Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn - Wenn mich jemand sucht – ich bin im Kühlschrank
Jahresfeier unserer Firma auf dem Hof neben dem Hund des Hausmeisters übergeben musste, hörte ich am nächsten Tag mit dieser seltsamen Diät und dem Saufen schlagartig auf. Danach rührte ich für lange Zeit überhaupt keinen Alkohol mehr an.
Wer allerdings auf Kohlenhydrate verzichten kann und definitiv kein Alkoholproblem hat, bei dem könnte diese Diät funktionieren. Ich gehöre definitiv nicht zu diesen Menschen.
Atkins starb übrigens im Jahr 2003 an den Komplikationen nach einer Operation. Bei einem Unfall auf eisglatter Straße hatte er sich zuvor ein Kopftrauma zugezogen. Ob er wohl betrunken gewesen war? Bei seinem Tod wog er 117 Kilo, was bei einer Körpergröße von 1,82 Meter eindeutig als fettleibig bezeichnet werden kann. Interessant, oder?
Während meiner Atkins-Diät-Zeit ging ich ziemlich viel aus. Ich machte Party ohne Ende und einer dieser Abende veränderte mein Leben: Auf dem ältesten Volksfest Deutschlands und absoluten Jahreshighlight Paderborns, dem Libori, lernte ich eine nette Clique kennen. Darunter waren zwei Anwälte und Rainer, ein Tischler. Einen von ihnen sollte ich später heiraten, die anderen beiden waren unsere Trauzeugen und schließlich unsere Scheidungsanwälte.
MEIN NAM E IST
A. A. NEGATIV
Gewicht: 94 Kilo
Gefühlslage: Ich habe mich entschieden und sage: Vielleicht!
Der Tischler Rainer und ich wurden das, was man wohl »beste Freunde« nennt. Wir telefonierten stundenlang, kamen vom Hölzchen aufs Stöckchen, teilten unsere Träume und Fantasien. Mein Traum handelte nach wie vor von einem Leben als schlanke Frau. Da hatte sich nicht viel verändert, seitdem ich meinen rosa Schlüpfer im Garten vergraben hatte.
Rainer unterstützte mich dabei, ohne mir das Gefühl zu geben, dass er mich dünner lieber hätte. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich von einem Mann wirklich respektiert und gemocht – als Frau und als Freundin.
Inzwischen 22 Jahre alt, regredierte ich auf eine frühpubertäre Entwicklungsstufe, denn ich schwärmte erneut für Morten Harket. Er sah immer noch so verdammt gut aus, sogar besser als früher (im Gegensatz zu mir). In einem Interview erzählte er von einer besonderen Ernährungsmethode, die ihn so unglaublich fit werden ließ: die Blutgruppendiät. Sofort »sprintete« ich in den nächsten Buchladen, um mir die neue »Bibel« zu besorgen.
Bei dieser Art des Fastens geht es um eine Ernährungsumstellung nach der Theorie des amerikanischen Naturheilkundlers Peter J. D’Adamo, der davon ausgeht, dass Menschen mit verschiedenen Blutgruppen Nahrung unterschiedlich verarbeiten. Bestimmte Eiweiße, die in fast allen Lebensmitteln vorkommen, sogenannte Lektine, gelangen über die Nahrung ins Blut. Lektine aus bestimmten Lebensmitteln sollen mit den roten Blutkörperchen einer bestimmten Blutgruppe reagieren und verklumpen. Diese Verklumpung würde nach D’Adamo den Körper schädigen und müsste daher vermieden werden.
Genau kapiert habe ich diese Theorie nie. Ich bin schließlich keine Ärztin. Aber wenn Morten daran glaubte, tat ich es auch und erfragte beim Arzt sofort meine Blutgruppe. Ich habe A – A negativ, um genau zu sein. Diese Blutgruppe entwickelte sich, wie ich las, vor circa zwanzigtausend Jahren – zu einer Zeit, als sich der Ackerbau gerade etablierte. Das erklärte zumindest, warum ich mich so naturverbunden fühlte, schließlich liebte ich Kinder Country, die Country Cookies von Leibniz und den Country Burger von Burger King.
Nach Mister D’Adamos Theorie vertrug ich Getreideprodukte besonders gut, ebenso vegetarische Kost und pflanzliches Eiweiß. Kartoffeln sollte ich eher meiden; Milch, Butter und tierische Fette waren ganz verboten. Wäre mir dieser Verzicht leichtgefallen, wäre ich vermutlich keine übergewichtige Frau gewesen. Milch, Butter und tierische Fette waren quasi in allen Lebensmitteln, die ich kannte und liebte.
Meine Abnehmversuche scheiterten also mal wieder, wohingegen bei meiner verrückten Freundin Ingrid, die das Buch zu ihrer neuen Bibel erkoren hatte, die Theorie stimmte. Unsere Freundschaft überlebte diese Diät nur knapp. Denn ihre Kilos schwanden, meine nicht. Keine Wunder: Sie hatte Blutgruppe B und durfte alles essen – außer Getreide. So ein Glückspilz!
Noch heute stellt man sich die Frage nach dem Sinn beziehungsweise Unsinn dieser Diät. Zum Beispiel haben Humangenetiker völlig andere Theorien zur Entstehung der Blutgruppen als der gute Peter. Auch hat das Institut für
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