Sterntagebücher
Verwalter.
Mit Paste eingerieben, bewehrt mit Bombe und Gewürzen, betrat ich in Begleitung Wauwrs und des Reiseführers die Gefilde der Torpe. Die Straße verlor sich bald in undurchdringlichem Dickicht. Wir kamen nur mit Mühe voran, oft behindert durch die Spuren der Kulupen, die Trichtern von fünf Meter Durchmesser glichen. Als wir ein großes Stück Wegs marschiert waren, erbebte auf einmal der Boden, der Reiseführer blieb stehen und gebot mir mit dem Taster Schweigen. Ein Donnern erhob sich, als tobte ein Gewitter hinter dem Horizont.
»Hören Sie?« flüsterte der Reiseführer.
»Ich höre. Ein Kulup?«
»Ja. Er mistet.«
Wir bewegten uns jetzt langsamer und vorsichtiger. Das Getöse hatte sich gelegt, und die Torpe versank wieder in Schweigen. Endlich schimmerte eine weite Lichtung durch das Dickicht. Meine Begleiter wählten an ihrem Rande einen guten Anstand, würzten mich, und nachdem sie sich überzeugt hatten, daß ich Feger und Bombe in Bereitschaft hielt, entfernten sie sich auf Zehenspitzen, wobei sie mir Geduld empfahlen. Eine Zeitlang herrschte Stille, unterbrochen nur durch die Klagelaute der Okteseln; die Beine waren mir schon erstarrt, da erzitterte der Boden. Ich gewahrte eine Bewegung in der Ferne – die Baumwipfel mir gegenüber neigten sich und stürzten um, die Bahn des Wildes zeichnend. Es mußte ein kapitaler Bursche sein. In der Tat ließ sich auch bald ein Kulup am Rande der Lichtung blicken, stampfte über die liegenden Stämme hinweg und schritt vor sich hin. Majestätisch pendelnd, kam er mit lautem Schnuppern auf mich zu. Ich packte mit beiden Händen die Bombengriffe und wartete kaltblütig. Der Ku lup blieb in einer Entfernung von etwa fünfzig Metern stehen und beleckte sich. In seinem durchsichtigen Innern konnte ich deutlich die Überreste vieler gescheiterter Jäger erkennen.
Der Kulup überlegte recht lange; ich fürchtete schon, er würde umkehren, da trapste er heran und probierte mich. Ich hörte ein dumpfes Schmatzen und verlor den Boden unter den Füßen.
Angebissen! Glück gehabt! dachte ich. Innen war es gar nicht so finster, wie ich im ersten Augenblick geglaubt hatte. Ich säuberte mich, hob sodann die schwere Zeitzünderbombe und wollte das Uhrwerk stellen, als mich ein Räuspern auffahren ließ. Ich blickte auf und sah einen mir fremden Ardriten, der sich ebenso wie ich über seine Bombe bückte.
»Was tun Sie hier?« fragte ich, nachdem wir einander eine Weile gemustert hatten.
»Ich jage den Kulupen«, erwiderte er.
»Ich auch«, sagte ich, »doch lassen Sie sich bitte nicht stören. Sie waren ja als erster hier.«
»Aber nicht doch«, entgegnete der andere. »Sie sind Ausländer.«
»Was tut’s zur Sache«, antwortete ich, »ich behalte meine Bombe eben für ein andermal. Bitte nehmen Sie auf mich keine Rücksicht.«
»Um nichts in der Welt!« rief er. »Sie sind unser Gast.«
»In erster Linie bin ich Jäger.«
»Und ich Gastgeber, darum erlaube ich nicht, daß Sie meinetwegen auf diesen Kulupen verzichten müssen! Bitte beeilen Sie sich, die Paste fängt bereits an zu wirken!«
In der Tat wurde der Kulup unruhig; sogar bis hierher drang sein gewaltiges Schnaufen, etwa als ließen fünfzig Lokomotiven zugleich Dampf.
Als ich sah, daß der Ardrit nicht nachgeben würde, stellte ich den Zeitzünder ein und wartete auf meinen Gefährten. Der jedoch wollte mir unbedingt den Vortritt lassen. Bald stiegen wir denn auch aus, das heißt wir fielen. Die Fallhöhe entsprach einem zwei stöckigen Haus, und ich verstauchte mir leicht einen Knöchel. Sichtlich erleichtert stampfte der Kulup ins Dickicht und knickte dort die Bäume mit lautem Gedröhn. Auf einmal ein fürchterliches Krachen, und alles wurde still.
»Da liegt er! Meinen herzlichsten Glückwunsch!« schrie der Jäger und drückte mir innig die Rechte. In diesem Augenblick nahten mein Reiseführer und der Verwalter des Geheges.
Es dämmerte bereits, die Zeit drängte; der Verwalter versprach, den erlegten Kulupen eigenhändig auszustopfen und mir mit dem nächsten Raketenfrachter auf die Erde nachzuschicken.
5. XI.
Vier Tage keine Eintragung gemacht, bin sehr beschäftigt. Jeden Morgen Typen aus der Kommission für Kulturelle Zusammenarbeit mit dem Kosmos, Museen, Ausstellungen, Radioakte, und am Nachmittag Besuche, offizielle Empfänge, Aussprachen. Bin ziemlich erschöpft. Mein Betreuer von der KfKZK sagte
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