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Stets Zu Diensten, Mylady

Stets Zu Diensten, Mylady

Titel: Stets Zu Diensten, Mylady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
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mit Freude, dass ich in Ihnen jemanden gefunden habe, der diesen Spaß mit mir teilen will. Und nun lassen Sie uns Pläne schmieden, denn wir wollen die Hochzeit nicht länger hinausschieben.”
    Eigentlich sollte ich jetzt überglücklich sein, dachte Will auf dem Weg nach Hause. Seltsamerweise wollte sich aber keinerlei überschwängliches Gefühl einstellen. Junge, da heiratest du nun die reichste Erbin Englands und bist noch immer nicht zufrieden, schalt er sich selbst. Was ist los mit dir?
    In der Duke Street angekommen, aß er schnell zu Abend, zog sich in sein Schlafgemach zurück und tauchte nach einer Viertelstunde wieder auf, gekleidet wie der typische Kanzleischreiber oder kleine Angestellte, im abgetragenen, wenn auch ehemals respektablen Anzug, auf dem Kopf eine Schirmmütze.
    Seinem erstaunt dreinblickenden Diener erklärte er kurz angebunden: “Muss noch eine Sache erledigen. Es kann spät werden.”
    “Dann gehen Sie durch die Hintertür hinaus, Sir?”, fragte Bert.
    “Wo sonst? In diesem Aufzug wohl kaum durch den Haupteingang.”
    Die Mütze tief in die Stirn gezogen, eilte Mr Shafto durch die dunklen, menschenleeren Straßen, bog dann in eine heruntergekommene Gasse ein und blieb vor George Masserenes Spielhölle stehen. Dieser Lasterpfuhl für die unteren Gesellschaftsschichten war selbstverständlich illegal, und der massige Türsteher schaute sich jeden Besucher genau an.
    “Abend, Mr Wilson”, begrüßte er Will.
    “Abend, Jim. Volles Haus heute?”
    “Kann man wohl sagen. Der Boss ist bestimmt froh, wenn er Sie sieht.”
    Will ging die ausgetretene Kellertreppe hinunter und schlug einen schweren, schmutzigen Vorhang zur Seite.
    Stimmengewirr, unterbrochen von deftigen Flüchen, schlug ihm entgegen. Der lange Raum war stickig heiß, und einige blakende Lampen verbreiteten einen beißenden Qualm.
    In der Mitte waren Spieltische angeordnet, um die sich Trauben von schäbig gekleideten Männern scharten. Am hinteren Ende des Raumes stand als armselige Kopie des Glanzes in Londons eleganten Spielsalons ein Tisch mit billigen Speisen wie gelierten Muscheln, Schnecken und Aalstücken, starkem Bier und saurem Wein. An der geöffneten Tür zu einem Büro lehnte ein stattlicher Mann und paffte an seiner Zigarre.
    “Abend, Wilson. Hat’s heute geklappt? Hier ist schwer was los, wie Sie sehen. Kann Sie gut gebrauchen. Und dann sind da auch noch die Bücher. Die ganze Abrechnung ist für Sie liegen geblieben.”
    Will antwortete: “Ich kann einen der Tische übernehmen, Sir, aber heute Abend bin ich zum letzten Mal hier. Habe bessere Arbeit gefunden, sicherer, und keine Nachtarbeit.”
    George Masserene schaute unglücklich drein. “War mir klar, dass Sie nicht für immer bleiben, Wilson. Was hat ein ehrlicher Mann hier zu suchen, hab’ ich mich schon oft gefragt. Wenn Sie die Bücher noch einmal gründlich auf Vordermann bringen, zahle ich Ihnen eine Guinee extra.”
    Will nickte und nahm seinen Platz an einem der Spieltische ein. Während er die Karten mischte, beschlich ihn zu seinem eigenen Erstaunen ein leichter Abschiedsschmerz. Zwei Jahre lang hatte er an drei Abenden der Woche für Mr Masserene die Bücher geführt und als Croupier gearbeitet, und in beiden Funktionen hatte er sich durch Ehrlichkeit ausgezeichnet. Bei ihm wurde weder der Spieler übervorteilt noch dem Haus geschadet.
    Ganz ähnlich wie bei dem Dienst, den ich Beck Rowallan erweise, sagte er sich in einer Mischung aus Amüsiertheit und Bitterkeit.
    Im Morgengrauen machte Will Shafto sich hundemüde auf den Heimweg. Bevor er ging, hatte er noch George Masserenes Geschäftsbücher in Ordnung gebracht und dafür eine weitere halbe Guinee Bezahlung entgegengenommen. “Wenn Sie je Arbeit suchen, Wilson”, hatte George zum Abschied gesagt, “dann kommen Sie zu mir. In London gibt es nicht viele ehrliche Leute – ganz besonders hier in der Gegend.”
    Will blieb einen Augenblick gedankenverloren unter einer Laterne stehen. Er schüttelte den Kopf. Welche Ironie!, dachte er. Da beschimpfen mich die einen als ehrlosen, betrügerischen Mitgiftjäger, während die anderen meine Ehrlichkeit hervorheben. Was würde mir aber das Zeugnis des Besitzers einer heruntergekommenen Spielhölle nützen, wenn ich es den erlauchten Herrschaften als Nachweis meines ehrlichen Charakters vor die Nase hielte?
    Müde und niedergeschlagen setzte er seinen Heimweg fort, schlüpfte durch die Hintertür wieder ins Haus Nummer zehn Duke Street,

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