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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Pferden hinter ihnen her und schreit ›Tally-ho‹ oder ›Yoicks‹ oder etwas Ähnliches. Doch plötzlich fiel ihm ein, daß der Junge möglicherweise ein Buch gemeint haben könnte. Er erkundigte sich, ob dem so sei und erhielt eine bejahende Antwort.«
    »Ich dachte an die Stelle, wo Holmes und Watson im Nebel auf der Lauer liegen und warten, bis der Schurke mit seiner Arbeit beginnt. So ähnlich kam ich mir vor, nur daß es nicht neblig war.«
    »Du konntest ihn also ganz klar und deutlich sehen?«
    »Mit bloßem Auge.«
    »Und er hat die Schnüre durchschnitten?«
    »Mit bloßem Messer.«
    Der Duke verfiel in brütendes Schweigen. Wie schon so viele Nachdenker vor ihm, deprimierte auch ihn der Gedanke, daß auf dieser von Kohl-Köpfen bevölkerten Welt nichts glatt gehen kann. Es muß immer wieder etwas im Weg stehen, sobald ein glückliches Ende in Sicht kommt.
    Als Mann mit sehr liberalen Ansichten hatte er gegen eine kleine, gentlemanhafte Erpressung keine Einwände. Und hier würde man glauben, daß das Glück der Dunstables ihm eine hervorragende Erpressungsmöglichkeit in die Hand gespielt hätte. Alles was er zu tun hatte, war, Emsworth aufzusuchen und ihm zu sagen, daß man seine Sünden entdeckt hatte und daß er als Belohnung für sein Schweigen die Kaiserin verlangte. Dem armen Mann würde nichts anderes übrig bleiben, als auf die Forderung einzugehen. Das war ein absoluter Knüller. Schon in der Tasche, wie man sich heutzutage ausdrückte.
    Derlei Gedanken überkamen ihn, während er der Geschichte des Jungen zuhörte, doch plötzlich erfaßte ihn große Mutlosigkeit. Das ganze Projekt fiel wegen eines einzigen Punktes ins Wasser … der Beweis des Verbrechens beruhte lediglich auf der nicht untermauerten Aussage des Zeugen George. Wenn Emsworth sich für nicht schuldig bekennen sollte – was zweifellos der Fall sein würde – wer würde denn den Worten eines sommersprossigen Kindes glauben, dessen Ruf als Anhänger der Wahrheit nicht der beste war? Man würde über seine Beweisführung lachen, und er könnte noch von Glück reden, wenn er nicht ohne Abendessen zu Bett geschickt und für Monate um sein Taschengeld gebracht würde.
    Während er in diesen düsteren Gedanken schwelgte, nahm er kaum wahr, daß die schrille Stimme immer noch weiterkreischte. Es ging anscheinend um irgendwelche Fotos, ein Thema, für das er sich nie interessiert hatte.
    »Sei still, Junge, und verschwinde!« knurrte er. »Wenn du meinst, daß ich Lust habe, irgend etwas über schmierige Filmschauspieler auf der Leinwand zu erfahren, dann irrst du dich.«
    »Aber das war kein schmieriger Filmschauspieler, sondern es war Großpapa.«
    »Was soll das?«
    »Ich habe Ihnen eben gesagt, daß ich mit meiner Kamera Fotos von Großpapa gemacht habe.«
    Der Duke zitterte, als ob er jenes Seeungeheuer gewesen wäre, an das er so stark erinnerte und dem gerade die Harpune unter die Haut gejagt worden war.
    »Während er die Schnüre durchschnitt?« japste er.
    »Richtig. Ich habe den Film oben in meinem Zimmer. Ich wollte ihn heute nachmittag nach Market Blandings zum Entwickeln bringen.«
    Der Duke erzitterte nochmals. Er war so erregt, daß er kaum sprechen konnte.
    »Das darfst du keinesfalls tun. Und du darfst auch zu niemandem ein einziges Wort darüber sagen!«
    »Gut, werde ich auch nicht tun. Ich habe es Ihnen nur gesagt, weil ich glaubte, daß Sie das sehr lustig fänden.«
    »Es ist alles andere als lustig. Es ist sogar äußerst ernst. Was glaubst du denn, was passieren würde, wenn der Mann, der den Film entwickelt, deinen Großvater erkennen würde?«
    »Hoo! Daran habe ich noch nicht gedacht. Sie meinen, er würde es überall herumerzählen?«
    »Genau. Und der Name deines Großvaters wäre in der ganzen Grafschaft …«
    »Dreck?«
    »Genau. Jeder würde wissen, daß er blöd ist.«
    »Aber er ist ja ziemlich blöd.«
    »Aber nicht so blöd, wie es den Anschein hätte, wenn dieser Film an die Öffentlichkeit gebracht würde. Teufel nochmal, die würden ihn ohne mit der Wimper zu zucken abstempeln.«
    »Wer würde das tun?«
    »Die Ärzte natürlich.«
    »Meinen Sie, daß er ins Irrenhaus gebracht würde?«
    »Genau.«
    »Hoo!«
    Jetzt verstand George, warum sein Partner gesagt hatte, daß die Sache sehr ernst sei. Er mochte Lord Emsworth und hätte ihn nur sehr ungern in einer Gummizelle gesehen. Er griff in die Tasche und zog eine Tüte mit sauren Drops heraus, die ihm beim Nachdenken stets behilflich waren. Er

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