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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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sich neben dem Duke auf den Steinboden, und es hatte allen Anschein, daß er dort einige Zeit verweilen würde.
    »In keiner Zeitung der Welt könnten Sie eine interessantere Nachricht finden als diese«, sagte er. »Es ist eine wirklich seltsame Geschichte.«
    Allmählich begann der Duke aufzuhorchen.
    »Du weißt anscheinend, wer der Täter war?« sagte er ironisch.
    George zuckte die Achseln.
    »Abgesehen von den Tatsachen, daß der Übeltäter ein Freimaurer und Linkshändler war, Tabak kaute und den Osten bereist hatte«, sagte er, »bin ich noch zu keiner Lösung gekommen.«
    »Was redest du denn da für blödes Zeug daher?«
    »Das habe ich nur gesagt, damit es besser klingt. In Wirklichkeit war es Großpapa.«
    »Was soll das heißen, es war Großpapa? Wer war Großpapa?«
    »Der Übeltäter.«
    »Willst du damit sagen, daß dein Großvater …«
    Dem Duke fehlten die Worte. Wie wir wissen, hielt er den Intelligenzquotienten von Lord Emsworth für sehr niedrig, aber soviel Dummheit, um eine derartige Handlung zu begehen, konnte er ihm doch nicht zutrauen. Doch nachdem er ein zweites Mal darüber nachgedacht hatte, überlegte er, daß in den Worten des Jungen vielleicht doch ein wenig Wahrheit stecken könnte. Schließlich ist es von diesem Theater um ein Schwein bis zum morgendlichen Hinausschleichen in den Park, um Zeltschnüre zu durchschneiden, nur ein kleiner Schritt.
    »Wieso nimmst du das an?« fragte er, nunmehr echt neugierig.
    George hätte am liebsten gesagt, »Sie kennen ja meine Methoden. Wenden Sie sie an«, aber das wäre Zeitverschwendung gewesen; und er wollte seine Geschichte schnell los werden.
    »Soll ich am Anfang beginnen, ohne dabei das kleinste Detail auszulassen?«
    »Gewiß, gewiß«, sagte der Duke und hätte hinzugefügt, »ich bin ganz Ohr«, wenn ihm der Ausdruck geläufig gewesen wäre. Er wünschte, daß dieser Junge eine etwas weniger schrille Stimme hätte, aber in Anbetracht der Wichtigkeit der zu erwartenden Mitteilung war er bereit, sich ankreischen zu lassen.
    George ordnete seine Gedanken.
    »Ich war heute um fünf Uhr Früh in der Küche …«
    »Was hast du um diese Zeit dort gemacht?«
    »Oh, nur so herumgeschaut«, sagte George verlegen. Er wußte, daß man diese doppelten Frühstücks-Mahlzeiten nicht schätzte und daß Lady Constance nicht unbedingt davon erfahren sollte. »Bin ganz zufällig hineingegangen.«
    »Na und?«
    »Ich war vielleicht zehn Sekunden dort, als Großpapa eintrat. Er trug ein Messer bei sich.«
    »Ein Messer?«
    »Einen riesigen, türkischen Säbel.«
    »Was meinst du damit, er trug es bei sich?«
    »Genauer gesagt, schwang er ihn durch die Luft. Sein Benehmen war äußerst merkwürdig. Seine Augen glänzten wild. Ich sagte zu mir, ›ho!‹«
    »Was sagtest du?«
    »Ho!«
    »Warum ausgerechnet ›Ho‹?«
    »Hätten Sie denn nicht auch ›Ho!‹ gesagt?«
    Der Duke mußte zugeben, daß der Junge mit diesem Argument recht hatte.
    »Ich wäre zweifellos auch sehr überrascht gewesen«, gab er zu.
    »Genau wie ich. Deshalb habe ich ›Ho!‹ gesagt.«
    »Zu dir selbst?«
    »Natürlich. Man kann doch nicht einfach laut zu anderen Leuten ›Ho!‹ sagen. Als er dann hinausging, folgte ich ihm.«
    »Warum?«
    »Etwas mehr nachdenken, Dicker«, forderte George. »Sie kennen ja meine Methoden. Wenden Sie sie an«, sagte er überglücklich, endlich diesen Satz anzubringen. »Ich wollte sehen, was er im Schilde führte.«
    »Natürlich. Ja. Sehr verständlich. Und …?«
    »Er nahm Kurs in Richtung See. Ich immer hinter ihm her, wobei ich jeden Zentimeter Schutz, der sich mir bot, ausnützte. Er eilte pfeilgerade auf das Zelt zu und begann, die Schnüre durchzuschneiden.«
    Plötzlich wurde der Duke argwöhnisch. Er blies seinen Schnurrbart drohend nach oben.
    »Wenn das ein dummer Witz sein soll, mein junger Mann …«
    »Ich schwöre, daß es keiner ist. Wirklich ich habe ihn die ganze Zeit beobachtet. Er konnte mich nicht sehen, weil ich mich hinter einem Busch versteckt hielt, aber ich war während des ganzen Geschehens sein Augenzeuge. Haben Sie je THE HOUND OF THE BASKERVILLES gelesen?«
    Einen Augenblick lang glaubte der Duke, daß sich die Dummheit von Lord Emsworth auf dessen Enkel übertragen hätte, unter tatkräftiger Unterstützung des Vaters des letzteren, Lord Bosham, von dem er wußte, daß er zu den geistig minderbemitteltsten Lords in ganz England zählte.
    »Jagdhunde liest man nicht«, erklärte er, »sondern man galoppiert auf

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