Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
Vom Netzwerk:
losgehen, dann ist ihre Wut ohnesgleichen. Das hat schon die Französische Revolution gezeigt.
    »Wo ist dieses verdammte Briggs-Weib?« rief er hart und böse, als ob er ein herrischer Mann wäre und nicht ein Feigling, der bei dem geringsten forschenden Blick seiner Sekretärin zu Kreuze kroch. »Hast du dieses verfluchte Frauenzimmer irgendwo gesehen, Constance? Ich habe sie überall gesucht.«
    Normalerweise hätte Lady Constance an einer derartigen Ausdrucksweise Kritik geübt, aber sie wußte, daß sie schweigen mußte, bis seine kriegerische Laune vorüber war.
    »Ich habe ihr erlaubt, heute abend nach London zu fahren«, sagte sie beinahe schüchtern.
    »So, hast du«, sagte Lord Emsworth, der auch das – wie die meisten. Dinge vergessen hatte.
    »Stimmt. Jetzt erinnere ich mich, ich fahre nach London, sagte sie.«
    »Wozu brauchst du denn Miss Briggs?«
    Lord Emsworth, der bereits einige Anzeichen von Beruhigung gezeigt hatte, kam wieder zum Siedepunkt. Sein Kneifer flog von der Nase herunter und tanzte an der Schnur – ein typisches Zeichen für Aufregung.
    »Ich werde sie sofort entlassen!«
    »Was?«
    »Sie bleibt keinen Tag mehr in diesem Haus. Ich habe eben Wellbeloved entlassen.«
    Das Geräusch, das von Lady Constances Lippen kam, erinnerte nicht gerade an ein Blöken, aber immerhin hatte es eine entfernte Ähnlichkeit mit der Unmutsäußerung eines Schafes, das man beim Weiden stört. Sie war zwar keine begeisterte Anhängerin von George Cyril Wellbeloved, aber sie wußte, wie sehr ihr Bruder dessen Dienste schätzte, und sie fand es daher merkwürdig, daß er sich von ihm getrennt haben sollte. Das war ebenso unvorstellbar, wie wenn sie ihren Butler Beach entlassen hätte. Sie zuckte in ihrem Sessel zusammen. Dieser wild dreinblickende Mann kam ihr wie ein Amokläufer vor, und plötzlich erinnerte sie sich an jene seltsamen Worte, die ihr der Duke am Nachmittag des vergangenen Tages gesagt hatte. »Völlig beklopft«, hatte er sich geäußert. »Hat das Vertrottelungsstadium schon erreicht und kann jeden Moment gefährlich werden.« Man brauchte nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, daß dieser Moment gekommen war.
    »Aber, Clarence!« jammerte sie, während Lord Emsworth seinen wiedergefundenen Kneifer mit drohender Geste in ihre Richtung schwenkte – ähnlich einem Torero, der sein rotes Tuch schwingt.
    »Hier zu sitzen und ›Aber, Clarence‹ zu sagen, hilft nichts«, sagte er und setzte seinen Kneifer wieder auf die Nase. »Ich habe ihm gesagt, wenn er nicht innerhalb von zehn Minuten verschwunden ist, treibe ich ihn persönlich mit der Peitsche hinaus.«
    »Aber, Clarence!«
    »Hör’ endlich auf, ›Aber, Clarence‹ zu sagen!«
    »Ja, ja. Es tut mir leid. Ich frage mich nur – warum?«
    Lord Emsworth dachte über diese Frage nach und mußte zugeben, daß sie begründet war.
    »Du meinst, warum ich ihn entlassen habe? Ich werde es dir gleich sagen. Er und dieses Briggs-Weib wollten gemeinsam mein Schwein stehlen.«
    »Was?«
    »Bist du denn taub? Ich sagte dir eben, sie wollten gemeinsam die Kaiserin stehlen.«
    »Aber, Clarence!«
    »Und wenn du noch einmal – noch ein einziges Mal ›Aber, Clarence‹ sagst, wirst du sehen, was geschieht!« sagte Lord Emsworth entschieden. »Du willst anscheinend sagen, daß du mir nicht glaubst!«
    »Wie sollte ich dir denn glauben? Miss Briggs kam mit den besten Zeugnissen hierher. Immerhin hat sie in London die Handelshochschule besucht.«
    »Schon möglich. Anscheinend hat sie dort eine Vorlesung über das Stehlen von Schweinen gehört.«
    »Aber, Clarence!«
    »Constance, ich habe dich gewarnt!«
    »Entschuldige. Ich wollte nur sagen, daß du dich geirrt haben mußt.«
    »Geirrt! Sehr komisch! Ickenhams Freund Meriwether hat mir diese schmutzige Geschichte erzählt; und zwar in jedem kleinsten Detail. Er sagt, daß hinter der ganzen Sache jemand steckt, der unbedingt die Kaiserin haben möchte und der daher das Briggs-Weib bestochen hat, sie für ihn zu stehlen. Mein Verdacht wäre sicherlich auf Sir Gregory Parsloe gefallen, aber der weilt zur Zeit in Südfrankreich. Obwohl er vermutlich die erforderlichen Vereinbarungen schriftlich hätte treffen können.«
    Lady Constance klopfte sich auf die Schläfen.
    »Mr. Meriwether?«
    »Du kennst doch Meriwether. Der große Bursche mit einem Gesicht wie ein Gorilla.«
    »Aber wie hätte Mr. Meriwether etwas davon wissen sollen?«
    »Weil sie es ihm gesagt hat.«
    »Ihm gesagt ?«
    »Richtig. Sie

Weitere Kostenlose Bücher