Stets Zu Diensten, Mylady
und Mr Shafto zuvor hoch und heilig versprechen, der Leominster-Loge im Theater an der Drury Lane einen Besuch abzustatten. “Nicht vergessen, meine Lieben. Genau in einer Woche!”
Sollten die Allenbys vor Wut toben, Vater und Sohn Beaucourt nach Herzenslust schmollen: Es war geschafft. Der Londoner
ton
hatte Miss Rebecca Rowallan und Mr Will Shafto als Paar akzeptiert.
5. KAPITEL
Miss Rowallan und ihr aufregend schöner Mitgiftjäger blieben die Sensation der Londoner Saison. Man sah die beiden in der Leominster-Loge des Theaters an der Drury Lane, in Astley’s Amphitheater, bei einem Ausritt durch den Hyde Park, bei einem Bootsausflug auf der Themse bei Richmond, und zu guter Letzt öffnete auch Almack’s ihnen die Pforten. Nach diesem letzten Sieg erklärte Miss Rowallan ihren Feldzug als erfolgreich abgeschlossen. Jetzt hieß es, allen Spekulationen ein Ende zu machen und zu heiraten.
In der Zwischenzeit setzten die Anwälte den offiziellen Ehevertrag auf. Josh Wilmot musste erstaunlich geringen Gebrauch von seinen berüchtigten Verhandlungskünsten machen, denn Wills Apanage war alles andere als kleinlich bemessen. Weder er noch die anderen Rechtsberater wussten allerdings um die private Abmachung zwischen den zukünftigen Eheleuten. Lediglich Mr Herriott, Miss Rowallans Vertrauter in allen rechtlichen Dingen, wurde in die Tatsache eingeweiht, dass diese Ehe niemals vollzogen werden sollte und nur zum Schein geschlossen wurde.
“Sind Sie sicher, dass dies Ihrem beiderseitigen Wunsch entspricht?” erkundigte er sich noch einmal, als er seiner Mandantin und Mr Shafto das Schriftstück zur Unterschrift vorlegte.
“Vollkommen sicher. Ohne diese Abmachung wird es keine Hochzeit geben”, bekräftigte Miss Rowallan, und Will nickte zustimmend.
Beide hatten stillschweigend beschlossen, die seltsamen Empfindungen während des Walzers auf Lady Leominsters Ball als eine den Umständen zuzuschreibende Verirrung anzusehen und in Zukunft körperliche Berührungen zu vermeiden.
Ohne weitere Diskussion besiegelten sie den sonderbaren Handel mit ihrer Unterschrift.
Als Will einige Nachmittage später seinen nächsten Besuch in Miss Rowallans Haus abstattete und in bester Stimmung den Salon betrat, spürte er auf der Stelle, dass etwas Entscheidendes geschehen würde.
Wieder einmal musste Mrs Grey widerstrebend dem Befehl ihrer Dienstherrin gehorchen und den Raum verlassen, und wieder forderte Miss Rowallan ihren Besucher auf, ihr gegenüber Platz zu nehmen.
Will hatte keinen Grund mehr, sich über fehlenden Geschmack seiner zukünftigen Gemahlin Sorgen zu machen, denn sie trug ein nach der neuesten Pariser Mode geschnittenes jadegrünes Nachmittagskleid mit beinahe freizügigem Dekolleté und keck unter dem Rocksaum hervorlugenden Rüschen. Die Farbe brachte den dunkelroten Glanz ihrer Locken wunderbar zu Geltung und unterstrich aufs Vorteilhafteste ihren zarten Teint.
“Meinen Sie, wir müssten unbedingt heute Abend auf Lady Jerseys Ball gehen?”, fragte Miss Rowallan gerade.
Will riss sich zusammen, war er doch unbemerkt in eine gedankenverlorene Bewunderung ihrer Schönheit versunken.
“Wie bitte? Nein, ich denke nicht”, brachte er als Antwort zustande.
Wie sie feststellten, stimmten sie völlig darin überein, dass all diese Bälle, Empfänge und Galadinners auf die Dauer ermüdend wirkten.
“Mr Shafto, ich denke, es ist an der Zeit, dass Sie um meine Hand anhalten”, sagte Miss Rowallan plötzlich vollkommen unvermittelt.
Wird sie niemals aufhören, mich aus der Fassung zu bringen, schoss es Will durch den Kopf. In seiner Überraschung war ein “Wirklich, Miss Rowallan?” alles, was er antworten konnte.
“Gewiss, und außerdem sollten Sie sich um eine Sondergenehmigung des Erzbischofs von Canterbury bemühen, damit unserer umgehenden Hochzeit nichts mehr im Wege steht.” Ein Lächeln huschte über ihre Miene, und Will wusste nicht zu sagen, ob sie sich über seine Sprachlosigkeit amüsierte oder darüber, dass ihr Plan so vortrefflich klappte.
“Sehen Sie, meine Leidenschaft für Sie bringt mich beinahe um den Verstand”, fuhr sie ungerührt fort. “Und wie ich höre, neigt man in einem solchen Gemütszustand zu den übereiltesten Handlungen.”
Rebecca Rowallan und übereilte Handlungen? Diese Vorstellung kam Will ausgesprochen abwegig vor, und nun gar den Verstand verlieren? Er zog es vor, ihren Ausführungen weiter wortlos zu lauschen.
Offenbar nahm sie sein Schweigen als
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