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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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erfahren.«
    »Eh?«
    »Auf ganz Blandings Castle wird von nichts anderem als Ihrer Tat gesprochen.«
    »Eh?«
    »Also bitte«, sagte Lord Ickenham vorwurfsvoll. »Mir brauchen Sie doch nichts vorzumachen. Sie haben meinen Rat angenommen und diese Buben ihrer gerechten Strafe zugeführt! Und ich kann mir vorstellen, daß Sie sich jetzt viel besser und freier fühlen.«
    Für einen sich gut und frei fühlenden Mann wirkte Lord Emsworth etwas zu schuldbewußt und ängstlich. Er starrte durch seinen Kneifer die Wand an, als ob er fürchtete, sie könnte Ohren haben.
    »Wenn Sie nur etwas leiser reden wollten, Ickenham.«
    »Ich werde flüstern.«
    »Ja, bitte«, sagte Lord Emsworth erleichtert.
    Lord Ickenham setzte sich und senkte seine Stimme.
    »Erzählen Sie mir alles.«
    »Na ja …«
    »Ich verstehe. Sie sind ein Mann der Tat, und Worte liegen Ihnen nicht. Wie Bill Bailey.«
    »Bill Bailey?«
    »Ein Bekannter von mir.«
    »Es gab einmal ein Lied, das hieß ›Won’t you come home Bill Bailey?‹ Ich habe es als Kind immer gesungen.«
    »Das muß sehr schön gewesen sein. Aber bitte nicht jetzt. Ich möchte wissen, wie sich alles zugetragen hat gestern nacht.«
    »Es war heute morgen.«
    »Stimmt. Diese Zeit hatte ich ja vorgeschlagen, oder? Die rosarote Morgendämmerung über dem östlichen Himmel und der erste Vogel, der seinen Wurm frißt. Ich hatte gedacht, daß Sie unter diesen romantischen Voraussetzungen eine bessere Leistung vollbringen könnten. Es hat Ihnen doch sicherlich großen Spaß gemacht?«
    »Ich war schreckerstarrt, Ickenham.«
    »Unsinn. Ich kenne Sie besser, Emsworth.«
    »Ich war es wirklich. Ich dachte immer daran, was meine Schwester Constance sagen würde, wenn sie alles herausfände.«
    »Sie wird aber nichts herausfinden.«
    »Glauben Sie wirklich?«
    »Wie sollte sie denn?«
    »Sie findet immer alles heraus.«
    »Aber diesmal nicht. Das wird eines der großen historischen Geheimnisse bleiben, wie ›Der Mann in der eisernen Maske‹ und ›Mary Celeste‹.«
    »Haben Sie Constance gesehen?«
    »Ganz kurz.«
    »War sie – eh – wütend?«
    »Sie hätte am liebsten alles krumm und klein geschlagen.«
    »Das habe ich befürchtet.«
    »Aber Sie brauchen sich doch keine Sorgen zu machen. Ihr Name ist überhaupt nicht erwähnt worden. Es wurde sofort der Junge verdächtigt, der die Messer und Schuhe putzt. Kennen Sie ihn?«
    »Nein. Wir haben uns nie kennengelernt.«
    »Ein netter Kerl, glaube ich. Er heißt Percy und steht mit den Ministranten anscheinend nicht auf sehr gutem Fuß. Er soll angeblich einen ziemlichen Klassendünkel haben; und nachdem er auf der Gehaltsliste des Schlosses steht, hält er die Ministranten für gesellschaftlich minderwertig. Das hat natürlich zu Abneigung, zu Steinwürfen, zum Rufen von Schimpfnamen und so weiter geführt. Es ist daher ganz selbstverständlich, daß man ihn verdächtigte, sobald dieses Ereignis bekannt wurde. Man nahm ihn ins Kreuzverhör, aber man mußte ihn schließlich wieder freilassen, weil es keine Beweise gab. Das ist ja auch der Punkt, der die Verfolgung so schwierig macht – dieser absolute Mangel an Beweisen.«
    »Ich bin sehr froh darüber.«
    »Das sollten Sie auch.«
    »Aber ich muß immer wieder an Constance denken.«
    »Sie haben doch keine Angst vor ihr?«
    »Doch, die habe ich. Sie haben ja keine Ahnung, wie hartnäckig sie solche Dinge verfolgt – immer wieder und wieder. Ich erinnere mich noch, wie ich eines Abends zu einem großen Abendessen herunterkam und den Hemdkragen mit einer Büroklammer zugemacht hatte, weil ich irrtümlicherweise den Kragenknopf verschluckt hatte. Das hat sie mir Monate lang vorgehalten.«
    »Aha. Aber Sie brauchen wirklich keine Angst zu haben. Warum sollte sie Sie denn verdächtigen?«
    »Sie weiß, daß ich diese Buben nicht mag. Sie haben mir beim Schulfest den Zylinder vom Kopf geschossen und die Kaiserin mit einer Kartoffel an einer Schnur geärgert. Das kann sie sich also leicht ausrechnen.«
    »Unmöglich«, sagte Lord Ickenham mitfühlend. »Ich bin ganz sicher, daß Sie nicht verdächtigt werden. Aber wenn sie etwas sagen sollte, dann machen Sie es einfach wie der dumme Percy und leugnen alles. Sie müssen sich sagen, daß reiner Verdacht ihr nicht weiterhilft, sondern sie braucht einen echten Beweis, und sie weiß genau, daß es den nicht gibt. Wenn sie Sie in das Zimmer hereinholt und ein Geständnis verlangt, dann blicken Sie ihr gerade in die Augen und sagen immer wieder

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