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Sternwanderer

Titel: Sternwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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hatte.
     
     
    * * *
     
    »Wein, Milord?« fragte die mittelalte Frau im langen roten Kleid, als Primus das Gasthaus betrat.
    »Nein, danke«, antwortete er. »Ich habe eine ganz private Abmachung mit mir, wonach ich, bis ich meinen Bruder kalt und tot auf dem Boden vor mir liegen sehe, nur meinen eigenen Wein trinken und nur Essen zu mir nehmen darf, das ich selbst erstanden und zubereitet habe. So werde ich es auch hier halten. Ich hoffe, Ihr habt nichts dagegen. Selbstverständlich werde ich Euch bezahlen, als tränke ich Euren Wein. Wärt Ihr wohl so freundlich, eine dieser Flaschen ans Feuer zu stellen, damit der Wein nicht ganz so kalt ist? Nun, ich habe einen Reisegefährten, einen jungen Mann, der sich um die Pferde kümmert; er hat keinen derartigen Eid geleistet, und ich bin sicher, wenn Ihr ihm einen Becher Glühwein schicken lassen könntet, würde das helfen, die Kälte aus seinen Knochen zu vertreiben…«
    Das Mädchen knickste und schlurfte zurück in die Küche.
    »So, mein Gastgeber«, sagte Primus zu dem weißbärtigen Wirt, »wie sind Eure Betten hier in dieser gottverlassenen Gegend? Habt Ihr Strohmatratzen? Sind die Zimmer heizbar? Zu meiner großen Freude sehe ich, daß Ihr einen Zuber am Kamin stehen habt – wenn es noch einen Kessel mit heißem Wasser gibt, würde ich später gern ein Bad nehmen. Aber ich bezahle Euch keinesfalls mehr als eine Silbermünze dafür, wohlgemerkt.«
    Der Wirt sah zu seiner Frau hinüber, die an seiner Stelle antwortete: »Unsere Betten sind gut, und ich werde das Mädchen hinaufschicken, daß sie für Euch und Euren Gefährten das Feuer schürt.«
    Primus legte die tropfnasse schwarze Robe ab und hängte sie ans Feuer, neben das noch immer feuchte Kleid der Sternfrau. Dann wandte er sich um und entdeckte erst jetzt die junge Dame am Tisch. »Noch ein Gast?« fragte er. »Gut getroffen, Milady, bei diesem widerwärtigen Wetter.« In diesem Augenblick hörte man vom Stall ein lautes Krachen. »Irgend etwas hat die Pferde scheu gemacht«, stellte Primus fest, und seine Stimme klang besorgt.
    »Vielleicht der Donner«, meinte die Frau des Gastwirts.
    »Ja, vielleicht«, entgegnete Primus. Aber etwas anderes hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Langsam ging er hinüber zu der Sternfrau und starrte ihr ein paar Herzschläge lang tief in die Augen. »Ihr…« er zögerte. Dann fuhr er mit fester Stimme fort: »Ihr habt den Stein meines Vaters, Ihr habt die Macht über Stormhold.«
    Ungehalten blickte das Mädchen zu ihm auf, mit Augen so blau wie der Himmel. »Nun denn«, sagte sie, »dann bittet mich darum, ich wäre das dumme Ding nämlich gern endlich los.«
    Die Wirtin eilte herbei und stellte sich ans Kopfende des Tischs. »Ich möchte nicht, daß meine Gäste sich gegenseitig belästigen, ihr Lieben«, verkündete sie streng.
    Primus’ Blick fiel auf die Messer auf der hölzernen Tischplatte. Er erkannte sie: In der Schatzkammer von Stormhold gab es halbzerfetzte Schriftrollen, auf denen diese Messer abgebildet und ihre Namen genannt waren. Es waren alte Messer, aus dem Ersten Zeitalter der Welt.
    In diesem Moment sprang die Tür des Wirtshauses mit einem Knall auf.
    »Primus!« rief Tristran, der hereingestürmt kam. »Man hat versucht mich zu vergiften!«
    Augenblicklich packte Lord Primus den Griff seines Schwerts, doch im selben Augenblick hatte die Hexenkönigin schon das lange Messer in der Hand und zog es ihm mit einer weichen, eleganten Bewegung über die Kehle…
    Für Tristran passierte alles viel zu schnell. Er kam in die Wirtsstube, sah den Stern und Lord Primus, den Wirt und seine sonderbare Familie, und dann spritzte auch schon das Blut grellrot im Feuerschein.
    »Ergreift ihn!« rief die Frau im roten Kleid. »Packt den Kerl!«
    Billy und das Küchenmädchen liefen auf Tristran zu, aber in diesem Augenblick galoppierte das Einhorn herein.
    Mit einem Sprung machte Tristran den Weg frei. Das Einhorn bäumte sich auf, und ein Schlag seiner scharfen Hufe schleuderte das Küchenmädchen durch die Luft.
    Billy duckte den Kopf und rannte auf das Einhorn los, als wollte er es mit seiner Stirn rammen. Doch auch das Einhorn senkte den Kopf, und so ereilte den Gastwirt ein unschönes Ende.
    »Blödmann!« schrie die Gastwirtin wütend und stürzte sich ebenfalls auf das Einhorn, in jeder Hand ein Messer. Vom einen tropfte bereits Blut auf ihre Hand und ihren Arm.
    Tristran hatte sich zu Boden geworfen und war auf allen vieren zum Kamin gekrochen. In der

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