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Sterntagebücher

Sterntagebücher

Titel: Sterntagebücher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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einsam bin; ich bemerkte jedoch, daß er bei dem Refrain »Meteoriten, Meteoriten!« scheußlich falsch sang. Ich sagte ihm das. Er war daraufhin beleidigt und erwiderte, daß ich immer falsch sänge, nicht er. Das Gespräch, bis dahin ziemlich ruhig, artete in Zank aus, dann in heftigen Streit, bis er mich dermaßen in Rage brachte, daß ich ihm sagte, er solle sich zum Teufel scheren. Das war so in der Wut dahingesagt, ich meinte es nicht wörtlich, aber er stand auf, ging nach oben, richtete sein Chronozykel, setzte sich wie auf ein Rad darauf, bewegte daran etwas, und im Nu hatte er sich in Nebel aufgelöst, eigentlich in Rauch wie von einer Zigarette. Nach einer Minute war auch der nicht mehr zu sehen – nur die wirr durcheinanderliegenden Bücher blieben zurück. Ich stand allein da, mit ziemlich dummer Miene, denn ich hatte das nicht erwartet, aber als er seine Vorbereitungen zur Abreise traf, wollte ich nicht mehr nachgeben. Nach einiger Überlegung stieg ich erneut in die Küche hinab, denn wir hatten beinahe drei Stunden durchgeschwatzt, und ich verspürte wieder Hunger. Ich hatte noch ein paar Eier im Kühlschrank, auch ein Stück durchwachsenen Speck, aber als ich das Gas angezündet hatte und die Eier in die Pfanne schlug, ertönte aus dem ersten Stock erneut ein lautes Poltern.
      Ich war so überrascht, daß ich das Rührei verdarb; es floß samt den Grieben in die Flamme, und ich rannte, wie ein Müllkutscher fluchend, nach oben, wobei ich drei Stufen auf einmal nahm.
      In den Regalen stand kein einziges Buch mehr an seinem Platz, sie bildeten einen großen Haufen, aus dem er, das Chronozykel hinter sich herziehend, denn er hatte es im Fallen an seinen Körper gedrückt, hervorkroch.
      »Was soll das heißen!« schrie ich wütend.
      »Ich werd’s dir gleich erzählen… warte…«, murmelte er und schleppte das Chronozykel zur Lampe. Er betrachtete es eingehend, ohne sich auch nur im geringsten zu rechtfertigen. Nun hatte ich es wirklich satt.
      »Es gehört sich, daß du mir wenigstens eine Erklärung gibst!« brüllte ich.
      Er lächelte. Stellte das Chronozykel beiseite, das heißt, er lehnte es an die Wand, suchte die Pfeife, stopfte sie aus meinem Tabaksbeutel, zündete sie an, schlug ein Bein übers andere, so daß ich nicht mehr an mich halten konnte.
      »Unverschämtheit!« rief ich. Obwohl ich mich nicht von der Stelle rührte, faßte ich dennoch den feierlichen Entschluß, ihn windelweich zu schlagen. Scherze wollte er mit mir treiben, in meinem eigenen Hause!
      »Unsinn«, versetzte er phlegmatisch. Er hatte offenbar nicht das geringste Schuldgefühl. Dabei hatte er mir sämtliche Bücher auf den Fußboden geschleudert!
      »Das war unabsichtlich«, sagte er, während er eine Rauchwolke ausstieß. »Das Chronozykel ist mir wieder ausgerutscht…«
      »Aber warum bist du erneut zurückgekehrt?«
      »Ich mußte.«
      »Wieso?«
      »Wir befinden uns, mein Lieber, in einem Zeitkreis«, sagte er ruhig. »Ich werde dich jetzt wieder von neuem überreden wollen, damit du dein Einverständnis gibst, Direktor zu werden. Wenn du ablehnst, fahre ich zurück, komme aber bald wieder, und alles fängt von vorn an…«
      »Nicht möglich! Wir sollten uns in einem geschlossenen Zeitumlauf befinden?«
      »Genau.«
      »Stimmt nicht! Wenn es so wäre, müßte sich alles, was wir sagen und was wir tun, vollkommen, das heißt Punkt für Punkt, wieder holen, aber das, was ich jetzt sage, und das, was du sagst, ist nicht mehr vollkommen dasselbe wie beim erstenmal!!«
      »Die Leute reden viel dummes Zeug über die Reisen in der Zeit«, entgegnete er, »und das, was du eben von dir gegeben hast, gehört zum Unsinnigsten. In der Kreiszeit muß alles ähnlich verlaufen, aber durchaus nicht genauso, denn ein Zeiteinschluß, analog einem räumlichen Einschluß, nimmt einem nicht jede Freiheit, sondern beschränkt sie nur sehr stark! Wenn du den Vorschlag annimmst, begibst du dich in das Jahr 2661, und damit verwandelt sich der Kreis in eine offene Schleife. Wenn du aber ablehnst und mich wieder wegjagst, kehre ich zurück… und du weißt, was dann sein wird!«
      »Ich habe also keinen anderen Ausweg?« brauste ich auf. »O ja, mir war gleich so, als ob ein Betrug hinter alledem steckt! Verschwinde, ich will dich nicht mehr sehen!«
      »Red kein albernes Zeug«, erwiderte er kühl. »Das, was geschieht, hängt ausschließlich von dir ab, nicht von mir – genauer

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