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Sternwanderer

Titel: Sternwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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vorn an ihre Haube, wo es bimmelte und schimmerte.
    Nach einigem Suchen fanden Mr. Hempstock und Dunstans Vater den Stand mit den Kristallblumen; aber nun stand eine ältere Frau am Verkaufstisch, neben sich einen wunderschönen exotischen Vogel, der mit einer Silberkette an seiner Stange festgebunden war. Mit der Alten ließ sich nicht vernünftig reden, denn als die beiden Männer von ihr wissen wollten, was sich vorhin zugetragen hatte, erzählte sie nur, ein ganz übles Früchtchen habe eins der besten Stücke ihrer Sammlung weggegeben. Und sie jammerte über den Undank der Jugend, über die schlimmen modernen Zeiten und die heutigen Dienstboten.
     
     
    * * *
     
    Im menschenleeren Dorf (denn wer blieb schon hier während des Feenmarkts?) führte Tommy seinen Freund Dunstan ins Wirtshaus Zur siebenten Elster und ließ ihn auf einer Holzbank Platz nehmen. Dunstan stützte die Stirn in die Hand und starrte ins Nichts; er stieß nur von Zeit zu Zeit einen tiefen Seufzer aus, der klang wie das Heulen des Windes.
    Geduldig versuchte Tommy Forester, ein Gespräch mit ihm zu beginnen. »Na, alter Freund, laß dich nicht so hängen, so ist’s besser, du könntest dir ruhig mal ein Lächeln abringen, ja? Wie wär’s mit was zu essen? Oder zu trinken? Nein? Du siehst wirklich sonderbar aus, Dunstan, alter Kumpel…« Als Dunstan nicht reagierte, bekam Tommy immer mehr Sehnsucht nach dem Markt, wo zweifellos in ebendiesem Moment (er rieb sich das noch immer schmerzempfindliche Kinn) die süße Bridget sich von einem gewissen riesenhaften und beeindruckenden Gentleman in exotischer Kleidung und mit einem kleinen Äffchen auf der Schulter den Hof machen ließ. Nachdem er sich eingeredet hatte, daß sein Freund im leeren Wirtshaus einigermaßen sicher war, eilte Tommy zurück durchs Dorf und auf die andere Seite der Mauer.
    Als Tommy den Markt wieder betrat, bemerkte er, daß der Trubel noch größer geworden war – ein wildes Durcheinander von Puppenspielern, Jongleuren und allerlei tanzenden Tieren. Pferde wurden versteigert und alle möglichen und unmöglichen Dinge zum Verkauf oder Tauschhandel feilgeboten.
    Später, in der Abenddämmerung, verkündete ein Marktschreier die neuesten Nachrichten auf ähnliche Weise, wie eine moderne Zeitung ihre Schlagzeilen unters Volk bringt – »Herr von Stormhold mysteriös erkrankt!«, »Feuerflügel bis zur Festung Dene vorgedrungen!«
    »Einziger Erbe des Squire von Garamond in grunzendes Schwein verwandelt!« Für eine Münze war er bereit, nähere Details der jeweiligen Geschichte preiszugeben.
    Die Sonne ging unter, und ein riesiger Frühlingsmond erschien hoch am Himmel. Eine kühle Brise kam auf. Nun zogen sich die Händler in ihre Zelte zurück, und die Marktbesucher fanden sich von allen Seiten umwispert und zu allerlei käuflichen Wundern verlockt.
    Als der Mond sich dem Horizont entgegenneigte, erhob sich Dunstan Thorn und durchquerte leise die gepflasterten Straßen des Dorfes Wall. Unterwegs kam er an vielen Feiernden vorüber – Gästen wie Einheimischen –, doch nur wenige nahmen von ihm Notiz.
    Er schlüpfte durch die Mauer – sie war sehr dick –, und wie sein Vater vor ihm überlegte er plötzlich, was passieren würde, wenn er oben auf ihr entlangliefe.
    Durch die Öffnung kam er hinaus auf die Wiese, und in dieser Nacht spielte Dunstan zum ersten Mal mit dem Gedanken, nicht nur die Wiese, sondern auch den Bach zu überqueren und im Wald dahinter zu verschwinden. Die Vorstellung war ungewohnt, vergleichbar mit dem Gefühl, unerwartete Gäste bewirten zu müssen. Als er sich jedoch seinem Ziel näherte, schob er den Gedanken beiseite, als entschuldigte er sich bei den Gästen mit einer gemurmelten Erklärung, bereits anderweitige Verpflichtungen eingegangen zu sein.
    Der Mond ging unter.
    Dunstan hob die Hände an den Mund und rief wie ein Käuzchen. Niemand antwortete. Der Himmel über ihm war tiefdunkel – blau vielleicht oder violett, aber nicht schwarz – gesprenkelt mit zahllosen Sternen.
    Noch einmal ahmte er den Schrei nach.
    »Das klingt überhaupt nicht wie ein Käuzchen«, sagte sie ernst, dicht an seinem Ohr. »Vielleicht wie eine Schnee-Eule oder sogar eine Schleiereule. Wenn ich mir die Ohren zustopfe, könnte ich es möglicherweise für einen Uhu halten. Aber niemals für ein Käuzchen.«
    Dunstan zuckte die Achseln und grinste ein wenig dumm. Die Feenfrau saß neben ihm, und aufs neue war er wie berauscht: Er atmete sie ein, spürte sie

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