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Sterntagebücher

Sterntagebücher

Titel: Sterntagebücher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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dir zu demonstrieren, elend umkam, weil er gleich beim Start auf den Tod gealtert war.«
      Ich nickte.
      »Solche Versuche wird es immer wieder geben. Jede neue Technik hat in ihrer Anfangsphase Opfer im Gefolge. Molteris hatte ein Einmannzeitauto ohne jede Sicherung erfunden. Er hatte das gleiche getan wie jener mittelalterliche Bauer, der mit Flügeln vom Kirchturm sprang und zu Tode kam. Im 23. Jahrhundert entstanden Chronotrecker, Zeitflitzer und Tempobile – das heißt, von deinem Zeitpunkt aus werden sie entstehen –, die wahre Revolution in der Chronomotion wird aber erst dreihundert Jahre später erfolgen, dank einigen Menschen, die ich nicht nennen möchte – du wirst sie persönlich kennenlernen. Eine Wanderung in der Zeit über eine kleine Strecke ist mit Expeditionen in die Tiefe von Jahrmillionen nicht zu vergleichen. Die Proportionen sind mehr oder weniger dieselben wie zwischen einem Spaziergang in die Vorstadt und der Kosmonautik. Ich komme aus der Epoche der Chronotraktion, der Chronomotion und der Telechronie. Über das Reisen in der Zeit hat man schon ganze Berge von Ammenmärchen geschrieben, wie seinerzeit über die Astronautik – etwa, daß ein Erfinder mit Hilfe eines reichen Mannes in völliger Abgeschiedenheit ohne weiteres eine Rakete baut, mit der beide, obendrein in Gesellschaft bekannter Damen, zum anderen Ende der Galaxis fliegen. Die Technologie der Chronomotion bedarf ebenso wie die kosmonautische einer gewaltigen Industrie, sie benötigt kolossale Investitionen, Planungen… aber damit wirst du dich auch an Ort und Stelle, das heißt zur rechten Zeit vertraut machen können. Die technische Seite ist jetzt nicht so wichtig, es geht um das Hauptziel dieser Arbeit. Man pumpt nämlich nicht soviel in sie hinein, damit jemand Pharaone erschrecken oder den eigenen Ururgroßvater verprügeln kann. Die Gesellschaftsordnung ist inzwischen geregelt, auch das Klima der Erde – im 27. Jahrhundert, aus dem ich komme, ist es so gut, wie es besser nicht sein kann, aber wir haben noch immer keine Ruhe, wenn wir an die Geschichte denken. Du weißt, wie sie ausgesehen hat – es ist höchste Zeit, daß man damit ein Ende macht!«
      »Einen Moment…« Mir dröhnte der Kopf. »Die Geschichte gefällt euch nicht, na und? Sie muß trotzdem so bleiben, wie sie war, oder etwa nicht?«
      »Red kein dummes Zeug. Auf der Tagesordnung steht eben die Teopaghip, das heißt die Telechronische Optimalisierung der Allgemeinen Geschichte durch einen Hyperputer. Ich habe dir schon gesagt, daß wir die allgemeine Geschichte natürlich regulieren, verbessern, ausgleichen und vervollkommnen werden, entsprechend den Grundsätzen des Humanismus, des Rationalismus und der allgemeinen Ästhetik; du wirst doch wohl einsehen, daß man sich schämen muß, wenn man sich mit einer solchen Schlächterei im Stammbaum in die hohen kosmischen Zivilisationen einreihen will!«
      »Regulierung der Geschichte…?« wiederholte ich entgeistert.
      »Ja. Wenn nötig, werden wir sogar Korrekturen vor der Entstehung des Menschen vornehmen, damit er besser entstehen kann. Die Mittel und Geldfonds stehen schon zur Verfügung, nur der Posten des Leitenden Direktors dieses Projekts ist noch immer unbesetzt! Alle schrecken vor dem Risiko zurück, das mit dieser Funktion verbunden ist.«
      »Gibt es keine Anwärter?« Mein Erstaunen wurde immer größer.
      »Es ist nicht so wie in der Vergangenheit, da jeder Esel die Welt regieren wollte. Ohne entsprechende Qualifikation wird sich keiner nach dieser schwierigen Aufgabe reißen. So ist also diese Stellung nicht besetzt, und die Sache drängt!«
      »Aber ich kenne mich doch da nicht aus. Und warum ausgerechnet ich?«
      »Du wirst über ganze Stäbe von Fachleuten verfügen. Die technische Seite ist nicht dein Gebiet; es gibt viele verschiedene Aktionspläne, viele Projekte, Methoden, es sind verantwortliche, vernünftige Entscheidungen vonnöten. Ich muß, das heißt du mußt sie treffen. Unser Hyperputer hat durch Psychosonden alle Menschen untersucht, die irgendwann gelebt haben, und hat erkannt, daß ich, das heißt du – die einzige Hoffnung des Projekts bist.«
      Nach einer längeren Weile versetzte ich: »Es scheint eine wichtige Angelegenheit zu sein. Vielleicht werde ich diese Stellung annehmen, vielleicht auch nicht. Die allgemeine Geschichte, hoho! Das muß überlegt sein! Wie ist es denn überhaupt dazu gekommen, daß ich, das heißt, daß

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