Steueroasen Ausgabe 2013
Region.
Finanziell gesehen können die Staaten Kuwait, Katar sowie das Emirat Abu Dhabi ohne Sorgen in die Zukunft blicken. Ihre einheimischen Bevölkerungen sind klein, Bodenschätze, Aktienpakete und Bankguthaben dagegen groÃ. Es gibt aber auch Bahrain und Oman sowie die nördlichen Scheichtümer der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Dubai , deren Quellen in wenigen Jahren versiegen. Und das groÃe Königreich Saudi-Arabien hat auf der einen Seite eine kleine und unermesslich reiche Elite, auf der anderen Seite aber eine relativ groÃe, rapide wachsende und in weiten Teilen sehr bescheiden lebende Bevölkerung, die im Zuge der arabischen Revolution zunehmend aufbegehrt. Die saudi-arabische Regierung investiert zwar Milliarden in Bildung, Infrastruktur und neue Arbeitsplätze und warf im Gefolge der nordafrikanischen Unruhen rund 27 Milliarden Euro unters Volk. Ob das aber reicht, um die Stabilität zu wahren?
Die rationalen Gründe, in der Region etwas zu bewegen, sind nachvollziehbar. Bei den Entwicklungsprojekten der Golfländer geht es aber um mehr: Um nationale Ehre und internationales Prestige, um Fantasien und Visionen. Die Herrscher der Golfstaaten wollen sich selbst, ihren Untertanen und der ganzen Welt etwas beweisen, dafür werden grandiose Türme und futuristische Sandinseln gebaut. Dabei werden die Grenzen des Mach- und Finanzierbaren auch schon mal überschritten. Dubai ist ein markantes Beispiel dafür.
Sehr viel mehr als Ãl und Gas haben die Golfstaaten nicht vorzuweisen, und so muss fast alles, was die Bevölkerungen und die groÃen Entwicklungsprojekte brauchen, importiert werden. Deutschland ist dabei gut im Geschäft. Nach den USA, China und Russland sind die Golfstaaten für deutsche Firmen der viertgröÃte Ãberseemarkt. Allein die kleinen VAE haben 2010 genauso viel aus Deutschland importiert wie das groÃe Indien . Doch die Golfstaaten blicken immer mehr in Richtung Asien . Europa droht, Marktanteile zu verlieren, denn Wirtschaftskrise und geplatzten Immobilienträumen in Dubai zum Trotz werden weiterhin ambitionierte Zukunftspläne verfolgt.
Diversifizierung â es bleibt viel zu tun
Obwohl in der Vergangenheit groÃe Diversifizierungsanstrengungen unternommen wurden, sind die GCC-Ãkonomien nach wie vor von den Ãlpreiserträgen, wenn auch in unterschiedlichem AusmaÃ, abhängig. In der Vergangenheit wurden die erzielten Ãberschüsse mehr im Ausland angelegt und weniger im eigenen Land investiert.
Der starke Anstieg des Ãlpreises in den letzten Jahren hat zu âwindfall-profitsâ in einer GröÃenordnung von rund 1 500 Milliarden US-Dollar geführt. Anders als viele Länder der Emerging Markets befinden sich die GCC-Staaten heute in der komfortablen Situation, auf die in den vergangenen Jahren angelegten âSpeckvorräteâ zurückgreifen zu können. Milliardenschwere Investitionen sollen die Region mittelfristig auf ein breites ökonomisches Fundament stellen. Auch internationale Investoren engagieren sich zunehmend in den Golf-Ländern. Sie werden mit attraktiven Steuererleichterungen angelockt.
Die Golfstaaten entwickeln sich rasant, denn die Länder rund um den Persischen Golf investieren ihre Einnahmen aus Ãl und Gas gezielt in andere Wirtschaftssektoren. So wollen sie sich von den Bodenschätzen unabhängiger machen und sich für eine Zukunft rüsten, in der Ãl und Gas nicht mehr so reichlich vorhanden sind. Vor allem in Finanzdienstleistungen, Logistikzentren für den globalen Handel und die Industrie wird investiert. Die Volkswirtschaften der sechs ölproduzierenden Staaten auf der arabischen Halbinsel summieren sich bereits auf 1000 Milliarden US-Dollar, was der GröÃe Indiens entspricht. In den kommenden zehn Jahren wird eine Verdoppelung des BIP der GCC-Staaten auf 2000 Milliarden US-Dollar erwartet.
Der Graben wird tiefer
Europa und der Nahe Osten sind Nachbarn. Was beim einen geschieht, hat Auswirkungen auf den anderen. Doch die innere Distanz zwischen beiden nimmt zu. Nichts illustriert das treffender als das Gerangel um das Freihandelsabkommen, über das die EU und der Golfkooperationsrat (GCC) bereits seit 1991 verhandeln. Noch immer ist es nicht unterzeichnet. Dabei würde ein solches Abkommen zumindest den Austausch von Waren zwischen den Nachbarn auf eine neue Grundlage stellen.
Doch die Araber sind
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