Sternstunden des Universums
mit einem rund 370 Kilogramm schweren Einschlagkörper, um aus dem hochgewirbelten Kometenmaterial Rückschlüsse auf die Zusammensetzung zu gewinnen. Und im September 2005 setzt die japanische Sonde »Hayabusa« auf dem Kleinkörper Itokawa auf mit dem Ziel, Staub von der Oberfläche des Asteroiden in einem Probenbehälter zu sammeln. Kurze Zeit später löst sich die Sonde wieder von dem Asteroiden, begleitet ihn zunächst rund zwei Jahre auf seinem Weg durchs All und beginnt im April 2007 mit dem Rückflug zur Erde. Im Juni 2010 landet die Rückkehrkapsel schließlich weich in Australien. Ob der Probenbehälter tatsächlich Asteroidenstaub enthielt, ist gegenwärtig noch unsicher.
Und noch ein letztes Beispiel: die Raumsonde »Rosetta«. Im März 2004 gestartet, soll sie im November 2014 auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko ein 100 Kilogramm schweres Landegerät absetzten, mit dem man nach organischen Verbindungen suchen will. Eigentlich hätte »Rosetta« schon im Januar 2003 abheben und zum Kometen 46P/Wirtanen fliegen sollen, aber Probleme mit der Trägerrakete Ariane haben den Start dann um mehr als ein Jahr verzögert – Zeit genug für Wirtanen, das Weite zu suchen.
Automatisierte Robotersonden bieten also die Möglichkeit, einem auf Kollisionskurs befindlichen Asteroiden auf die Pelle zu rücken, und zwar lange bevor er sich der Erde nähert. Doch wie lässt sich so ein Geschoss »unschädlich« machen? Die Idee, den potenziellen Einschlagkörper mit starken Sprengladungen, beispielsweise Atombomben, zu zertrümmern, ist auf den ersten Blick verlockend. Die beiden Katastrophenfilme »Armageddon« und »Deep Impact« aus dem Jahr 1998 hatten exakt das zum Thema. Nach genauerer Betrachtung muss man jedoch von dieser Methode dringend abraten. Einen mehrere Kilometer großen Brocken mit einem Donnerschlag in viele kleine zu zerlegen, wird nicht funktionieren. Dazu müsste man unter Berücksichtigung von Struktur und Aufbau des Asteroiden eine Unmenge kleiner Sprengladungen zielgenau setzen, auch tief in seinem Inneren. Das geht nicht ohne die entsprechenden Bohrgeräte, die man erst zum Asteroiden bringen müsste. Und wie groß und schwer die sind und wie viel Energie sie verbrauchen, kann man in jeder Mine studieren. Sollte es wider Erwarten doch gelingen, so hätte man den Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben. Anstelle eines lokal katastrophalen Einschlags hätte man Tausende kleiner kosmischer Bomben produziert, die eine ganze Hemisphäre der Erde verwüsten könnten.
Dennoch, die Atombombe muss man nicht ganz von der Liste möglicher Abwehrmaßnahmen streichen, man muss sie nur geschickter einsetzen. Ein Vorschlag lautet, die Bombe in geringer Entfernung zum Asteroiden zur Explosion zu bringen. Die dabei entstehende Strahlung sowie vom Explosionsherd wegkatapultiertes Bombenmaterial könnten genug Druck auf den Asteroiden ausüben, um ihn geringfügig aus seiner Bahn zu schieben. Ein anderer Vorschlag nimmt sich die Sonde »Deep Impact« zum Vorbild. Ähnlich dem Einschlagkörper, den »Deep Impact« 2005 auf den Kometen Tempel 1 hat krachen lassen, könnte man auch einen massereichen Materiebrocken oder gleich die ganze Sonde mit größtmöglicher Geschwindigkeit auf den Asteroiden lenken. Auch hier würde der übertragene Impuls den Asteroiden etwas vom Kurs abbringen. Auch wenn die Ablenkungen durch Atombomben beziehungsweise Impaktkörper nur sehr gering ausfallen, würde sich eine derartige Aktion, Jahre vor dem drohenden Einschlag durchgeführt, im Laufe der Zeit zu einer immer größeren Ablenkung auswachsen, die den Asteroiden letztlich an der Erde knapp vorbeifliegen ließe.
Man könnte auch versuchen, den Asteroiden peu à peu aus seiner Bahn zu schieben. Dazu müssten mehrere Raketentriebwerke so auf dem Asteroiden verankert werden, dass deren resultierender Schub möglichst senkrecht zur augenblicklichen Flugbahn gerichtet ist. Allerdings, mit Feststoff- oder Flüssigraketen wäre wohl kein großer Effekt zu erzielen. Sie sind zu schnell ausgebrannt, und allein der Transport des entsprechenden Treibstoffs würde eine Unmenge an Energie verbrauchen. Hier könnten eventuell elektrische Antriebe aushelfen, sogenannte Ionentriebwerke, wie sie die ESA (European Space Agency) bereits mit der Sonde »SMART-1« auf einem Flug zum Mond erfolgreich erprobt hat. Diese elektrostatischen Antriebe verwenden kein Gas, sondern nutzen elektrisch geladene Atome, sogenannte Ionen, die zunächst durch
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