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Sternstunden des Universums

Sternstunden des Universums

Titel: Sternstunden des Universums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Lesch
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mögliche Lösung könnte in der Erweiterung der Theorie zu einer »Großen vereinheitlichten Theorie« der Wechselwirkungen (GUT = Grand Unified Theory) liegen. In dieser Theorie sind die drei Wechselwirkungen, die starke und schwache Kernkraft sowie die elektromagnetische Kraft, ununterscheidbar zu einer vereinheitlichten Kraft vereint. Eine derartige Vereinheitlichung kann nur bei sehr hohen Energiedichten Bestand haben. In den irdischen Laboratorien kann man solche Energiedichten nicht herstellen. Einzig im sehr frühen Universum, unmittelbar nach dem Urknall, dürften derartig extreme Bedingungen geherrscht haben. Doch um Informationen aus dieser Zeit zu erlangen, fehlen uns gegenwärtig noch die technischen Mittel.
    Bleibt als Fazit: Vermutlich ist eine schwache Verletzung der CP-Symmetrie der schwachen Wechselwirkung die Ursache für die Asymmetrie im Zerfall der X- und Anti-X-Bosonen im frühen Universum. Andernfalls hätten Teilchen und Antiteilchen einander komplett vernichtet. Ob wir dankbar sein müssen, dass es nicht so gekommen ist und etwas Materie übrig blieb, Materie, aus der auch wir bestehen, ist wohl eine rein hypothetische Frage. Wäre es nicht so gekommen: Niemand wäre da, der sich darüber Gedanken machen könnte.

Kapitel 14
    Tausendmal ICH?
    Wie könnte es auch anders sein? Alle bisherigen Geschichten handeln von unserem Universum. Dort existiert der Planet, auf dem wir leben und von dem aus wir den Kosmos betrachten. Von einem anderen Universum ist nie die Rede. Das muss jedoch nicht heißen, dass neben unserem Universum nicht noch weitere Universen existieren, Universen, von denen wir keine Kenntnis haben und vermutlich auch nie Kenntnis erlangen werden. Schon Udo Lindenberg war der Meinung: »Hinterm Horizont geht’s weiter!« Das Unmögliche zu denken ist ja nicht verboten! Selbst Einstein war davon überzeugt, dass es ganz ohne Intuition nicht geht. Er soll gesagt haben: »Wenn man gar nicht gegen die Vernunft sündigt, kommt man zu überhaupt nichts.« Warum also sollten wir uns zum Schluss dieses Buches nicht auch auf die Idee eines Multiversums einlassen?
    Denkt man die etablierten Theorien zur Beschreibung unseres Universums – auf großen Skalen ist das Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie, im atomaren und subatomaren Bereich die Quantentheorie – konsequent weiter, so drängt sich die Vorstellung der Existenz anderer Universen neben dem unseren förmlich auf. Obwohl diese Hypothese in Teilen der astronomischen Gemeinde mit erheblichem Vorbehalt, ja sogar mit Argwohn betrachtet wird, gewinnt sie doch immer mehr Anhänger. Natürlich sind alle Aussagen über eventuelle Parallelwelten hochspekulativ, und man muss sich immer bewusst sein, dass es sich dabei um unbewiesene Annahmen handelt. Doch dass es keinen Beweis für die Existenz von Paralleluniversen gibt, ist noch lange kein Beweis für deren Nichtexistenz.
    Auf die Frage »Wie entstand unser Universum?« antworten mittlerweile selbst astronomische Laien: »Mit einem Big Bang.« In diesem extrem heißen »Feuerball« materialisierte sich Energie zu massereichen Teilchen. Seitdem sind 13,7 Milliarden Jahre vergangen. Doch wie hat sich unser Universum in dieser Zeit entwickelt? Dass sich der Kosmos ausdehnt, weiß man seit 1929. Damals konnte Edwin Hubble zeigen, dass die Galaxien auseinanderdriften. Demnach ist das Universum umso kleiner, je weiter man in der Zeit zurückblickt. Verfolgt man den Gedankengang konsequent weiter, so landet man schließlich beim Urknall. Mithilfe der Allgemeinen Relativitätstheorie vermag die moderne Kosmologie die Zustände im Kosmos bis herab zu einer Ausdehnung von 1,6 × 10 -35 Metern, der sogenannten Plancklänge, in Form von Modellen zu beschreiben. Doch ab da versagt diese Theorie schlagartig ihren Dienst. Im Kapitel 12, »Urknall ade«, wird diese Problematik bereits erwähnt. Woher rührt diese scheinbar willkürliche Grenze? Hier geraten die tragenden Säulen der modernen Physik – die Quantenmechanik und die Allgemeine Relativitätstheorie – miteinander in Konflikt. Bis zu dieser Grenze ist der Zuständigkeitsbereich der beiden Theorien klar abgegrenzt: Für sehr kleine Ausdehnungen ist die Quantenmechanik zuständig und für sehr große Massen beziehungsweise bei hoher Gravitationsenergie die Allgemeine Relativitätstheorie. Je weiter man sich jedoch beim Blick zurück dem Big Bang nähert, umso mehr bekommt man es mit etwas winzig Kleinem und gleichzeitig mit einer

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