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Sternwanderer

Titel: Sternwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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Yvaine weiter.
    »Vermutlich werden sie es mir nie ausführlicher danken«, meinte der Mann mit dem Zylinder zu dem Buchhändler, der nicht die leiseste Ahnung hatte, was damit gemeint war. Aber es war ihm vollkommen gleichgültig.
    »Ich habe meiner Familie Lebewohl gesagt«, erklärte Tristran Yvaine, während sie weitergingen. »Meinem Vater, meiner Mutter – der Frau meines Vaters, sollte ich vielleicht lieber sagen – und meiner Schwester Louisa. Ich glaube nicht, daß ich noch einmal zurückkehre. Jetzt müssen wir nur noch das Problem lösen, wie wir dich wieder an den Himmel kriegen. Vielleicht komme ich mit dir.«
    »Dir würde es nicht gefallen am Himmel«, versicherte der Stern. »Also… gehe ich recht in der Annahme, daß du Victoria Forester nicht heiraten wirst?«
    Tristran nickte. »Da hast du völlig recht«, bestätigte er.
    »Ich bin ihr begegnet«, sagte der Stern. »Hast du gewußt, daß sie schwanger ist?«
    »Was?« fragte Tristran überrascht.
    »Ich bezweifle, daß sie es weiß. Sie ist im ersten oder Anfang des zweiten Monats.«
    »Guter Gott. Und woher weißt du das?«
    Jetzt war Yvaine an der Reihe, die Achseln zu zucken. »Übrigens«, sagte sie, »übrigens habe ich mich gefreut, als ich erfahren habe, daß du Victoria Forester nicht heiraten wirst.«
    »Ich auch«, gestand er.
    Abermals begann es zu regnen, aber die beiden machten keine Anstalten, einen Unterschlupf zu suchen. Tristran drückte Yvaines Hand. »Weißt du eigentlich«, sagte sie, »daß eine Sternfrau und ein sterblicher Mann…«
    »Nur halb sterblich«, verbesserte Tristran hilfsbereit. »Alles, was ich über mich gedacht habe – wer ich war, was ich bin –, das war alles eine Lüge. Oder jedenfalls eine Art Lüge. Du hast keine Ahnung, was für ein erstaunlich befreiendes Gefühl das ist.«
    »Was immer du bist«, sagte sie. »Ich wollte dich nur darauf hinweisen, daß wir wahrscheinlich niemals Kinder bekommen können. Weiter nichts.«
    Da sah Tristran die Sternfrau an, lächelte und schwieg. Seine Hände umfaßten ihre Arme. So stand er vor ihr und sah auf sie herab.
    »Nur damit du es weißt«, sagte die Sternfrau und beugte sich vor.
    Sie küßten sich zum ersten Mal im kalten Frühlingsregen, aber sie merkten nicht, daß sie naß wurden. Tristrans Herz schlug in seiner Brust, als wäre dort zuwenig Raum für all die Freude, die er spürte. Während er Yvaine küßte, öffnete er die Augen, und ihre Augen, die so blau waren wie der Himmel, begegneten den seinen, und er sah in ihnen, daß er sich nie mehr von ihr trennen würde.
     
     
    * * *
     
    Die Silberkette war nur noch Rauch und Dampf. Einen Herzschlag lang hing sie in der Luft, dann blies ein heftiger, regennasser Windstoß sie endgültig weg.
    »Bitte sehr«, sagte die Frau mit den dunklen, lockigen Haaren, streckte sich wie eine Katze und lächelte. »Die Bedingungen zur Beendigung meiner Sklaverei sind erfüllt, und nun haben du und ich nichts mehr miteinander zu schaffen.«
    Hilflos blickte die alte Frau sie an. »Aber was soll ich tun? Ich bin alt. Ich kann den Stand allein nicht halten. Du bist eine gemeine, dumme Schlampe, daß du mich einfach so sitzenläßt.«
    »Deine Probleme gehen mich nichts an«, erwiderte ihre ehemalige Sklavin, »aber ich lasse mich von nun an nie wieder eine Schlampe, eine Sklavin oder sonst etwas nennen, ich will nur noch meinen eigenen Namen hören. Denn ich bin Lady Una, die erstgeborene und einzige Tochter des einundachtzigsten Lords von Stormhold, und die Bannsprüche, mit denen du mich belegt hast, sind ein für allemal null und nichtig. Nun wirst du dich bei mir entschuldigen und mich mit meinem richtigen Namen ansprechen, sonst werde ich – und zwar mit dem größten Vergnügen – den Rest meines Lebens damit verbringen, dir nachzujagen und alles zu zerstören, was dir lieb und teuer ist und dich selbst noch dazu.«
    Sie blickten sich in die Augen, und die alte Frau wandte als erste den Blick ab.
    »Dann muß ich mich wohl dafür entschuldigen, daß ich dich eine Schlampe genannt habe, Lady Una«, sagte sie, als wäre jedes Wort Sägemehl, das sie ausspucken mußte.
    Lady Una nickte. »Gut. Und ich glaube, du schuldest mir noch die Bezahlung für die Dienste, die ich dir geleistet habe, nun, da meine Zeit bei dir abgelaufen ist«, sagte sie. Denn solche Dinge haben Regeln. Alle Dinge haben Regeln.
     
     
    * * *
     
    Der Regen fiel noch immer in abrupten Schauern und pausierte zwischendurch lange genug, um die

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