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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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noch als Junior-Partner einer dieser Wall-Street-Firmen. Inzwischen ist er sicherlich schon ein Finanzmagnat und wälzt sich in Geld.«
    »Ja, er war sehr erfolgreich.«
    »Das habe ich ihm immer vorausgesagt. Ich habe ihn zwar nie gesehen, wie er an drei Telefonen gleichzeitig sprach; damals hatte er diese Höhen noch nicht erreicht, aber mir war klar, daß der Tag kommen würde, an dem er dies ohne Schwierigkeiten tun würde.«
    »Er war vor gar nicht langer Zeit hier. Er hat Myra bei mir gelassen. Er wollte, daß sie eine Saison in London mitmacht.«
    »Eine sehr kluge Entscheidung. Hat es ihr gefallen?«
    Lady Constance runzelte die Stirn.
    »Ich mußte sie leider von London wegnehmen, nachdem wir einige Wochen dort gewesen waren. Ich entdeckte, daß sie sich mit einem unmöglichen jungen Mann eingelassen hatte.«
    Lord Ickenhams »Z-Z-Z« klang schreckerfüllt.
    »Sie behauptete ständig, daß sie beide verlobt wären. Vollkommen verrückt, natürlich.«
    »Warum verrückt?«
    »Er ist Hilfsgeistlicher.«
    »Ich habe etliche sehr ehrenwerte Hilfsgeistliche gekannt.«
    »Aber haben Sie auch einen gekannt, der Geld hatte?«
    »Allerdings nicht. Geld haben sie häufig nicht, oder? Ich glaube, daß ein Hilfsgeistlicher mit flinken Fingern bei der Sonntagskollekte vielleicht ein ganz hübsches Sümmchen verdienen könnte; aber mehr als ein kleines, festes Einkommen wäre das auch nicht. Hat es Myra die Füße weggerissen?«
    »Wie bitte?«
    »Ich meine, ob sie sehr darunter leidet, daß sie von ihrem Herzensmann getrennt ist?«
    »Sie wirkt ziemlich deprimiert.«
    »Was sie jetzt braucht, ist junge Gesellschaft. Was für ein glücklicher Zufall, daß ich meinen Freund Meriwether mitgebracht habe.«
    Lady Constance erschrak. Seinen Freund Meriwether hatte sie momentan ganz vergessen.
    »Emsworth hat ihn zur ›Kaiserin‹ mitgenommen. Er glaubt, daß dieser Anblick ihn nach der langen Reise erfrischen könnte. Sie werden Meriwether sicher mögen.«
    »Wirklich?« sagte Lady Constance, wobei es sich für sie um einen wunden Punkt handelte. Sie war überzeugt davon, daß jeder Bekannte von Frederick, dem fünften Earl of Ickenham, für die menschliche Gesellschaft untauglich war, ebenso wie dieser Schandfleck von Earl selbst. Der leichte Anflug von Freundlichkeit, der nur darauf begründet gewesen war, daß er einmal mit jenem Mann befreundet war, der ihr so viel bedeutete, war verschwunden; sie erinnerte sich nur noch an seinen letzten Besuch auf dem Schloß und wünschte, daß sie ein schlechteres Gedächtnis hätte. Auch sie wollte – wie so viele andere, deren Wege sich mit dem Lord Ickenhams gekreuzt hatten – die Vergangenheit vergessen. Pongo Twistleton hätte ihre Gefühle zweifellos verstanden.
    »Kennen Sie Mr. Meriwether schon lange?« fragte sie.
    »Von Jugend auf. Seine Jugend natürlich, nicht meine.«
    »Wie ich höre, kommt er aus Brasilien?«
    »Ja, wie Charleys Tante. Aber …« An dieser Stelle nahm Lord Ickenhams Stimme einen ernsten Ausdruck an, »erwähnen Sie vor ihm unter keinen Umständen das Wort Brasilien. Das war der Schauplatz der großen Tragödie seines Lebens. Seine junge Frau fiel in den Amazonas und wurde unglücklicherweise von einem Krokodil gefressen.«
    »Wie furchtbar.«
    »Für sie schon; weniger für das Krokodil. Ich glaubte, Ihnen diese Warnung geben zu müssen. Geben Sie sie bitte weiter? Oh! Hallo! Dunstable!«
    Der Duke kam auf die Terrasse gepoltert und glotzte ihn mit seinen Froschaugen an.
    »Hallo Ickenham. Auch wieder hier?«
    »Ganz richtig.«
    »Sie sind gealtert.«
    »Aber nicht geistig. Ich habe immer noch das Herz eines Kindes.«
    »Was soll ich?«
    »Ach, Sie haben überhört, was ich sagte? Ich sprach gerade von meinem lieben Freund Meriwether, den Lady Constance freundlicherweise mit mir zusammen hierher eingeladen hat.«
    Es wäre vielleicht etwas übertrieben, zu behaupten, daß Lady Constance über die Erklärung von Bills Anwesenheit in ihrem Hause laut schnaubte, aber sie zischte immerhin ein wenig. Sie sagte nichts und aß auf sehr betonte Art ein Gurkensandwich. Sie überlegte gerade, daß sie ihrem Bruder Clarence in diesem Zusammenhang noch einiges zu sagen hätte, sobald sie ihn allein erwischte.
    »Was ist mit ihm?«
    »Ich habe Lady Constance beschworen, mit ihm nicht über Brasilien zu sprechen. Werden Sie daran denken?«
    »Warum sollte ich mit ihm über Brasilien sprechen?«
    »Das könnte leicht sein, wenn Sie erfahren, daß er dort lange Zeit

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