch rausgeflogen.«
    »Nein.« Michael dachte an den Tag zurück, als er aus heiterem Himmel beschlossen hatte, seine Bücher im Spind zu lassen, zwischen der Französisch- und Englischstunde zu gehen und nicht mehr in die Schule zurückzukehren. Er hatte eine innere Leere empfunden, die größer war als der Weltraum. »Ich meine, diese Phase meines Lebens ist vorbei und die neue hat noch nicht begonnen. Die eine Tür hat sich geschlossen und die andere noch nicht geöffnet. Ich stehe sozusagen im Vorraum.«
    Quinn legte den Kopf schief, das Sonnenlicht fiel auf ihre zerzausten kastanienbraunen Haare. »Ich habe keinen blassen Schimmer, wovon du redest. Ich will dich ja nicht beleidigen, aber du klingst wie diese frustrierten Arztfrauen.«
    »Was?«
    »Wie bei Oprah. Du kennst doch die Talkshow, oder? Allie schaut sie sich dauernd an – sie will später Psychologin werden. Wenn ich zufällig zu Hause bin, sehe ich mir die Sendung auch manchmal an. Reden die Leute in Kalifornien immer so geschwollen daher? Wie die Ärzte bei Oprah ?«
    »Pssst.« Michael hob den Finger an die Lippen. Vielleicht merkte sie nicht, dass es ihn kränkte, wenn sie sich auf diese Weise über ihn lustig machte. Er lag auf der Kaimauer und drehte den Kopf zur Seite, während sie klar Schiff machte, spürte den heißen Beton unter seiner Wange. Er hatte gerade versucht, offen zu sein – sie hatte ihn dazu angeregt, was bisher niemandem gelungen war. Weder seinen Eltern noch seinen Freunden, und schon gar nicht den Mädchen, mit denen er ausgegangen war. Sie hatte seine Gefühle verletzt, aber er konnte der Versuchung nicht widerstehen, den Kopf wieder zur anderen Seite zu drehen, um sie anzuschauen.
    Sie lehnte sich weit aus dem Boot – ihr Gesicht befand sich unmittelbar vor ihm.
    »Tut mir Leid, Michael. Das war nicht ernst gemeint, aber Allie sagt immer, ich kämpfe mit harten Bandagen.«
    »Schon gut«, sagte er.
    Sie nahmen den Hummer-Kübel und die übrig gebliebenen Köder und machten sich auf den Heimweg. Sie stapften durch den Sand, überquerten den Steg, der den schmalen Gezeitenfluss überspannte, und als sie hinter dem gelben Haus den Fußweg hinaufgingen, deutete Quinn auf den riesigen Findling, der über ihren Köpfen in den Pfad hineinragte.
    »Unter dem Felsen haben die Indianer früher ihre Mahlzeiten zubereitet«, klärte sie ihn auf. »Vor langer Zeit, als es hier noch keine Häuser gab. Eine Archäologin war einmal hier und entdeckte Spuren von einer uralten Feuerstelle. Sie fand auch Pfeilspitzen und andere Steinwerkzeuge.«
    »Sie müssen hier gejagt und gefischt haben.« Michael betrachtete das bewaldete Land und das glitzernde Wasser.
    »Genau wie wir«, sagte Quinn, als die Hummer an der Innenseite des Plastikeimers hochzukrabbeln versuchten. »Ich werde hier leben und sterben, genau wie sie. Irgendwann werde ich dir die Indian Grave zeigen …«
    »Was soll das!«, unterbrach Michael sie brüsk. »Warum redest du ständig vom Tod?«
    »Weil er ein Teil von uns ist«, erwiderte Quinn sanft. »Ein Teil unseres Lebens.«
    »Das stimmt nicht.« Michael wünschte sich plötzlich, sie würde einfach weggehen und ihn in Ruhe lassen.
    »Doch.« In ihren Augen spiegelte sich eine abgrundtiefe Traurigkeit. »Wenn man seine Eltern so früh verliert wie Allie und ich, muss man sich mit dieser Tatsache auseinander setzen, um weiterleben zu können. Sterben ist traurig, aber es jagt mir keine Angst mehr ein.«
    Der Pfad mündete im hinteren Teil der Cresthill Road, dort, wo die Sackgasse zu Ende war. Das Kap zu ihrer Rechten, gingen sie an zwei Cottages mit Schindeldächern vorbei zu Winnies Gästehaus. Sie standen auf der Straße, und Michael fühlte sich hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, Quinn möge verschwinden, damit er ihr Gerede vom Tod nicht mehr mit anhören musste, und dem gleichermaßen starken Bedürfnis, sie möge mit ins Haus kommen, damit er sie küssen konnte. Das letztere Bedürfnis siegte, und er öffnete die Tür.
    Sie standen in der winzigen alten Küche. Allein die Speisekammer im Haus seiner Mutter in Malibu war größer. Er sah zu, wie Quinn die Geschirrschränke öffnete, einen großen schwarzen Eisentopf fand und ihn mit Wasser füllte. Sie stellte ihn auf den alten emaillierten Gasherd und

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