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Steueroasen Ausgabe 2013

Steueroasen Ausgabe 2013

Titel: Steueroasen Ausgabe 2013 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Lothar Merten
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fallen nicht einmal Telefonkosten an.
    Auf der Ertragsseite ergibt sich oft genug, dass die ausländische Gesellschaft – voller Misstrauen – nur mit dem Steuerpflichtigen selbst und niemandem sonst Geschäfte macht.
    Nervös geworden durch die Nachforschungen, kappt mancher Steuerpflichtige die Wirtschaftsbeziehungen zur Steueroase – ein Vorgehen, das jeder unabhängige Dritte bei einem solch lukrativen Geschäft niemals hingenommen hätte: ein weiterer Sargnagel.
    Aber auch legale Gestaltungen, die an den Bestimmungen des Außensteuergesetzes ausgerichtet wurden, sind bei allen beteiligten Steuerverwaltungen streitanfällig. Das gilt für internationale Verrechnungspreise genauso wie für ausgelagerte Finanzierungsinstitute.
    Fehlender Expertenrat kann teuer werden
    Oft fehlt es bei diesen Konstruktionen an der notwendigen Überwachung durch Sachverständige. Die Folge ist, dass aus einstmals aktiven Gesellschaften durch Zinseinkünfte infolge Gewinnthesaurierung passive Auslandsgesellschaften werden. Weil sie dann diese Einkünfte nicht innerhalb von fünf Jahren ausgeschüttet haben, werden sie sowohl bei Thesaurierung als auch bei Ausschüttung voll in Deutschland besteuert (bis zu 100 Prozent).
    Gewinnverlagerungen ins niedrig besteuernde Ausland geschehen meist aus Gefühlsaufwallungen. Werden die Gewinne zum Anteilseigner zurückgeholt, erhöhen sie letztlich die laufende Gesamtsteuerlast erheblich, provozieren zusätzlich vorzeitige Gewinnrealisierungen ohne Liquiditätszufluss, führen zu erhöhtem Verwaltungsaufwand und sind häufig kaum zurückzudrehen. Internationale Geschäftsbeziehungen setzen daher eine sorgfältige Spezialberatung und laufende Dokumentation voraus.

7. Internationale Amtshilfe
    Intensiv wie selten zuvor durchsuchen deutsche Finanzämter derzeit Geschäfte mit Auslandsbezug, sogenannte Auslandssachverhalte. Ob Tomaten aus Holland eingeführt werden sollen, Autos aus Tschechien oder ein ganzer Maschinenpark aus Lettland – in der Regel wird vorab geprüft, ob der Lieferant überhaupt existiert, eine Umsatzsteuer-Identifikationsnummer besitzt und die Zollpapiere echt sind. Auf diese Weise versuchen die Steuerbehörden, Scheinfirmen aufzudecken. Sie spielen bei den Umsatzsteuerkarussells eine zentrale Rolle.
    Zuerst waren es Autos, dann Kaffee und Wein, zwischendurch Teppiche, schließlich Computer und Handys. Jahrelang kauften und verkauften Wirtschaftskriminelle aus halb Europa Waren aller Art so lange im Kreis herum, bis der Fiskus draufzahlte. Dann entdeckten die Betrüger den Handel mit Verschmutzungsrechten, bei dem dies alles noch viel einfacher vonstatten ging. Schließlich mussten keine Tomaten, Pkw oder Mobiltelefone mehr hin- und hergeschickt werden, sondern nur noch Emissions-Zertifikate.
    Inzwischen haben die Drahtzieher dieser Schiebereien das Stromgeschäft für sich entdeckt. Megawattstunden werden in Umsatzsteuer-Karussellen so lange im Kreis veräußert, bis den Finanzbehörden ganz schwindelig ist. Firmen aus dem In- und Ausland kassieren Steuererstattungen und verschwinden anschließend noch schneller, als sie aufgetaucht sind. Wenn sich der Staat am Ende der Lieferkette die ausbezahlten Gelder zurückholen will, ist meist nichts mehr da – weder Firmen noch Geld.
    Welche Dimension das annimmt, hat das dem Bundesfinanzministerium unterstellte Bundesamt für Steuern in Zusammenarbeit mit Interpol ermittelt: Beim Emissionshandel entstand innerhalb weniger Monate in Europa ein Schaden von 5 Milliarden Euro. Die Akteure stammen aus halb Europa , von Zypern über Dänemark bis Spanien. Die Hintermänner sitzen am Persischen Golf , in Singapur und Hongkong . Nachdem allein der deutsche Fiskus beim Emissionshandel rund 1 Milliarde Euro verloren hat, haben die Behörden dem kriminellen Treiben inzwischen Einhalt geboten. Der Fiskus erstattet keine Umsatzsteuer mehr.
    Doch was bei der Umsatzsteuer künftig nicht mehr geht, ist bei der Körperschaftsteuer noch immer möglich. Anfang 2012 wurden in Frankfurt/Main zwei Männer festgenommen, die zusammen mit Komplizen 450 Millionen Euro Körperschaftsteuer hinterzogen haben sollen. Doch nicht nur das – den Männern wird von der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt auch Geldwäsche vorgeworfen. Die Bande hat seit 2004 mit Firmenanteilen gehandelt. Der Betrug lief so:

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