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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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wollte ihn als Mitarbeiter gewinnen, zusammen mit Wellbeloved. Sie trat gestern an ihn heran und sagte, falls er ihr nicht helfen wollte, die Kaiserin zu stehlen, würde sie ihn entlarven. Der arme Kerl muß einen ziemlichen Schock bekommen haben. Man erwartet schließlich nicht, daß eine Frau einem so etwas sagt.«
    Lady Constance, die einen Augenblick lang ihre Hände von den Schläfen genommen hatte, hielt sie sofort wieder hin. Sie hatte das Gefühl, als ob ihr sonst der Kopf zerspringen würde.
    »Ihn entlarven?« flüsterte sie heiser. »Was willst du damit sagen?«
    »Was ich damit sagen will? Ach so, verstehe. Was ich damit sagen will? Ja, richtig. Das hätte ich dir eigentlich erklären sollen. Er heißt anscheinend in Wirklichkeit nicht Meriwether. Irgendein anderer Name, den ich leider vergessen habe. Aber das macht nichts. Der springende Punkt an der Sache ist, daß das Briggs-Weib anscheinend herausgefunden hat, daß er hier unter einem falschen Namen lebt und daß sie ihn somit erpressen kann.«
    »Soll das heißen, daß er ein Betrüger ist?«
    Lady Constance war äußerst erregt. Während der letzten Jahre hatte es auf Blandings Castle sehr viele Betrüger gegeben, insbesondere wenn Lord Ickenham und dessen Neffe Pongo hier weilten; sie hatte ihren Sättigungsgrad wirklich erreicht und wollte zu Lebzeiten nie wieder einen sehen. Jede Gastgeberin ärgert sich, wenn sie entdecken muß, daß jeder zweite Gast, der unter ihrem Dach ihre Freundlichkeit in Anspruch nimmt, dies unter einem falschen Namen tut. Manchmal kam es ihr vor, als ob auf Blandings Castle Betrüger ebenso zuhause waren wie in anderen Häusern Mäuse; eine Situation, gegen die sich ihr stolzes Gemüt wehrte.
    »Wer ist dieser Mann?« fragte sie. »Wer ist er?«
    »Oh! Das tut mir leid. Ich kann es dir leider nicht sagen«, sagte Lord Emsworth. »Er hat es mir zwar gesagt, aber du weißt doch, wie schlecht mein Gedächtnis ist. Ich erinnere mich aber, daß er ein Hilfsgeistlicher ist.«
    Lady Constance war aufgesprungen und starrte ihn an, als ob sie anstatt ihres älteren Bruders das Gespenst von Blandings Castle vor sich gesehen hätte, einen Ritter, der stets bei Todesfällen mit seinem Kopf in der Hand durch das Haus schlich. Seit sie entdecken mußte, daß Myra Schoonmaker diesen Reverend Cuthbert Bailey gerne mochte, konnte sie das Wort Hilfsgeistlicher nicht mehr hören.
    »Was? Was sagtest du da eben?«
    »Wann?«
    »Sagtest du, er wäre ein Hilfsgeistlicher?«
    »Wer?«
    »Lord Ickenhams Freund, dieser Mr. Meriwether.«
    »Oh! Ja, richtig. Mr. Meriwether.« Lord Emsworths Zorn war verraucht. Er war jetzt wieder der liebenswürdige, geschwätzige – oder, wie manche sich ausdrückten, vertrottelte – Herr seiner selbst. »Ja. Er hat mir gesagt, er sei ein Hilfsgeistlicher. Obwohl er nicht so aussieht. Aber deshalb weigerte er sich, sich am Diebstahl meines Schweines zu beteiligen. Als Gesandter Gottes darf er derartige Dinge nicht tun. Ich muß sagen, ich fand es von ihm sehr anständig, daß er zu mir kam und mir vom Plan dieses Briggs-Weibes erzählte, obwohl er wußte, daß sie ihn daraufhin entlarven und du ihn sofort hinausfeuern würdest. Aber er hatte eben diese Skrupel, die ihn nicht mehr ruhen ließen. Ein großartiger, junger Mann, dachte ich, kennt sich auch mit Schweinen aus. Letzteres hielt ich für seltsam, denn ich wußte nicht, daß man in Brasilien Schweine hält – und Hilfsgeistliche doch auch nicht, oder? Übrigens, da fällt mir gerade sein Name wieder ein. Er heißt Bailey. Das mußt du dir genau merken. Er hat nämlich zwei Namen. Der eine stimmt, der andere ist falsch. Der falsche Name ist Meriwether. Der richtige Name ist Bailey.«
    Lady Constance hatte einen lautlosen Schrei ausgestoßen. Mit Bitterkeit dachte sie daran, daß Lord Ickenham niemals ohne hinterlistige Absicht einen Freund nach Blandings Castle mitgebracht hätte. Das war so gut wie gewiß. Aber daß er so weit gehen würde, diesen gemeinen Bailey in ihr Heim einzuschleusen, das hatte sie doch nicht erwartet. Das war der Grund, so sagte sie sich, warum Myra Schoonmaker plötzlich wieder so liebenswürdig und heiter war. Sie spitzte die Lippen. Na schön, überlegte sie grimmig, es würde nicht sehr lange dauern, bis Blandings Castle von Lord Ickenham und dessen geistlichem Freund Abschied nehmen müsse.
    »Richtig. Bailey«, sagte Lord Emsworth. »Reverend Cuthbert Bailey. Ich sagte eben zu Ickenham, daß ich vor vielen Jahren ein

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