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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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befand; und er wußte, daß jetzt klares Nachdenken äußerst wichtig war. Bisher war er in seinem Bemühen, Heiterkeit und Licht zu verbreiten und mit einem Lächeln zu helfen, erfolgreich gewesen, aber ein Mann mit einem derartigen Lebensziel darf sich nicht mit der Vergangenheit zufriedengeben, sondern muß sich auf die Gegenwart konzentrieren – daher hatte er jetzt seinen regen Geist mit voller Kraft auf das Problem von Lord Emsworth abzustellen.
    Bei diesem Problem gab es zweifellos etliche sehr interessante Punkte; und augenblicklich mußte er sich eingestehen, daß er noch keine Lösung sah. In Anbetracht der panischen Angst, daß Lady Constance etwas von seinen jüngsten Taten erfahren könnte, blieb Lord Emsworth nichts anderes übrig, als die Bedingungen des Duke anzunehmen. Es handelte sich um eine jener Situationen, die im täglichen Leben häufiger anzutreffen sind als im Kino oder am Fernsehschirm, in denen der böse Mann gewinnt und der brave Mann verliert. Der Duke of Dunstable sah zwar nicht aus wie ein grüner Lorbeerbaum, aber alles deutete darauf hin, daß er wie ein solcher gedeihen würde.
    Während er mit geschlossenen Augen diesen Gedanken nachhing – denn mit geschlossenen Augen denkt man besser – näherte sich eine stattliche Gestalt seinem Liegestuhl und blieb neben ihm stehen. Nachdem Lady Constance sich boshafterweise daran erinnert hatte, daß es einen nur sehr geringen Hoffnungsschimmer dafür gäbe, daß ihr Bruder Clarence sich daran erinnern würde, Lord Ickenham zu sagen, daß seine Anwesenheit in ihrem Zimmer erwünscht sei, hatte sie Beach geklingelt und ihn als Ersatz-Boten ausgesandt. Der Butler hustete respektvoll, worauf Lord Ickenham die Augen öffnete.
    »Entschuldigen Sie die Störung, Mylord …«
    »Keine Ursache, Beach, keine Ursache«, sagte Lord Ickenham freundlich. Er plauderte immer gerne mit dieser Säule von Blandings; schon bei seinem letzten Besuch auf Blandings hatte sich eine Art Freundschaft zwischen den beiden entwickelt, die sich bei seinem zweiten Aufenthalt noch vertieft hatte. »Beunruhigt Sie etwas?«
    »Die gnädige Frau, Mylord.«
    »Was ist mit ihr?«
    »Wenn es Ihnen nicht zu unbequem ist, Mylord, dann möchte sie Sie gerne einen Augenblick in ihrem Zimmer sprechen.«
    Dies kam Lord Ickenham etwas ungewöhnlich vor. Es war das erste Mal, daß seine Gastgeberin seine Gesellschaft suchte; und diese Tatsache kam ihm ungeheuerlich vor. Er hatte sich nie mit überirdischen Dingen befaßt, aber in diesem Fall hatte er eine sehr ausgeprägte Vorausahnung, daß Schwierigkeiten am Horizont auftauchten.
    »Eine Ahnung, was sie will?«
    Ein Butler verrät nur selten seine Gefühle, und auch in Beachs Verhalten deutete nichts auf das Mitleid hin, das er für einen Menschen empfand, der – seiner Meinung nach – eine ebenso schwere Prüfung bestehen mußte wie der Prophet Daniel, als er die Löwengrube betrat.
    »Ich könnte mir vorstellen, Mylord, daß sich die gnädige Frau mit Ihnen über das Thema Mr. Meriwether unterhalten möchte – in Bezugnahme auf die Tatsache, daß der Herr in Wirklichkeit Reverend Cuthbert Bailey heißt.«
    : In seinen Cowboy-Tagen war Lord Ickenham einmal ganz unschuldig hinter einem temperamentvollen Maultier gestanden, das ihm plötzlich einen Schlag in die Magengrube versetzt hatte. So ähnlich fühlte er sich in diesem Augenblick, nur daß er sich sein wahres Gefühl kaum anmerken ließ.
    »Oh«, sagte er nachdenklich. »Sie weiß also darüber Bescheid?«
    »Ja, Mylord.«
    »Wie sind Sie denn dahintergekommen?«
    »Ich war ein unfreiwilliger Zuhörer des Gespräches zwischen Seiner Lordschaft und der gnädigen Frau. Ich ging zufälligerweise an der Tür vorbei, die Seine Lordschaft zu schließen vergessen hatte.«
    »Und da blieben Sie stehen, horchten und schauten?«
    »Ich war stehengeblieben, um mein Schuhband zu binden«, sagte Beach würdevoll. »Es war mir unmöglich, nicht zu hören, was Seine Lordschaft gerade sagte.«
    »Und was sagte er gerade?«
    »Er teilte der gnädigen Frau mit, daß Miss Briggs, die Mr. Meriwethers Identität in Erfahrung gebracht hatte, den Herrn zwingen wollte, ihr bei ihrem Plan, Lord Emsworths Schwein zu stehlen, zu helfen; doch Mr. Meriwether hatte Skrupel und weigerte sich, bei diesem Vorhaben mitzumachen. Im Laufe dieses Berichtes sagte seine Lordschaft ebenfalls, daß Mr. Meriwether nicht Mr. Meriwether sei, sondern Mr. Bailey.«
    Lord Ickenham seufzte. Grundsätzlich war er

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