Sterntagebücher
Ardrit die herrlichen Zeiten von heute erlebt. Und da wird Jagd auf sie gemacht, man rottet sie aus – welche Ungeheuerlichkeit, welch ein Zynismus!«
Ich wagte nicht, ihn zu unterbrechen. Als er seiner Gemütsbewegung Herr geworden war, fuhr er fort: »Wie ich diese Jäger has se, die Gutes mit Niedertracht vergelten! Sie haben gewiß die Reklame für Jagdpasta gesehen, nicht wahr?«
»Allerdings.«
Zutiefst beschämt, zitterte ich bei dem Gedanken, der Direktor könnte erfahren, daß ich eigenhändig einen Kulupen erledigt hatte. Um ihn von diesem heiklen Thema abzulenken, fragte ich: »Verdanken die Ardriten ihnen tatsächlich so viel? Das war mir ja gar nicht bekannt…«
»Was – Sie wissen nichts davon? Zwanzigtausend Jahre lang trugen uns die Kulupen in ihrem Schoß! Geschützt durch die gewaltigen Panzer vor dem Hagel der todbringenden Meteore, vermochten wir das zu werden, was wir heute sind: vernunftbegabte, schöne Wesen, die im Dunkeln leuchten. Und Sie hätten nichts davon gewußt?«
»Ich bin Ausländer…«, flüsterte ich, während ich mir im stillen gelobte, nie mehr die Hand gegen einen Kulupen zu erheben.
»Nun ja, ja…«, erwiderte der Direktor abwesend und stand auf. »Leider müssen wir umkehren, die Pflicht ruft…«
Vom zoologischen Garten fuhr ich im Eborett zur Galax, wo ich mir die Eintrittskarte für die Nachmittagsvorstellung abholen wollte.
In der Innenstadt ließen sich von neuem dröhnende Einschläge vernehmen, sie wurden immer lauter und fielen immer dichter. Über den Dächern schossen feuerspeiende Rauchsäulen hoch. Da ich sah, daß keiner der Passanten darauf achtete, schwieg ich, bis das Eborett vor der Galax hielt. Der diensttuende Angestellte fragte, ob mir der Zoo gefallen habe.
»Doch, doch, sehr hübsch«, antwortete ich, »aber… um Himmels willen, was ist das?«
Der gesamte Galaxkomplex erbebte. Die beiden Büroblöcke gegenüber, die durchs Fenster wie auf dem Präsentierteller zu sehen waren, barsten unter einem Meteorentreffer. Ich taumelte an die Wand.
»Das ist nicht schlimm«, meinte der Beamte. »Wenn Sie länger bei uns weilen, werden Sie sich daran gewöhnen. Bitte, hier ist die Kar…«
Er sprach nicht zu Ende. Es blitzte und donnerte, Staub wirbelte auf, und als er sich setzte, erblickte ich an Stelle meines Gesprächspartners ein gewaltiges Loch im Fußboden. Ich stand wie erstarrt. Es war noch keine Minute vergangen, da hatten einige Ardriten in Monteurkleidung das Loch geflickt und einen niedrigen Handwagen mit einem großen Paket hereingeschoben. Ihm entstieg vor meinen Augen der Angestellte und hielt die Eintrittskarte in der Hand. Er schüttelte die Reste der Verpackung ab, machte es sich auf seinem Schwebehaken bequem und sagte:
»Hier ist Ihre Karte. Ich sagte Ihnen bereits, das sei nichts Besonderes. Jeder wird bei uns im Bedarfsfall doubliert. Sie wundern sich über unseren Gleichmut? Dieser Zustand währt ja seit dreißigtausend Jahren, da hat man schon Zeit, sich daran zu gewöhnen… Falls Sie zu speisen wünschen, das Galaxrestaurant ist schon geöffnet. Unten, links vom Eingang.«
»Danke, mir ist der Appetit vergangen«, erwiderte ich und verließ in dem unaufhörlichen Getöse leicht schwankend den Raum. Doch bald packte mich Zorn. Die sollen hier keinen Erdenmenschen zittern sehen! dachte ich, warf einen Blick auf die Uhr und ließ mich ins Theater fahren.
Unterwegs zersplitterte ein Meteorit das Eborett, so daß ich umsteigen mußte. An der Stelle, an der gestern noch der Theaterbau gestanden hatte, türmte sich heute ein qualmender Trümmerhaufen.
»Werden die Eintrittskarten rückvergütet?« erkundigte ich mich bei dem Kassierer, der auf der Straße stand.
»Keineswegs. Die Vorstellung beginnt normal.«
»Was heißt normal? Hat nicht ein Meteor…?«
»Es sind noch zwanzig Minuten Zeit!« Er hielt mir seine Uhr hin.
»Aber…«
»Bitte blockieren Sie nicht die Kasse! Wir wollen auch Karten haben!« riefen mehrere Personen gleichzeitig aus der Schlange, die sich hinter mir gebildet hatte. Achselzuckend trat ich zur Seite. Indessen verluden zwei riesige Maschinen die Trümmer und schafften sie fort. Wenige Minuten später war der Platz geräumt.
»Findet die Veranstaltung im Freien statt?« fragte ich einen von den Wartenden, der sich mit dem Programm Kühlung zufächelte.
»Keinesfalls; ich nehme an, es wird wie üblich
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