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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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kaute eines und saß schweigend da.
    Der Duke wiederholte seine Bemerkungen.
    »Verstehst du, was ich gesagt habe?«
    George nickte.
    »Klare Sache, Häuptling.«
    »Sag nicht ›Häuptling‹ zu mir, sondern bring mir sofort das Zeug her. Ich werde es aufbewahren. In den Händen eines kleinen Kindes ist es nicht sicher.«
    »Okay, Dicker.«
    »Und sag’ nicht ›Dicker‹ zu mir«, schloß der Duke.
     
    Auf Lord Ickenhams Gesicht lag ein zufriedenes Lächeln, als er sich in seinem Liegestuhl niedergelassen hatte, nachdem er von Lord Emsworth weggegangen war. Es freute ihn, daß es ihm gelungen war, die Ängste des letzteren zu zerstreuen. Es geht nichts über ein paar aufmunternde Worte, überlegte er; und er war in angenehme Gedanken versunken, als plötzlich neben ihm eine Stimme seinen Namen sagte, und er entdeckte, daß es sich um Lord Emsworth handelte, der wie eine welke Lilie schwankte. Der Gebieter über Blandings Castle wirkte stets wie eine schwankende, welke Blume, ausgenommen, wenn er sich irgendwo aufstützen konnte. Er schien immer in seinem Kleinhirn etwas auszubrüten; und wenn Leute über ihn etwas Nettes sagen wollten, beschrieben sie ihn häufig mit den Worten, »er erinnerte an einen alten Gelehrten.« Lord Ickenham hatte sich an den Anblick dieses knochenlosen Mannes gewöhnt und erwartete von seinem Freund nicht viel Rückgrat, aber dieser gequälte Ausdruck auf seinem Gesicht war ihm neu und erschreckte ihn. Mit einem eleganten Sprung erhob er sich aus seinem Liegestuhl. Er war voller Mitgefühl und Besorgnis.
    »Um Gottes Willen, Emsworth! Was ist denn los? Ist etwas passiert?«
    Einige Augenblicke lang schien es, als ob der Neunte Earl der Sprache nicht mehr mächtig sei und für ewige Zeiten diesen betrüblichen Eindruck eines Taubstummen erwecken würde. Aber plötzlich sprach er.
    »Ich habe eben Dunstable gesehen«, sagte er.
    Lord Ickenham blieb weiterhin erstaunt. Die Situation schien für ihn keineswegs geklärt zu sein. Ihm selbst wäre es auch lieber, den Duke nicht sehen zu müssen; eine Vorliebe, die er mit vielen Bekannten des letzteren gemeinsam hatte; aber er fand es nicht so furchtbar, wenn er ihn sehen mußte, und es kam ihm sehr seltsam vor, daß sein Partner dies anders empfand.
    »Doch eigentlich unvermeidbar, wenn Sie überlegen, daß er in Ihrem Haus weilt?« sagte er. »Er ist einfach da, und so geschieht es mitunter, daß Sie ihm begegnen. Aber hat er etwas gesagt, was Sie so aufregte?«
    Der gequälte Blick von Lord Emsworth wurde noch gequälter. Es war, als ob diese Frage seinen empfindlichsten Nerv getroffen hätte. Er japste kurz, wobei er Lord Ickenham an einen Hund erinnerte, den er sehr gern gemocht hatte und der stets einen ähnlichen Laut hervorbrachte, wenn er nach einem anstrengenden Tag bei den Fleischtöpfen diese verlassen mußte.
    »Er sagte, er wolle die Kaiserin.«
    »Wer wollte sie nicht?«
    »Und ich muß sie ihm geben.«
    »Sie müssen WAS?«
    »Die Alternative war zu schrecklich. Er drohte mir, falls ich mich weigern sollte, würde er Constance erzählen, daß ich es war, der die Zeltschnüre durchgeschnitten hat.«
    Lord Ickenham wurde etwas ungeduldig. Er hatte diesem Mann mit klaren und einfachen Worten erklärt, was er zu tun hätte, falls auf ihn ein Verdacht fallen sollte.
    »Mein lieber Freund, erinnern Sie sich denn nicht, was ich Ihnen in der Bibliothek gesagt habe? Sie müssen alles ableugnen.«
    »Er hat aber Beweise.«
    »Beweise?«
    »Eh? Ja, Beweise. Mein Enkel George hat mich anscheinend mit seiner Kamera fotografiert, und Dunstable ist im Besitz des Films. Diese Kamera habe ich George auch noch zu seinem Geburtstag geschenkt! ›Das wird dich vor Lausbubenstreichen bewahren! George, mein Junge‹, habe ich zu ihm gesagt. Vor Lausbubenstreichen bewahren!« sagte Lord Emsworth verbittert mit dem Gesicht eines Großvaters, der bedauert, jemals so dumm gewesen zu sein und einen Sohn zu zeugen, der dieselbe Dummheit begangen und einen Sohn gezeugt hat, der eine Filmkamera besitzt und benützt. Er fand, daß es auf der Welt viel zu viele Kameras gäbe, mit denen man Großväter fotografieren könnte.
    Kurzum, seine Meinung von Enkeln war augenblicklich eine sehr schlechte. Nachdem er seine Geschichte erzählt hatte, schwankte er schwach davon. Er war in diesem Augenblick auf George ebenso böse wie auf den Duke of Dunstable.
    Lord Ickenham setzte sich wieder. Er konnte stets viel klarer nachdenken, wenn er sich in bequemer Stellung

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