Stets zu Diensten
hätte sofort bemerkt, daß diese auf die Stirn gepreßte Hand die Folgeerscheinung eines Katers von ungeheuren Ausmaßen war.
»Diese Maien-Königin ist ein starkes Zeug«, sagte Mr. Schoonmaker.
»Wenn der nächste Tag anbricht, erfüllt sie einen manchmal mit Bedauern«, gab Lord Ickenham zu. »Das liegt wahrscheinlich an der Chartreuse. Aber die Hauptsache ist doch, daß sie ein Ergebnis geliefert hat …«
»Hat sie aber nicht.«
»Aber, aber, Jimmy. Mit meinen eigenen Augen sah ich, wie du Connie auf die Terrasse führtest; und der Mond schien mild und sanft.«
»Ja. Und was passierte dann? Genau das, was immer passiert und was auch immer passieren wird. Ich habe die Nerven verloren.«
Lord Ickenham seufzte. Das war ein Rückschlag; und obwohl er wußte, daß derartige Enttäuschungen uns an Erfahrungen reicher machen, konnte er sie doch nie ausstehen.
»Du hast sie also nicht gefragt, ob sie dich heiraten möchte?«
»Ich kam überhaupt nicht auf dieses Thema.«
»Worüber hast du denn dann gesprochen? Über das Wetter?«
»Wir sprachen über Mike und diesen Jungen, mit dem sie verlobt ist. Ich fragte sie, warum sie ihn in ihrem Telegramm nicht erwähnt hatte.«
»Und was sagte sie darauf?«
»Sie sagte, sie hatte warten wollen, bis ich ihn selbst sehen könnte. Merkwürdig.«
»Gar nicht merkwürdig. Sie konnte dir schlecht sagen, daß sie das Telegramm geschickt hatte, weil sie es nicht mehr ertragen konnte, von dir getrennt zu sein. Die Bescheidenheit hat es ihr verboten.«
Einen Augenblick lang erhellte sich Mr. Schoonmakers Gesicht.
»Glaubst du wirklich, daß das die Ursache war?«
»Natürlich war es das. Sie liebt dich mit jeder Faser ihres Herzens. Sie ist verrückt nach dir. Sei also nicht mehr so betrübt, Jimmy; und versuch’ es noch einmal, wenn du dich besser fühlst. Ich weiß aus Erfahrung, daß ein Maien-Königin-Kater am schnellsten vergeht, wenn man ein bißchen schläft. Leg dich in diesen Liegestuhl.«
»Willst du ihn denn nicht?«
»Du brauchst ihn dringender als ich.«
»Also, vielen Dank«, sagte Mr. Schoonmaker. Als er sich in den Liegestuhl setzte, war sein gelöster Gesichtsausdruck wieder verschwunden, und er war derselbe Pessimist wie zuvor. Ein tiefer Seufzer entrang sich ihm. »Das stimmt alles nicht, was du sagst, Freddie. Für mich gibt es keinerlei Hoffnung. Sie würde das überhaupt nicht in Erwägung ziehen. Wir spielen eben nicht in derselben Liga. Na ja«, seufzte Mr. Schoonmaker, »es bleibt einem immer noch die Arbeit.«
Plötzlich strahlten Lord Ickenhams Augen – als ob ihm ein glänzender Gedanke eingefallen sei.
»Woran arbeitest du denn gerade, Jimmy? An etwas Großem natürlich?«
»Ziemlich groß. Kennst du Florida?«
»Nicht sehr gut. Meine Zeit in Amerika verbrachte ich im Westen und in New York.«
»Dann kennst du wahrscheinlich auch nicht Jupiter Island?«
»Ich habe schon davon gehört. Dort sind im Winter die Millionäre zuhause, nicht wahr?«
»So ungefähr. Viele Clubs, Golf, Tennis, Baden. Man mietet sich für die Saison ein Haus.«
»Und zahlt dafür einen schönen Preis?«
»Ja. Er ist hoch. Ich selbst bin im Begriff, etwas Ähnliches im Süden aufzubauen. Die Gesellschaft heißt ›The Venus Island Development Corporation‹! Es steckt ein Vermögen drin.«
»Du brauchst doch kein Kapital, wie ich annehme?«
»Das ist kein Problem. Warum fragst du?«
»Ich überlegte nur gerade etwas. Jimmy, da deine Tochter den Neffen des Duke of Dunstable heiratet, wäre es vielleicht eine nette Geste, wenn du ihn etwas daran beteiligen könntest. Er schwimmt zwar in Geld, aber er will immer noch mehr. Ich weiß nicht, was ihn daran so fasziniert.«
Mr. Schoonmaker war zwar fast am Einschlafen, aber immer noch wach genug, um zu antworten, daß er dem Duke gerne diesen Dienst erweisen wollte. Er dankte Lord Ickenham für den Vorschlag, worauf Lord Ickenham erwiderte, daß dies seine tägliche gute Tat war. Seine Mutter, sagte er, sei von einem Pfadfinder dazu angeleitet worden.
»Wir leben auf dieser Welt nur einmal, Jimmy. Jedes gute Werk, das ich tun kann, will ich daher jetzt und sofort tun, sagte der Bursche. Wie ist der Liegestuhl?«
Mr. Schoonmaker schnarchte sanft, und Lord Ickenham ging fort, um mit dem Duke ein paar Worte zu wechseln.
11
Der Duke of Dunstable saß auf der Terrasse und freute sich wie ein Schneekönig. Er war der Meinung, daß es ihm noch nie in seinem Leben so gut gegangen war. Er war zwar noch
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