Sterntagebücher
erleichterten und somit aus der Kosmonautik ein besseres Instrument für Kontakte und für die Einigung der vernünftigen Wesen machten. Was all die anderen Reformen betrifft, so hätten sie nicht auf einer Kuhhaut Platz gehabt, Verbesserungen, die ich in verhältnismäßig kurzer Zeit einzuplanen vermochte. Sie waren übrigens nicht unbedingt das Wichtigste, denn es bedarf meinerseits wohl keiner langen Ausführungen, um zu erklären, daß ich mich vor allem auf die Menschheit konzentrierte. Um sie zu bessern, änderte ich das Prinzip der natürlichen Evolution.
Bekanntlich ist die Evolution entweder ein massenhaftes Auffressen der Schwächeren durch die Stärkeren, das heißt ein Zoozid, oder eine Absprache der Schwächeren, die Stärkeren von innen anzugreifen, das heißt das Parasitentum. Moralisch einwandfrei sind nur die grünen Pflanzen, weil sie auf eigene Kosten vom Sonnenkonto leben. Ich ersann daher eine Chlorophyllisierung alles Lebenden, und vor allem fixierte ich einen belaubten Menschen. Da ich dadurch den Bauch entleerte, brachte ich dort das entsprechend vergrößerte Nervensystem unter; natürlich tat ich das alles nicht direkt, denn ich hatte ja nur ein Elektron zur Verfügung. Ich legte nach einer entsprechenden Vereinbarung mit dem Professor als grundlegendes Gesetz der Entwicklung, die im neuen, unverschuldeten Kosmos erfolgen sollte, die Regel vom anständigen Verhalten jedes einzelnen gegenüber den anderen fest. Ich ersann auch einen viel ästhetischeren Körper, eine subtilere Geschlechtlichkeit und noch viele andere Verbesserungen, die ich hier nicht aufzählen will, weil mir bei der Erwähnung all dieser Pläne das Herz blutet. Auf jeden Fall hatten wir in den letzten Septembertagen bereits das welterschaffende Geschütz und sein Elektronengeschoß fertig. Es waren noch gewisse, äußerst komplizierte Berechnungen vonnöten, mit denen sich der Professor samt seinen Assistenten befaßte, da das Einstellen auf ein Ziel in der Zeit (und eigentlich schon außerhalb der Zeit) eine Operation darstellte, die der höchsten Präzision bedurfte.
Wäre es da nicht ratsam gewesen, wie festgebunden an Ort und Stelle zu bleiben und alles zu beaufsichtigen – angesichts der unheimlichen Verantwortung, die auf mir lastete? Aber es gelüstete mich nach Erholung… und ich verreiste an einen Badeort. Es ist blamabel, aber ich muß es gestehen: Die Mücken hatten mir sehr zu schaffen gemacht, ich war ganz verschwollen und träumte von kühlen Seebädern. Und eben wegen dieser verdammten Mücken… aber ich habe nicht das Recht, meine große Schuld auf irgendein Etwas oder auf irgend jemanden abzuwälzen. Kurz vor meiner Abreise kam es zwischen mir und einem der Mitarbeiter des Professors zu Reibereien. Eigentlich war es nicht einmal ein Mitarbeiter von Rasglas, sondern ein gewöhnlicher Laborant, ein gewisser Alois Hauffen. Dieser Mann, dem die Wartung der Laborgeräte oblag, verlangte aus heiterem Himmel, daß man ihn ebenfalls auf die Liste der Weltenschöpfer setzen solle, denn, so sagte er, gäbe es ihn nicht, so würde das Kryotron nicht ordnungsgemäß funktionieren, und wenn das Kryotron nicht funktionierte, würde sich das Elektron nicht richtig verhalten… und so weiter. Ich lachte ihn natürlich aus, und er schien auch schon auf seine unbegründeten Ansprüche zu verzichten, doch heimlich begann nun er eigene Pläne zu schmieden. Er selbst war zu nichts Vernünftigem imstande, doch er verbündete sich mit zwei zufälligen Bekannten, die sich in der Nähe des Instituts für Kernforschung in Bombay herumtrieben und die danach trachteten, sich dort ein warmes Pöstchen zu ergattern: der Deutsche Ast A. Roth sowie ein gewisser Boels E. Bubb, halb Engländer und halb Holländer.
Wie eine leider zur Unzeit durchgeführte Untersuchung ergab, hatte Hauffen ihnen des Nachts Zutritt ins Labor gewährt, und das übrige bewirkte die Nachlässigkeit des jüngeren Assistenten von Prof. Rasglas, eines gewissen Magisters Serpentine. Er hatte die Schlüssel zum Panzerschrank auf dem Schreibtisch liegenlassen, was den Eindringlingen ihr Vorhaben erleicherte. Serpentine entschuldigte sich dann durch Krankheit, er legte ärztliche Atteste vor, aber das ganze Institut wußte, daß dieser unreife Grünschnabel eine Liebesaffäre mit einer verheirateten Frau hatte, einer gewissen Eva A. der er geradezu zu Füßen lag, wodurch er die Dienstpflichten aus den Augen verlor. Hauffen führte seine Komplizen in
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