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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Lied kannte, das hieß: ›Won’t you come home, Bill Bailey.‹ Als Junge habe ich es oft gesungen. Aber warum er diesen Mann unter dem Namen Meriwether hierher brachte und mir erzählte, daß er in der brasilianischen Nußindustrie tätig war, ist mir wirklich nicht klar. Und warum soll man jemand Meriwether nennen, wenn er Bailey heißt? Und warum soll man sagen, daß er aus Brasilien kommt, wenn er aus Bottleton East stammt? Das hat doch wirklich keinen Sinn.«
    »Clarence!«
    »Dieses Lied«, fuhr Lord Emsworth fort, »hatte eine sehr ins Ohr gehende Melodie. An den Text kann ich mich nicht mehr erinnern – ich glaube sogar, daß ich ihn nie konnte – aber der Refrain war immer ›Won’t you come home, Bill Bailey, won’t you come home?‹ Wie war doch die nächste Strophe? Irgendetwas wie ›the whole day long‹ – wobei man dieses ›long‹ sehr in die Länge ziehen mußte. Verstehst du?«
    »Clarence!«
    »Eh?«
    »Such’ sofort Lord Ickenham und bring ihn her!«
    »Lord wen?«
    »Ickenham!«
    »Ach! Du meinst Ickenham! Ja, natürlich, gerne. Ich glaube, er wird, wie immer nach dem Frühstück, im Liegestuhl liegen.«
    »Dann frag’ ihn bitte, ob er so freundlich wäre, seinen Liegestuhl zu verlassen und ob es ihm etwas ausmachen würde, sofort zu mir zu kommen«, sagte Lady Constance.
    Sie sank in ihren Sessel zurück und blies heftig durch die Nüstern. Eine eisige Ruhe war über sie gekommen. Ihre Lippen waren zusammengekniffen, ihre Augen blitzten hart; selbst den unerschrockenen Lord Ickenham hätte in diesem Moment bei ihrem Anblick die Furcht erfaßt. Sie wirkte wie eine Frau, die gerade zu ihren Bediensteten sagen wollte, »Werft diese Männer hinaus und seht zu, daß sie auf einem harten und kantigen Gegenstand landen!«

7
    Nach dem Frühstück begab sich der Duke of Dunstable auf die Terrasse, wo er im Schatten eines Baumes einen Liegestuhl entdeckte, in dem er seine erste Zigarre rauchen und die TIMES lesen konnte. Aber kaum hatte er den ersten Zug getan und den ersten Blick auf die Zeitung geworfen, als ihn wieder dieselbe Knabenstimme störte wie am Vortag. Wieder quietschte es in seinen Ohren, und er entdeckte, daß es sich um Lord Emsworths Enkel handelte, der – ebenso wie das letzte Mal – vergessen hatte, seine Ankunft durch Trompetenblasen anzukündigen.
    Er haute dem Jungen zwar keine herunter, denn dazu hätte er sich von seinem Sitz erheben müssen, aber er blickte ihn böse an. Jede Belästigung nach dem Frühstück erweckte den ihm innewohnenden Teufel.
    »Verschwind’ Bursche!« grollte er.
    »Sie meinen ›hau ab!‹, nicht wahr, Freundchen?« sagte George, der solche Dinge immer genau wissen wollte. »Aber ich möchte mich mit Ihnen über diese Zelt-Geschichte unterhalten.«
    »Welche Zelt-Geschichte?«
    »Die sich gestern abend zugetragen hat.«
    »Ach die?«
    »Aber es war nicht gestern abend, sondern heute früh. Eine sehr geheimnisvolle Angelegenheit. Haben Sie sich schon eine Meinung gebildet?«
    Der Duke war sehr mißmutig gestimmt. Er bedauerte seine Liebenswürdigkeit, die ihn hierher geführt hatte, um Blandings Castle durch seine Anwesenheit etwas aufzuhellen. Es war wieder dieselbe alte Geschichte. Da sagte er sich in einem schwachen und sentimentalen Moment, was Emsworth und Connie und die anderen doch für ein langweiliges und düsteres Leben führten und daß sie durch einen Mann von Welt wieder etwas aufgemöbelt werden müßten; da opferte er sich auf und kam hierher – und was geschah: Die einen sprangen ins Wasser, die anderen verlangten für das Stehlen eines Schweines fünfhundert Pfund, die nächsten quietschten einem ins Ohr – und so ging das ewig weiter. Kurzum, der Aufenthalt wurde einem zur Hölle gemacht.
    Er grunzte wie ein Tier; und obgleich dieser Laut durch den Schnurrbart etwas gedämpft wurde, war er immer noch beeindruckend, was George jedoch nicht bewegte. George hatte nur die Vermutung, daß sein alter Freund irgendein Insekt verschluckt hatte, das jetzt in der Luftröhre steckte.
    »Was soll das heißen, ob ich mir schon eine Meinung gebildet habe! Glaubst du denn, daß ein so beschäftigter Mann wie ich, sich mit derartig lächerlichen Dingen befaßt? Verschwind’ jetzt, Junge, und laß mich meine Zeitung lesen!«
    Wie die meisten kleinen Buben hatte auch er die Hartnäckigkeit und Ausdauer einer Fliege. Es war stets sehr schwierig, ihm klar zu machen, daß seine Gesellschaft nicht immer und überall erwünscht war. Er setzte

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