Stets Zu Diensten, Mylady
Zustimmung, denn sie erklärte: “Außerdem, Mr Shafto, denke ich, ist es an der Zeit, dass ich Sie mit Ihrem Vornamen anrede und Sie mich Rebecca nennen.”
Hier bot sich ihm Gelegenheit für eine kleine Rache.
“Nicht Beck, oder Becky?”, fragte er mit Unschuldsmiene.
“Nein, auf keinen Fall. Dann schon eher ‘Liebling’, auch wenn das in Anbetracht unserer Umstände ein wenig übertrieben klingen mag.”
“Vielleicht wäre es am einfachsten, wenn wir uns überhaupt nicht anreden – außer in entsprechend vertraulichen Situationen – und in der Öffentlichkeit natürlich – mit ‘Du’“, schlug Will mit todernster Miene vor.
Miss Rowallan war nicht ganz sicher, ob er sich über sie lustig machte. Sie beschloss, stillschweigend über seinen Vorschlag hinwegzugehen.
“Gut, das ist dann also geregelt”, meinte sie leichthin.
“Teufel auch, nichts ist geregelt!”, widersprach Will mit einer Heftigkeit, die ihn selbst überraschte. “Ich habe noch nicht um Ihre Hand angehalten, und ich verbitte mir, auf derart billige Weise abgespeist zu werden! Wir müssen zumindest die Form wahren. Ich habe mich vielleicht an Sie verkauft, und Sie haben mich gekauft, damit ich einem nur Ihnen bekannten Zweck dienlich bin, aber lassen Sie mir wenigstens in meiner Dienstbarkeit eine gewisse Würde.”
Er ging vor ihr auf ein Knie nieder, ergriff ihre rechte Hand und rief mit bühnenreifer, vor Sentimentalität bebender Stimme aus: “Verehrte Miss Rowallan! Haben Sie Erbarmen mit Ihrem ergebenen Diener, der sich in hoffnungsloser Liebe zu Ihnen verzehrt, und reichen Sie ihm die Hand zum geheiligten Bund der Ehe.”
Vollkommen verdutzt ließ Miss Rowallan diese Szene über sich ergehen. Sie schaute Will geradewegs in die Augen und sagte leise: “Ich muss Sie um Verzeihung bitten. Das war taktlos von mir.”
“Taktlos?” wiederholte er, während er aufstand. “Taktlos nennen Sie das? Ein äußerst gelinder Ausdruck – Beck! Aber ich verzeihe Ihnen.”
Damit hatte er den gerade errungenen leichten Vorteil wieder verspielt. Beide spürten, dass es bei diesem Kräftemessen um weitaus mehr ging als um ein geistreiches Wortgeplänkel.
Will trat wortlos ans Fenster und schaute auf die Straße hinab. Dort hatte ein Leierkastenmann seine Drehorgel aufgestellt und spielte bereits eine Zeit lang seine Melodien, während sein kleiner Affe dazu einen melancholischen Tanz aufführte. Will meinte, genau zu wissen, wie der Affe sich fühlte. Und Beck Rowallan gäbe einen hervorragenden Drehorgelspieler ab, dachte er bitter. Unvermittelt drehte er sich zu ihr um.
“Wenn Sie unsere ganze verdammte Abmachung aufkündigen wollen, dann sagen Sie es besser gleich”, erklärte er heiser.
Miss Rowallan schwieg. Sie saß mit unergründlicher, gelassener Miene ruhig da, die Hände im Schoß locker verschränkt.
“Nein, Mr Shafto”, erwiderte sie nach einer Weile. “So einfach kommen Sie aus der Sache nicht heraus. Sie und ich, wir haben einen Handel geschlossen. Und Sie haben bereits die Papiere unterschrieben, die für die nächsten fünf Jahre Ihr Leben festlegen. Der Handel ist zu Ihrem Vorteil, und auch ich bin mit meiner Wahl durchaus zufrieden. Oh nein, ich kündige die verdammte Abmachung nicht auf.”
Will verbeugte sich. “Ich möchte mich entschuldigen”, erklärte er förmlich, “in Ihrer Gegenwart eine derart grobe Sprache benutzt zu haben. So verhält sich kein Gentleman.”
Und wieder war Miss Rowallan für eine Überraschung gut. “Wissen Sie, Will, ich habe schon Schlimmeres gehört, und zwar von einem Gentleman. Wenn ich verspreche, Sie nicht mehr zu demütigen, setzen Sie sich dann wieder, damit wir in Ruhe alles Weitere besprechen können?”
Für Miss Rowallans Verhältnisse kam das einer aufrichtigen Entschuldigung gleich. Mehr konnte er nicht erwarten, das wusste er.
Mit einem Seufzer nahm er wieder Platz. “Meine liebe Rebecca”, antwortete er, “unsere beiderseitigen Entschuldigungen haben mich davon überzeugt, dass wir durchaus in der Lage sind, unseren Handel fortzusetzen, ohne uns gegenseitig ständig die Zähne zu zeigen. Lassen Sie uns lieber Verbündete sein im gemeinsamen Bemühen, die restliche Welt an der Nase herumzuführen, während wir unseren Spaß daran haben, dass wir etwas wissen, was niemand sonst auch nur ahnt.”
“Wie recht Sie haben, Will!” Rebecca lachte. “Mit genau der Einstellung habe ich den größten Teil meines bisherigen Lebens verbracht, und ich sehe
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