Steueroasen Ausgabe 2013
es leid, dass die Europäer mit einer erratischen Politik und ständig neuen Positionen am Golf auftauchen. Für sie ist es wichtiger, Prinzipien der Welthandelsorganisation (WTO) in solche Abkommen aufzunehmen. Die Golfstaaten fühlen sich von der EU zwar als interessanter Markt, nicht aber als wirklichen Partner behandelt.
Die Regierungen zeigen fiskalische Disziplin. Alle arabischen Golfstaaten wollen in den kommenden Jahren mehr als 700 Milliarden US-Dollar in Infrastruktur investieren. Der âGemeinsame Marktâ, den die sechs GCC-Staaten Anfang 2008 eingeführt haben, liegt in der Rangliste der gröÃten Volkswirtschaften auf Rang 13. Dubais Nachbarn haben längst mit der Aufholjagd begonnen. Abu Dhabi , das gröÃte und reichste Emirat der VAE , will Kulturhauptstadt der Region werden und hat den Louvre und das Guggenheim-Museum an den Golf gelockt. In Katars Hauptstadt Doha , bislang ein gröÃeres Fischerdorf, wachsen Hochhaustürme in den Himmel, der Hafen wird ausgebaut. Bahrain hat ein neues Finanzzentrum errichtet, Kuwait und Oman schütten künstliche Inseln auf.
Darüber hinaus sollte die angestrebte Diversifizierung vom Ãl zu anderen Industriezweigen, dem Tourismus und der Baubranche, und auch dank einer allgemein soliden wirtschaftlichen Grundlage kräftig zum künftigen Wachstum in dieser Region beitragen. Diese Investment-Möglichkeiten werden von der Diversifizierung vom Ãl zum Gas verstärkt. Bis zu 40 Prozent der weltweiten Reserven lagern im Nahen Osten , doch Gas trägt erst 5 Prozent zum globalen Gashandel bei.
Die Golfregion an der Nahtstelle zwischen Europa, Afrika und Ostasien soll nach dem Willen ihrer Monarchen zur neuen Weltwirtschaftsmacht werden. Möglich ist das Wunder am Golf aber nicht nur wegen des Reichtums der Investoren, sondern auch mithilfe eines Millionenheers billiger Arbeitskräfte. Jenseits der Glitzerwelt leben Migrantenmassen aus Indien, Pakistan, Bangladesch , den Philippinen und China in Wohnheimen, die ihre Arbeitgeber an den staubigen Stadtrand gestellt haben. Ein Ende des Hungers an Arbeitskräften ist nicht abzusehen.
Steueroasen Nahost
Bahrain
Fläche: 665 qkm
Hauptstadt: Manama
BIP je Einwohner: 25Â 731Â USD
Arbeitslosigkeit: 15Â Prozent
Abkommen: Amtshilfe und Auskunftsaustausch
Einwohner: 1,26Â Millionen
Sprache: Hocharabisch
Währung: Bahrain-Dinar
Inflation: 2,0Â Prozent
Staatsverschuldung: 36,7Â Prozent
Bahrain hatte 1932 als erstes arabisches Land Ãl gefördert, als erstem geht ihm auch das Ãl aus. Das Land fördert heute nur noch 152 000 Barrel Rohöl am Tag. Gas und Ãl tragen nur noch 14 Prozent zum BIP bei. Arbeitsplätze soll auch die Industrie schaffen, wobei eine groÃe Aluminiumschmelze die Vorreiterrolle spielt.
Die verarbeitende Industrie trägt heute 16 Prozent zum BIP bei. Mit einem Anteil von 27 Prozent ist die Finanzbranche jedoch der gröÃte Wirtschaftsbereich des Königreichs. Nicht zuletzt wegen der Diversifizierung hat Bahrain die Finanzkrise besser als die meisten seiner Nachbarn überstanden. In den nächsten zehn Jahren sollen 100 000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
Bahrain will zudem weitere ausländische Investoren anziehen. Aufgrund der geringen Ãlvorkommen und dem Mangel an Petrodollars ist Bahrain darauf angewiesen, allein mit seinem Gewerbefleià gegenüber den reicheren Nachbarstaaten den Wohlstand zu erhalten. Als erstes Land der golfarabischen Staaten hat Bahrain daher die Vorschrift abgeschafft, dass ein Investor einen einheimischen Partner (Sponsor) braucht. Das Fraser Institute bescheinigt Bahrain den liberalsten Arbeitsmarkt überhaupt.
Mit der Diversifizierung will Bahrain weitere Unternehmen ansiedeln, wie es bereits in der Finanzbranche geschehen ist, wo mehr als 400 meist internationale Finanzinstitute ihre Dienstleistungen anbieten. Die Finanzbranche bedient vor allem Saudi-Arabien und hat sich mit dem Islamic Banking eine schnell wachsende Nische gesichert. Bahrain will sich als Tor in andere arabische Länder, etwa Saudi-Arabien , behaupten und vor allem Dienstleistungsunternehmen ansiedeln. Dafür spricht auch, dass die Lebenshaltungs- und Betriebskosten niedriger sind als in den Nachbarstaaten.
Mit Saudi-Arabien ist Bahrain über eine 26 Kilometer lange Brücke verbunden, sodass die Fahrt in die saudische Ãlprovinz eine halbe Stunde
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